Kürzlich war ein koreanisches Filmteam zu Gast in der autofreien Siedlung. Unter dem schönen Titel “Besuch aus dem Land der Morgenröte” berichtete das Stadtteilmagazin “Für Nippes” darüber. Da der Besuch mit dem Redaktionsschluss für die Juni-Ausgabe zusammenfiel, leider nur in einer Kurzversion. Hier der ungekürzte Artikel:
Derzeit arbeitet Fernseh-Autorin Chi-Suk Kim an einer Dokumentation für den südkoreanischen Sender KBS, die im Juni ausgestrahlt wird. Thema: “Nation Branding”. Es geht darum, Deutschland in Korea noch bekannter zu machen. Ein Thema wird die Kölner Autofreie Siedlung sein. Auf die Frage “Was interessiert an Stellwerk 60?” erzählte Frau Kim, dass die Koreaner nicht nur von deutschen Autos beeindruckt seien. Deutschland stehe für ein außergewöhnlich hohes ökologisches Bewusstsein und für Innovationsfreude, was die Förderung erneuerbarer Energien angeht. Der kurze Film dürfte dazu beitragen, Stellwerk 60 als deutsches Projekt einer gelungenen ökologischen Erneuerung international bekannt zu machen.
Einige Bewohner der Siedlung begleiteten Frau Kim und ihren Kameramann bei einem besonderen Rundgang. Man flanierte über Straßen und verwinkelte Wege, stieg in die (preisgekrönten) Fahrradkeller und wurde für den filmischen Überblick sogar auf private Dachterrassen gelassen.
Am frühen Morgen waren nur die Katzen draußen, so begann der Rundgang besinnlich. Bewohner von Stellwerk 60 hatten vor der KiTa “Alte Kantine – Lummerland” einen Frühstückstisch aufgebaut. “Siedler” Jan Tengeler, Musiker und Co-Autor des Films “Sound of Heimat”, der weltweit in Goethe-Instituten gezeigt wird, hatte sein Akkordeon dabei und stiftete spontan zum Mitsingen an: “Komm, lieber Mai, und mache….” und “Die Gedanken sind frei.”

Sounds of Heimat; Foto: Nachbarn60
Im Laufe des Tages wurde die Siedlung immer belebter, nicht nur durch die unzähligen spielenden Kinder. Stellwerk 60 zeigte sich bei bestem Wetter von der Sonnenseite und zog Besucher aus ganz Nippes an, die die autofreien Straßen auch als “Teststrecke” nutzten. An Christi Himmelfahrt konnte man eine ganze Bandbreite an Fortbewegungsmitteln bewundern, die nur durch Menschenenergie in Gang gesetzt werden: Rollstühle, Kinderwagen, Inliner, Go-Karts, Liegeräder, Einräder, Tandems, Behinderten-Dreiräder, Skateboards und Nordic Skates. Kein Wunder, dass Frau Kim die Siedlung als Park wahrnahm.
Es war ein Tag der deutsch-koreanischen Freundschaft. Frau Kim und ihr Kameramann freuten sich auch über die Einladung zum gemeinsamen Mittagessen. Im Stellwerk 60 – “Speisewagen” wurde eine Spargelcremesuppe serviert, die Dagmar Johanna Matthias vom “Weinhaus im Viertel” eigens für den Besuch gekocht hatte.
(Nebenbei bemerkt: Im “Weinhaus im Viertel” gibt es eine Sommer-Aktion: Man kann -in illustrer Runde am großen Verkostungstisch- zwischen 12h und 14h zu einem Glas Wein oder Traubensaft sehr leckere, täglich wechselnde Suppen probieren!)
Für den Kameramann, der aus Seoul angereist war, war die Spargelcremesuppe eine exotische Speise. Spargel, erklärte Frau Kim, die in Berlin lebt, sei in Korea (noch) weitgehend unbekannt, da das Gemüse dort nicht nicht angebaut werde.
Die Pariser Prachtstraße Champs-Élysées war am 8. Mai auf einer Strecke von 1,23 Kilometern erstmalig Fußgängerzone. In Zukunft soll die vierspurige Straße jeden ersten Sonntag im Monat autofrei sein – In Stellwerk 60 heißt es immer: Alle Straßen frei für Fußgänger!

Umgestiegen: Chi-Suk Kim und Hans-Georg Kleinmann; Foto: Nachbarn60