Mein Gelderländer Grachtenrad

Was wären wir Stadtradler ohne unsere Fahrräder? Radlos.
Ich stelle vor: Mein Gelderländer Grachtenrad.

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Wir Deutsche müssen immer einen Grund finden, warum wir Rad fahren: Weil es uns in Bewegung hält, um Staus zu umgehen, um Kalorien zu verbrennen und um Co2 einzusparen. In den Niederlanden ist das anders, hier ist Radfahren selbstverständlich. Zur Fortbewegung in der näheren Umgebung setzen sich viele Niederländer aufs Rad, so wie wir uns Schuhe anziehen, wenn wir wandern.

Als meine ältere Tochter 2014 ihr Freiwilliges Soziales Jahr in den Niederlanden antrat, begrüßte man sie direkt bei der Ankunft mit einem Dienstfahrrad. Sie durfte noch kurz in die Unterkunft und ihre Koffer abstellen, um dann unverzüglich 15 km (!) zur Dienststelle zu radeln.
Ja, die Niederländer lieben ihre Fahrräder. Von den alten Fietsen trennen sie sich nur ungerne.

Nach altem Brauch brachte eine Amsterdamerin ihr 50 Jahre altes, lahm gewordenes Gazelle-Rad nicht zur Müllkippe, sondern versenkte es seufzend in einer Gracht. Tags darauf wurde es -zusammen mit vielen, vielen anderen Fahrrädern- von einem Boot der Behörde „Waternet“ aus dem Wasser gefischt und zu einer städtischen Deponie gebracht. Hier entdeckte es ein Fahrradhändler aus der Provinz Gelderland. In seiner Voorster Werkstatt tauschte er die defekten Teile aus und verlieh dem wohlgeformten, stabilen Rahmen neuen Glanz.

In der Rubrik Fietsen en Brommers des Kleinanzeigen-Portals Marktplaats identifizierte es meine Tochter als ihrer Mutter Traumrad. Ich musste es sofort haben: Dass ich dieses und kein anderes in einer überhasteten Aktion per Auto in die autofreie Siedlung transportiert habe, möge man mir verzeihen.

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