Seit letzter Woche gilt in NRW auch für Baumärkte 2G. Das heißt, nur noch “Genesene” und “Geimpfte” haben dort Zutritt. Sogenannte “Ungeimpfte” bleiben außen vor. Nun bin ich “ungeimpft” und gehe eher selten in den Baumarkt, aber manchmal brauche ich etwas, das es nur dort zu kaufen gibt. Ich hatte Glück: Gerade noch rechtzeitig vor 2G war in unserem Wäschekeller die Leuchtstoffröhre defekt. Wäschewaschen im Dunkeln – das geht schlecht. Ich stellte eine Stehlampe vor die Waschmaschine. Auf diese Weise konnte ich zwar die bunte Wäsche von der weißen unterscheiden, aber das Wäschewaschen (genauer gesagt: das Bestücken der Waschmaschine) machte nicht wirklich Spaß.
Mit Hilfe von YouTube erkannte ich, dass diesmal nicht der Starter defekt war, sondern die Röhre. So fuhr ich zum OBI und wurde dort gut beraten. Ohne Beratung vor Ort hätte ich, nur weil die Maße stimmten und mir der Name gefiel, die falsche Röhre gekauft, eine Fluora Pflanzen–Leuchtstoffröhre.
Da unser Apfelbaum noch Äpfel trug und die Leiter wackelig war, habe ich mir bei der Gelegenheit einen sogenannten Obstpflücker angeguckt. Das ist eine lange Stange, an deren Ende ein kleines Netz mit zupackenden Greifzähnchen befestigt ist. Mit dem Obst- bzw. Apfelpflücker, der einem Klingelbeutel frappierend ähnlich sieht, kommt man vom Boden aus an die Äpfel. Im Internet hatte ich zuvor ein relativ preiswertes Gerät der OBI-Eigenmarke LUX ausgeguckt. Allerdings trug die kritische Rezension eines Kunden einen zwar poetischen, aber mahnenden Titel: Wackelt wie ein Lämmerschwanz.
Glücklicherweise war das Gerät nicht vorrätig. Denn auf dem Rückweg vom OBI traf ich mitten in der Siedlung zufällig unseren “Bürgermeister” Hans-Georg Kleinmann, dem ich mein Leid klagte. Hans-Georg, so stellte sich heraus, besitzt einen hochwertigen Apfelpflücker mit Teleskopstange, den er gerne verleiht und den ich mir jederzeit bei ihm abholen könnte. Ich traute mich nicht, nein zu sagen, denn ich wollte ihn nicht verletzen. Schließlich ist Hans-Georg ein sehr hilfsbereiter Mensch, der maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sich in Stellwerk 60 über die Jahre hinweg ein erstaunlich gutes nachbarschaftliches Tausch-, Verleih- und Kommunikationsnetz (inklusive Klatsch und Tratsch, der nun mal dazugehört) entwickeln konnte.
Was den Apfel betrifft, gibt es noch eine ganz andere Verbindung zwischen Hans-Georg und mir. Im winzigen Garten von Hans-Georg und Anne steht der gleiche Apfelbaum wie bei uns: Geheimrat Dr. Oldenburg. Bauträger Kontrola hat damals auf jedes Reihenhausgrundstück je ein Apfelbäumchen gepflanzt, weder Elstar noch Granny Smith, sondern Bäume unterschiedlicher alter Sorten. “Alte Sorten” hört sich gut an, insbesondere in den Ohren des Bildungsbürgers, aber die Sache hat einen Haken.
1897 an der damaligen Höheren Lehranstalt für Obstbau zu Geisenheim als eine Kreuzung aus den Sorten Minister von Hammerstein und Baumanns Renette gezüchtet, ist der Apfel mit dem klangvollen Namen Geheimrat Dr. Oldenburg tatsächlich ein Resultat wissenschaftlicher Forschung. (vgl. Wikipedia) Der Doktor-Titel steht für Qualität, auch dann noch, wenn ein Baum ihn trägt. Doch dass es den Apfel nirgendwo zu kaufen gibt, sollte uns misstrauisch stimmen. Bei Wikipedia heißt es beschönigend: “Die geschmackliche Qualität der Äpfel gilt „selbst auf guten Standorten“ als „bescheiden“. Indes ist die Apfelsorte „aufgrund ihres einzigartigen, fast exotisch wirkenden Geschmacks in vielen Liebhabergärten“ anzutreffen.” https://de.wikipedia.org/wiki/Geheimrat_Dr._Oldenburg Mit anderen Worten: Der Apfel mit dem Doktor-Titel schmeckt zwar “fast exotisch”, aber lecker ist er nicht.
Ich verabschiedete mich von Hans-Georg mit den Worten: “Vielleicht komme ich nachher für den Apfelpflücker vorbei”, aber in mir reifte längst eine Idee. Und als ich dann das Fahrrad in den Schuppen stellte, fiel mein Blick auf das alte, auf der Nordseeinsel Spiekeroog (oder war es Schiermonnikoog?) vor über zwanzig Jahren gekaufte Krabbennetz, das seinen Zweck schon seit Jahren nicht mehr erfüllt.
Es geht nämlich auch so…
In
Ermangelung einer
Apfelangel nahm ich
das Krabbennetz. Leiterfrei glücklich,
schwankschwindellos
Ein paar Äpfel ließ ich anders als in den vergangenen Jahren am Baum, in der Hoffnung, dass… Und sie kamen, sie kamen zum ersten Mal! Die Nippeser Halsbandsittiche, prachtvolle immergrüne Papageienvögel, die selbst im Winter in Köln bleiben und uns in der lichtarmen Jahreszeit Trost spenden, hatten meine Geste verstanden und nahmen die Einladung an. Oh ja, wir teilten uns die letzten Äpfel…
Kleine Ergänzung am 12.12.:
Mittlerweile werden, wie ich vorhin las, in der Apfelernte auch Drohnen eingesetzt. Diese Drohnen sind mit Roboter-Armen ausgestattet, Pflück-Apparaturen, die auf ähnliche Weise nach den Äpfeln greifen wie das oben erwähnte Gerät, dem mit der Hand zu bedienenden Apfelpflücker. https://www.rtl.de/cms/roboter-statt-mensch-drohnen-pfluecken-in-israel-die-aepfel-von-den-baeumen-4460335.html
Doch so einfach, wie es scheint, funktionieren die Drohnen nicht, denn beim Pflücken setzt man auf die sogenannte “künstliche Intelligenz”. “Die Firma “Tevel” entwickelt die Technologie seit 2018. Eine künstliche Intelligenz erkennt anhand von Algorithmen die Frucht am Baum und kann diese ernten.” (ebd.)
Doch was ist der eigentliche Vorteil daran, dass man den Menschen ersetzt? “Die Roboter seien zwar genauso schnell wie der Mensch, würden aber keine Pausen benötigen.” (ebd.) So ist die künstliche Intelligenz: Leidenschaftslos. Im Idealfall funktioniert sie reibungslos. Das, was den Arbeitgeber schmerzt, aber dem Menschen die Arbeit erträglich macht bzw. versüßt, der Lohn und die Pause, das interessiert den Roboter nicht.
Darüberhinaus versagt die KI gerade da, wo man meint, den Menschen nach dem Prinzip “Billiger, billiger, billiger” ersetzen zu können, etwa beim Apfelpflücken. So wird, was hochtrabend daherkommt, schnell zur Lachnummer. “Die erst 2016 gegründete Fa. Abundant Robotics mit Sitz in Hayward, Kalifornien leitete am 29. Juni ein Konkursverfahren ein und steht mit seinen bis zu fünf Prototypen, Erkennungs-Software und Patenten zum Verkauf – dies ist gerade die Firma, auf die so viele Projekte, Obstbaufachleute und Zukunftsforscher als Stern am Firmament gesetzt hatten und ihre Anbausysteme als „robot ready“ ausgerichtet hatten.“ https://www.gb-profi.de/nachricht-gemuese/detail/abundant-apfelernte-roboter-konkurs-rueckschlag-fuer-robotik/
Insbesondere die “Erkennungs-Software”, also das “Hirn” des Roboters, hatte versagt. “Herausforderung ist die Fruchterkennung, die sich auf eine schmale Fruchtwand oder junge Bäume bezieht; verdeckte Früchte oder solche in Büscheln oder in Spindelbäumen entziehen sich der Erkennung, sodass die Pflückrate zwischen nur 50 % und 90 % der Äpfel am Baum schwanken kann, auch wenn die Firma von 85 % packout spricht.” (ebd.)
Diese Prozentzahlen erinnern mich an den Verkäufersprech, mit dem die Corona-Impfung damals an bzw. in den Mann gebracht wurde, und die ja auch in keiner Weise einlöst, was versprochen wurde. Doppelt Geimpfte und sogar Geboosterte stecken sich an und erkranken zum Teil sogar schwer. Gegen die “neue Virus-Variante” Omikron ist die Biontech-Impfung vermutlich sogar fast wirkungslos. Doch anders als “Robotics” wird “Biontech” weiter gesponsert. Die “Impfpflicht” wird angedroht, die Politik macht weiter wie bisher… When will they ever learn? … Wann wird man je versteh’n?
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In den OBI muss ich vorerst nicht, was ja ohnehin nicht ginge. Dabei soll es gerade in den Baumärkten neuerdings heiter zugehen. Bei Hornbach dürfen Geimpfte endlich wieder Kind sein. Und wenn die Leute zum Drive-Inn kommen, stolz ihren Impfausweis zücken und dabei fröhlich “Jippi-ei-jeh” rufen, dürfen sie bei Hornbach sogar in eine Art Touristenbähnchen steigen und an Tapetenrollen und Bohrmaschinen vorbei eine kleine “Bildungsreise” (Hornbach-Werbung) unternehmen: “Jippi-ei-jeh”.
Bei der Überprüfung der Links in meinem Blog stelle ich Anfang 2023 fest, dass man sich die kleine “Bildungsreise” nicht mehr im Internet anschauen kann, denn:
Ich hab direkt ein Bild im Kopf: Hornbach-Führungskräfte gucken sich auf einer Betriebsparty in geschlossener Gesellschaft dieses und ähnliche Videos an und haben einen riesigen Spaß daran, auf welch lustige Weise sie uns Kundinnen und Kunden “kreativ” für blöd verkauft haben.
Doch es gibt noch viele andere Beispiele dafür, wie wir durch Werbung infantilisiert werden. Ein Unternehmen, das nicht nur durch die immer dürftigere Qualität der Ware und der im “Restaurant” angebotenen Gerichte, sondern auch durch alberne Produktbezeichnungen auffällt, das ist das Möbelhaus IKEA. Hauptsache, die Leute meinen, dass sie bei IKEA nicht nur kleine Bleistifte und einen schlappen Kaffee, sondern Erlebnisse gratis bekommen: “Auf alle Besucher, die im Schlafanzug kommen, wartet noch eine ganz besondere Überraschung.” Köttbullar?

