Die großen deutschen Kirchen besitzen riesige Vermögen. Wir wissen, dass die Kirchen zwar Steuern einziehen, aber als als gemeinnützige, wohltätige beziehungsweise kirchliche Organisationen keine zahlen. Weniger bekannt ist, dass die Kirchen große staatliche Geldsummen erhalten – noch über die Zahlungen für Arbeit im sozialen Sektor hinaus. https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/ Welche politischen Befugnisse die Kirche hat , erläutert der erfrischend unsentimentale Politologe Carsten Frerk 2015 in einem Interview mit der Wirtschaftswoche. Die Vertreter der Kirchen, so Frerk, “haben einen Sonderstatus im deutschen Bundestag. Sie können ein und ausgehen, wie es ihnen beliebt. Die Kirchen sagen selbst, dass sie in allen Stadien wichtiger Gesetzesprozesse involviert sind. Selbst in der gerade erst gegründeten Atomkommission, die eine Lösung für die Finanzierung des Atomausstiegs finden soll, finden sich zwei Bischöfe. Hier findet christliche Einflussnahme statt, ohne dass es hierfür eine gesellschaftsrechtliche Grundlage gibt.” https://www.wiwo.de/politik/deutschland/carsten-frerk-ueber-die-privilegien-der-kirchen-der-staat-macht-sich-zum-devoten-deppen/12559868-all.html

Macht und Geld interessieren ein “Engelchen” nicht.
1964: Eine Hochzeit in der Bottroper St. Elisabeth- Kirche. Meine Zwillingsschwester und ich sind als “Engelchen” engagiert.
Nach der Hochzeit (rechtes Bild): Während meine Schwester (rechts) diszipliniert die Hände faltet, kann ich kaum noch ruhig stehen, weil ich nur noch an die Bälle denke, die wir zur Belohnung gekriegt haben. Die Taschen unserer Kleidchen sind verdächtig ausgebeult, denn bei der Kaffeetafel (s. Tischkärtchen) gab’s nicht nur Kuchen, sondern auch Süßigkeiten.
Die großen katholischen Feste hatten zur Freude der Christen immer auch lebensfrohe heidnische Momente. Dass “Engelchen” (oder auch “Blumen-Mädchen”) Blüten streuen, über die die Eheleute dann laufen “müssen”, geht auf einen heidnischen Fruchtbarkeits-Brauch zurück. Die gestreuten Blüten bescheren den Brautleuten einen reichen Kindersegen. Es heißt, dass der Duft der Blüten die Fruchtbarkeitsgöttinnen anlockt.
Der Auftritt sollte nicht unser einziger bleiben. Man lud uns gerne zu Hochzeiten ein, denn als Zwillinge standen wir mit den Fruchtbarkeitsgöttinnen in enger Verbindung.
Mittlerweile hat sich einiges verändert: Im Jahr 2019 wurde die Bottroper St. Elisabeth-Kirche, wo wir später auch zur Kommunion gegangen sind, entweiht – wie viele andere Kirchen.
Die Geburt von Zwillingen haben wir heutzutage nicht mehr nur dem Zufall oder der guten Laune heiterer Fruchtbarkeitsgöttinnen zu verdanken, sondern immer häufiger dem kalten Instrumentarium der Reproduktionsmedizin.
Wie eng verfilzt Staat und Kirche sind, brachte die “Pandemie” zu Tage. Wr erlebten groteske Auswüchse, wie etwa digitale Gottesdienste inklusive digitalem Klingelbeutel (!) oder Heilige Messen im Autokino. Dabei kamen die Corona-Abstandsregeln der klerikalen Berührungsscheu verkrampfter Geistlicher durchaus entgegen. Ich möchte noch einmal an Woelkis öffentlichen Brief an die „Schwestern und Brüder“ vom 19. März 2020 erinnern. Darin schrieb er: „Selbst in Kriegszeiten sind die Gottesdienste nicht ausgefallen, doch nun haben wir uns nach sehr ernsthaften Diskussionen dazu entschlossen, die körperlichen Versammlungen von Christen auszusetzen… ” Vgl.: https://stellwerk60.com/2020/04/09/fake-news-erzbischof-kardinal-woelki-wird-heute-den-menschen-die-fuesse-waschen/
Dass im Kölner Dom an Heiligabend geimpft wird, wird uns dieses Jahr hoffentlich erspart bleiben.
Derweil gilt es, den Schönen Schein zu wahren. Das “Haus der Kirche” in Köln-Nippes wird nicht nur das Pfarrbüro von St. Marien beherbergen, sondern auch das Caritas-Zentrum sowie Wohnungen und eine Arztpraxis. Es ist während der “Pandemie” gebaut worden, also während Woelki -was allgemein bekannt war- den Bericht zum Umgang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln weiter vor sich herschob. Ich denke, etwas mehr Bescheidenheit in der Namensgebung wäre da durchaus angemessen gewesen.
Beim Bau des Hauses ist zu meiner Genugtuung ein Fauxpas passiert. In diesem Fall sitzt der Teufel im Detail, hämisch lachend hockt er in der Außen-Fassade.
Das in die bronzenen Metall-Abdeckungen eingestanzte Muster (kleine Kreuze bzw. Blüten) kam mir bekannt vor. Genau dieses Muster haben manchmal die Gitter in den Beichtstühlen katholischer Kirchen. Doch warum haben Beichtstühle überhaupt Gitter? Wikipedia gibt Aufschluss: “Eingeleitet durch die Synode von Fritzlar (1244) entwickelte sich das (doppelte) Gitterfenster als Trennwand zwischen Priester und Beichtendem. Die Gitter sollten Berührungen in beide Richtungen verhindern und somit auch eventuellem sexuellem Missbrauch vorbeugen.[4] Dennoch kam es häufig zu verbalen Übergriffen seitens des Beichtvaters, die sich außerhalb des Beichtstuhls fortsetzen konnten, wie zum Beispiel bei der Beichtstuhl-Affäre der Jahre 1871/72 in Linz. Die zuvor übliche Absolution durch Handauflegen wurde seitdem abgelöst durch das segnende Kreuzzeichen.” https://de.wikipedia.org/wiki/Beichtstuhl
Sexuellen Missbrauch von Seiten Geistlicher gibt es also sehr viel länger, als man meinen sollte. Jetzt lacht der Teufel noch lauter – und empfiehlt mir ein erhellendes Interview mit dem Kirchenhistoriker Claus Arnold von der Johannes Gutenberg Universität in Mainz: https://www.sueddeutsche.de/kultur/missbrauch-katholische-kirche-vatikan-sexuelle-gewalt-1.4342244
“Meine” drei Männer (mein Vater, mein Bruder, mein Mann) waren in ihrer frühen Jugend Messdiener. Sie sind zu sanften, verantwortungsbewussten Männern herangewachsen: Freundlich, nur ein bisschen zu sehr, vom Schlag derer, die, wenn man sie ohrfeigt, dem Angreifer noch die zweite Wange hinhalten.
Aber ich glaube und wünsche mir, dass alle drei zu der Gruppe mutiger, kluger Ministranten (und -innen) gehört hätten, die während einer Messe am 3.10.2022 im Rahmen ihrer Wallfahrt nach Rom von ihren Plätzen aufgestanden sind und Erzbischof Kardinal Woelki, der die Messe hielt, den Rücken zugedreht haben.
Ich danke euch.