Das kommt mir nicht in die Tüte!

!!! Eilmeldung und Nachtrag 24.7.2019!!! Seit Anfang der Woche gibt es bei Tante Olga unverpacktes Bio-Olivenöl. Unverpackt heißt in diesem Fall: Man kann sich das spanische Olivenöl frisch aus dem Kanister abzapfen. Der Preis ist moderat, der halbe Liter kostet 6 Euro. Ich werde es noch heute probieren.

 

Wer bei Tante Olga Süßigkeiten einkauft, nimmt sich ein Baumwollsäckchen von zu Hause mit (es kann auch ein ausgeleierter Sommerstrumpf sein) oder kauft sich eines. Niemals jedoch sollte man mit einem Plastiktütchen in der Hand, und sei es auch noch so klein, in den Unverpackt-Laden gehen. Das kann übel enden. So geschehen einer jungen Studentin. Sie spazierte gut gelaunt in den Laden von Tante Olga, um sich eine gemischte Tüte zusammenzustellen. Beim Blick durchs Fenster hatte sie große, schöne Gläser voller loser bunter Süßigkeiten entdeckt.

Doch bei Tante Emmas strenger Nichte Tante Olga gibt es keine gemischten Tüten mehr, nur noch Säckchen. Und so erntete die Studentin argwöhnische Blicke. Mit einem Spürsinn für Kunststoff ausgestattet, guckte Tante Olgas Mitarbeiterin der jungen Frau auf die Finger. Nicht weil sie dachte, es könnte sich um eine Ladendiebin handeln. Im Gegenteil: In diesem Fall nahm nicht eine was Gutes weg, sondern schleuste was Ungutes ein.

Lächelnd bat Tante Olgas Mitarbeiterin die Studentin zur Kasse: “Wenn schon Tüte, dann bringst du sie bitte das nächste Mal wieder mit!”

Ein Unverpackt-Lob auf den Ladendiebstahl, denn…

… Ladendiebstahl ist Verpackungsmüllvermeidung. Ladendiebe stecken das Diebesgut gerne unverpackt in den Rucksack oder, wenn es sich um lose Leckereien handelt, unverpackt in die Backentasche. Mundräuber müsste/n Tante Olga mögen.

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Deshalb mag ich den schön eingerichteten Unverpacktladen: Freitagabend brauche ich zum Kochen 20g gehobelte Mandeln. Die konnte ich mir auch in dieser kleinen Menge (frisch und knackig!) bei Tante Olga abfüllen. Für’s Nachhausetragen hab ich mir für etwas mehr als einen Euro ein waschbares Baumwollsäckchen gekauft. Tante Olga ist ein Paradies für Liebhaber von Nüssen, Kräutern, Gewürzen und Trockenfrüchten. Man holt sich von der losen Ware so viel, wie man braucht, und hat keine halbvollen Tüten mehr rumfliegen. Aber manchmal kann das Säckchen nicht über die Tüte hinwegtrösten. Was für ein Genuss es doch war, sich eine gemischte (Süßigkeiten)tüte in die Jeanstasche zu stopfen. Lappig werdendes Papier, verklebte Gummibärchen, hart werdende Lakritzschnecken und überall der rote Schaumerdbeerenzucker.

 

 

Elfchen im Vierten: Unverpackt

Glanzfolienlos

wird Schokolade

fade aus Goldhase

Pappnase aus unverpackt angepackt

 Schade

 

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Bei Tante Olga werden vor Ostern unverpackte Osterhasen verkauft. Ich würde mir nie einen holen. Wie kann ich ihn transportieren, ohne dass er abgegriffen wirkt, gar angegriffen? Auf Schokolade sind Fingerabdrücke fies. Macht unverpackt dick? Nicht unbedingt, aber unverpackte Schokolade sollte man so schnell wie möglich aufessen.                                                                             Auch verpackte Schokolade wird irgendwann ungenießbar. Diesen Schokoladen -Nikolaus hätte ich früher auspacken und aufessen müssen.  Ein schwacher Trost: Nach vier Monaten Schonzeit in Schönheit macht er mich jetzt nicht mehr dick.

 

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Blaue Augen, rote Lippen: Ein Schokoladen- Nikolaus, wie es ihn mittlerweile fast überall gibt. Wir kaufen ihn eigentlich nur wegen der schönen Verpackung. Und verwahren ihn, bis er nicht mehr nach Schokolade schmeckt, sondern nach Seife, Zucker und Fett, nur weil ihm das Rot so gut steht.

Ein Biotop für Mehlmotten

Nach Sülz hat jetzt endlich auch Nippes einen Tante Olga-Unverpacktladen. Eine gute Sache, ersticken wir doch allmählich im Plastikmüll. Anders als bei REWE wird bei Tante Olga nicht nur an der Kasse auf Plastiktüten verzichtet und es werden auch keine Papiertüten ausgegeben. Die Kunden füllen die lose Ware in Behälter ab, die sie dort kaufen oder auch mitbringen können.

Der Verzicht auf Verpackungen schränkt das Lebensmittel -Sortiment merklich ein. Obst, frisches Gemüse, Käse und andere Milchprodukte (nur Mittwochs gibt es Milch) werden nicht angeboten. Demeter-Eier sind zwar im Angebot, aber nicht immer zu haben. Tiefgekühltes und Konserven sind gar nicht im Sortiment. Man bekommt vor allem Trockenes und Haltbares wie z.B. Nüsse, Trockenfrüchte, Hülsenfrüchte, Nudeln, Reis, Müsliflocken und Getreidekörner, das alles in beeindruckend großer Auswahl.

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Die amtlichen Auflagen, was Sauberkeit und Hygiene betrifft, dürften bei einem Unverpackt-Laden hoch sein. Auch insofern ist Tante Olga ein mutiges Unterfangen. Schade ist, dass man kaum frisches Gemüse bekommt. Ich persönlich mag überhaupt keine Hülsenfrüchte. Wer Hülsenfrüchte statt Tomaten verkauft, hat zwar keine Probleme mit Fruchtfliegen, aber mit geflügelten Insekten einer anderen Art. Ein Unverpackt-Laden ist, falls nicht akribisch auf Sauberkeit geachtet wird, ein Biotop für Mehlmotten. Da lob ich mir die bescheidene Hülsenfruchtfliege. Sie ist weder Fiesling noch Schädling… Was daran liegen mag, dass es sie nie gegeben hat.

Frische Lebensmittel muss man dann doch woanders einkaufen. Aber wie transportiert man die? Auf dem angrenzenden Wochenmarkt wird Obst und Gemüse zwar lose verkauft, aber grundsätzlich in Tüten gepackt. Was tun, wenn man weniger Tütenmüll will? Nach Möglichkeit (also nicht gerade beim Kauf von frischem Spinat!) auf Tüten verzichten. Einige Händler begrüßen es, wenn ihre Kunden Körbe oder Taschen mitbringen. Andere jedoch sind ziemlich bedient.

Doch spätestens am Wochenende ist auch bei mir mit Unverpackt Schluss. Denn dann kann man auf dem Nippeser Markt Leckereien einkaufen, für die man sonst in die Innenstadt muss: Fisch und Käse vom Feinsten.

Wer dem Käsehändler dabei zuguckt, wie er eine Tranche des Delice de Bourgogne sorgfältig in einen frischen Bogen Käsepapier einschlägt, bemerkt, dass der Handel mit Feinstkost hier nicht einfach vonstatten geht, sondern mit Genussverstand zelebriert wird. Kunstvoll eingeschlagen ist ein Stück Käse, so teuer es auch war, fast wie ein Geschenk. Und wenn ich einen frischen Crottin de Chavignol aus dem Einschlagpapier hole, fühlt es sich nicht nur nach Auspacken an.

Und was den freitäglichen Fisch betrifft: Ich habe einfach keinen Bock darauf, mir den frischen Saibling in die mitgebrachte Tupperdose packen zu lassen.