In der autofreien Siedlung Stellwerk 60 gibt es zwei Straßen, die sich so nennen, obwohl es eigentlich keine sind: Die Kesselhausstraße und die Wagenhallenstraße. Beide sind zwar (im Ausnahmefall) mit schweren Fahrzeugen befahrbar, aber es handelt sich um Fuß- und Radwege.
Im Dezember 2011 bin ich auf der Wagenhallenstraße bei Glatteis mal richtig fies ausgerutscht. Ich war zu Fuß unterwegs und bin aus der Höhe meiner recht langen Beine mit der vollen Wucht von knapp 70 Kilo Wintergewicht (inklusive Winterklamotten) aufs Steißbein geknallt, so dass mir -wie ich es noch nie erlebt hatte- für eine Weile und gefühlt fünf Minuten die Luft wegblieb. Ich richtete mich langsam auf und sog jammernd und röchelnd Luft ein. Es war fürchterlich, aber es hatte so kommen müssen. Die Wagenhallenstraße wurde noch nicht gestreut. Hinfallen war sommers wie winters Alltag, denn auch fünf Jahre nach Baubeginn war Stellwerk 60 immer noch eine Großbaustelle voller Stolperfallen.
Erst seit Abschluss der Bauarbeiten 2013 ist die Stadt Köln für Sommer- und Winterdienst zuständig, Das klappt zu unser aller Zufriedenheit wunderbar. Nur eines hat immer gefehlt: Ein Abfalleimer. Doch seit zwei Wochen…

Der kleine Hund wird gleich sein Beinchen heben – und sich als Rüde zu erkennen geben.
Übrigens wurden auch am leider namenlosen Rad/Fußweg Richtung S-Bahn Nippes noch am selben Tag zwei neue Abfalleimer aufgestellt!
Der Abfalleimer steht auf der kleinen Rasenfläche am Siedlungseingang Wartburgplatz. Das knappe Grün ist, wie wir alle wissen, ein Hundeklo. Das ist in Ordnung, solange die Leute die Hundehaufen aufheben und wegwerfen. Ein Vorteil des grünen Abfalleimers: Man könnte auch nachträglich einen (jetzt noch fehlenden) Behälter für “Hundekotbeutel” anbringen. Schwieriger wird’s mit der Entsorgung von Zigarettenkippen, denn dafür hat der Abfalleimer keine separate Vorrichtung.
Doch auch für die Raucher ist der Abfalleimer besser als keiner. Denn das Wegschmeißen von Zigarettenstummeln kann teuer werden. Anfang Juni 2019 wurde ausgerechnet in Düsseldorf ein neuer Bußgeldkatalog veröffentlicht. Die Kommunen in NRW dürfen bis zu 100 (!) Euro (statt wie bisher bis zu 25 Euro) pro weggeworfener Kippe verlangen. Ich persönlich halte die Zwangsmaßnahme für völlig überzogen. Zwar sind unachtsam weggeworfene (zugegeben giftige) Zigaretten-Kippen ein großes kommunales Problem, aber der Bußgeldkatalog erklärt den Raucher, der den Stummel auf den Boden schmeißt, zu einer Art Schwerverbrecher. Und was meint die sittenstrenge NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) dazu?
Ursula Heinen-Esser bei der Vorstellung des neuen Bußgeldkatalogs am 5. Juni: “Der öffentliche Raum ist kein Mülleimer. Und die oftmals acht- und rücksichtslose Müllentsorgung ist kein Kavaliersdelikt.” – Als gäbe es keinen Unterschied zwischen der Bagatelle “weg mit der Kippe” und einem tatsächlichen Umwelt-Verbrechen, beispielsweise der Verklappung von Gift-Müll.
Zu den neuen Bußgeldmaßnahmen passt die Parole des Heimatministeriums: DAS IST SOOO DEUTSCH! Wie man humorvoll und locker die Menschen dazu bewegen kann, Zigarettenkippen “ordungsgemäß” zu entsorgen, machen uns die Engländer vor. THAT IS VERY BRITISH:

Dass die Kippen gerade dann, wenn die Kommune nicht mit Strafe droht, sondern ein freundliches Spielchen anbietet, nicht auf der Straße, sondern im Kasten landen, beweist der oben abgebildete Ballot Bin, den ich vor anderthalb Jahren fotografiert habe- Gut gefüllt mit echten Ipswicher Kippen. Übrigens gibt es mittlerweile auch in Deutschland Ballot-Bin-Pilotprojekte!
Mehr zu den originalen Ballot Bins und zum Erfolg der Aktion:
https://commonworks.co.uk/project/ballot-bin
Doch auch wenn ich in Köln noch keine Ballot Bins gesehen habe, gab es doch kürzlich auch hier ein schönes Beispiel dafür, wie man die öde Müllentsorgung in ein munteres Spiel umfunktionieren kann.

Und was wurde neben Dextro Energy Drinks vor allem getrunken?

https://www.youtube.com/watch?v=En-g9gLh1QM