“Hömma, Lisa, deine Tochter hat DELTA, und du lädst mich nicht zur Viren-Party ein: Kniesbüggel!” – Eine Begegnung mit der Frau Keuner

“Tach”, sacht meine Nachbarin, die Frau Keuner. “Kann ich deine Tochter wohl mal sprechen?”

“Hä?” Ich war nur kurz vor der Tür, zwei Fahrräder aus dem Schuppen holen, hab die Haustür aufgelassen, da war die Frau Keuner auch schon da, als wenn sie drauf gewartet hätte. Die hat den Gehwagen die Stufe hochgebockt und is rein ins Haus. Jetzt sitzt die Frau Keuner am Tisch, und wenn die erst mal sitzt, dann sitzt die.

Ich räuspere mich: “Frau Keuner, das geht jetzt nicht, ich muss Sie leider bitten, das Haus zu verlassen.” Die Frau Keuner verschränkt die Arme.

“Meine Tochter ist vor zwölf Tagen positiv getestet worden”, sage ich und räuspere mich wieder. “Gestern stand das Gesundheitsamt hier noch einmal auf der Matte und hat den Abstrich für den abschließenden PCR-Test durchgeführt. Meine Tochter ist zwar wieder negativ, aber bis einschließlich 23.59 Uhr ist die in Quarantäne. Die darf noch nicht raus und die darf vor allem keinen Besuch haben. Die hat gehustet, geschnieft und geschwitzt. Sie wissen doch, wie hoch ansteckend die Delta-Variante ist. In den letzten Wochen habe ich mich kaum getraut, die Fenster zu öffnen, damit das Virus nicht entfleucht und halb Nippes verseucht. Es ist gut möglich, dass das Delta-Virus hier…”

“… Immer noch sein Unwesen treibt”, ergänzt die Frau Keuner und lacht. Sie schließt die Augen und holt tief Luft. “Bissken abgestanden, die Luft, aber lecker Aerosole. Wo du mir schon sonst nichts anbietest, will ich wenigstens echte Kölner Corona-Luft einatmen.” Die Frau Keuner legt den Kopf in den Nacken, atmet tief durch die Nase ein und tief durch den Mund aus.

“Frau Keuner, bitte verlassen Sie das Haus. Meine jüngere Tochter und ich stehen als ungeimpfte Kontaktpersonen einer Infizierten immer noch unter Corona-Verdacht. Und nur weil wir uns kooperativ verhalten, sieht das Gesundheitsamt von unangekündigten Hausbesuchen ab.”

“Und der angekündigte Besuch war lustig, wa?”, foppt mich die Frau Keuner. “Dat sind die neuen Vertreter, aber die kommen nicht mehr von Vorwerk, sondern vom Gesundheitsamt.”

“Es war gruselig”, antworte ich. “Da kam eine vermummte blonde junge Frau. Hellblauer Schutz-Anzug, hellblaue Maske, blaue Augen. Ich war so schlau, ganz langsam vor dem langen Stäbchen zurückzuweichen, aber meine Tochter dachte, dass es nicht weh tut, wenn sie nur den Kopf ruhig hält.”

“Ach wat”, sagt die Frau Keuner und grinst. “Wenn du nicht protestierst, dringen die umso tiefer in dich ein. Das geschulte, erfahrene Personal führt das lange, lange Teststäbchen mit ruhiger Hand durch die Nase tief und immer tiefer ein bis hinten an die Rachenwand, ja, mit ruhiger Hand platziert die medizinische Fachkraft das lange, lange Teststäbchen hinter dem Gaumenzäpfchen. Und? Hat das Personal dir Impfmuffel auch schön Angst gemacht? Hat man dir auch einen Pulsoximeter an den Finger geklemmt?”

“Ich, ich”, stammele ich. “Ich wusste gar nicht, dass es das gibt. Das…”

“Dat gibbet bei Saturn und überall”, lacht die Frau Keuner. “Der Pulsoximeter gehört heutzutage in jede Hausapotheke.”

“Das ging schneller, als ich reagieren konnte”, sage ich. “Ohne Vorankündigung und alles im Hauseingang. Und die Frau hat nur auf Nachfrage gesagt, dass sie meinen Pulsschlag und den Sauerstoffgehalt meines Blutes testet. Dabei stand ich gesund und munter auf beiden Beinen vor ihr. Ich meine, die ist vom Fach, die muss doch ein Gespür dafür haben, dass es mir gut geht. Und wollen Sie wissen, was die Person gesagt hat?”

“Was hat die denn gesagt?!… Jetzt sach schon!”

Ich lasse die Frau Keuner eine Weile zappeln und rede dann weiter: “Wortwörtlich hat die zu mir gesagt: Es kann sein, dass Sie in Kürze beatmet werden müssen. Sie wissen nichts davon, denn noch fühlen Sie sich wohl, aber Ihr Zustand kann sich binnen kürzester Zeit dramatisch verschlechtern. Sie hätten die Untersuchung auch ablehnen können, aber seien Sie froh, dass Sie kooperiert haben, denn Ihre Werte sind in Ordnung.”

 

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Ein leider unscharfes Selfie meiner physisch und psychisch verletzten jüngeren Tochter, die ebenso wie ich vermutlich gegen Delta immun ist: Am Morgen nach dem äußerst unangenehmen Abstrich für den PCR-Test war ihr rechtes Auge (der Stab wurde ins rechte Nasenloch eingeführt) gerötet. Außerdem verspürte  die “Kontaktperson” tagelang einen stechenden Schmerz im Hals.                                                              Abstriche für PCR-Tests sind immer unsanft und sollten in der Corona-Diagnostik nicht routinemäßig durchgeführt werden. Wie brutal sie sein können, musste eine meiner Schwippschwägerinnen erfahren. Bei ihr wurde ein Nerv getroffen. Nachdem sie sich vor ein paar Jahren die Nase gebrochen hat, sieht der Innenraum ihrer Nase anders aus als die Norm-Naseninnenräume auf den Abbildungen in den Fachbüchern. Das medizinische Personal müsste für den Fall, dass man solche Eingriffe überhaupt vornimmt, dringend angehalten werden, nach Vor-Verletzungen zu fragen!

Zum Vergleich hatte meine Tochter auch das andere Auge fotografiert:

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“Am Anfang dachte ich, es ist nur ein Gerücht”, sagt die Frau Keuner. “Aber dann stimmt es also, dass deine Tochter Corona hatte? Delta auch noch.” Ich nicke und setze mich zu ihr an den Tisch.

“Es ist schon vernünftig, dass du mir kein Käffken anbietest”, sagt die Frau Keuner. “Boah ey, Lisa, du hast Corona geküsst!”

“Hä?”

“Man hat dich beobachtet. Du hast am 21. Juli gegen 16h von irgendwoher ein Auto geholt und unerlaubterweise im Wendehammer geparkt. Dann hast du deine Tochter zu Hause abgeholt und zum Auto gebracht. Eng umschlungen. Bei welchem Arzt wart ihr denn, wart ihr auch in der Praxis Dr. Knoop? Stimmt es, dass die ein riesengroßes Wartezimmer mit einem riesigen, stets weit geöffneten Fenster haben und ein Extra-Stühlchen für die Personen, die unter Corona-Verdacht stehen? Und haben die euch eine halbe Stunde warten lassen, obwohl dat Mädchen Fieber hatte und gehustet und geschnieft hat?” Ich nicke.

“Hömma, Lisa, du hast deine Tochter auf offener Straße ohne alle Hemmungen abgeknutscht.”

“Weil sie mir so leid tat.”

“Angeblich hast du laut und deutlich Willkommen, Corona! gesagt”, lacht die Frau Keuner. “Und als am nächsten Tag klar war, dass die Delta hat, hast du wahrscheinlich einen Luftsprung gemacht. Und du hast alles dafür getan, dich bei ihr anzustecken. Du hast mit ihr in einem Bettchen geschlafen, du hast aus ihrem Becherlein getrunken und von ihrem Tellerchen gegessen.”

“Ja, ja, ja!”

“Ihr habt euch schön amüsiert. Und mir hast du nicht Bescheid gesagt, dass ihr eine Corona-Party feiert.”

“Eine Quarantäne ist alles andere als eine Party”, entgegne ich. “Das ist eine Freiheitsberaubung. Ja, ich wollte mich anstecken, weil ich keine Angst vor Corona habe und weiß, dass Corona mir nicht viel anhaben kann, obwohl ich knapp 63 bin. Hat offensichtlich nicht geklappt. Der Selbstversuch ist schiefgegangen. Und warum? Weil ich Corona längst gehabt haben muss. Aber ich hätte mich strafbar gemacht, wenn ich Sie eingeladen hätte. Frau Keuner, wir haben einen Termin. Ich kann nicht mehr, ich will raus!”

Die Frau Keuner lacht: “Lenk nicht ab. Ihr habt gefeiert. Letzte Woche standen hier zig Papiertüten vom REWE-Lieferdienst vor der Tür. Und jetzt machst du mitten in der Quarantäne ne kleine Radtour.”

“Nein”, wende ich ein. “Wir verhalten uns völlig korrekt. Meine kleine Tochter und ich fahren jetzt zum Test-Zentrum, um uns freitesten zu lassen. Ich kann nicht mehr. Ich will raus. Man hat uns eingesperrt, obwohl wir immun sind. Nur wenn wir weiterhin negativ sind, dürfen wir raus aus der Quarantäne. Sonst…”

“Sonst ist es wie beim Fußball”, lacht die Frau Keuner. “Dann geltet ihr zwar sechs Monate als genesen, aber die quälende Quarantäne geht noch ein paar Tage in die Verlängerung. Und beim Elfmeterschießen gibt es nur ein Tor. Deins.”

Die Frau Keuner richtet sich auf und bewegt sich langsam Richtung Haustür. “Und wat seh ich da? Satteltaschen für den Großeinkauf. Da wolltest du auf dem Weg zum Test-Zentrum an der Liebigstraße noch mal kurz beim ALDI vorbei.”

“Das sieht nur so aus”, sage ich schnell.

Die Frau Keuner lacht, wird aber wie so oft plötzlich sehr ernst. “Freu dich, dass dir Delta nichts anhaben kann. Und sei froh, dass du nicht geimpft bist, denn wenn du es wärest, hättest du zwar nicht in Quarantäne gemusst, aber man würde behaupten, dass dich nur die Impfung vor einer Ansteckung geschützt hat. Vermutlich hattest du die Alpha-Variante, die dich aber auch vor Delta schützt. Das ist allerhand für eine Olle wie dich. Solltest du dich jetzt noch impfen lassen, zerstörst du im Nachhinein die natürlich erworbene Immunität.”

Ich hebe den Arm zum Corona-Ellenbogen-Abschied. Die Frau Keuner berührt meinen Ellenbogen mit ihrem und fängt an zu heulen, und ich spüre, wie auch mir die Tränen kommen. Ich mache ihr die Tür auf, damit sie das nicht mitkriegt. Doch als sie draußen ist, bleibt sie stehen, dreht sich zu mir um, atmet tief durch und reibt sich mit dem Handrücken über die Augen.

“Noch nie hatte ein einzelnes NEIN eine solch große Bedeutung”, sagt die Frau Keuner. “Du musst jetzt stark bleiben. Wir werden niemals erfahren, wie viele Menschen bereits immun waren, als sie geimpft wurden. Wir Menschen verfügen über große Selbstheilungskräfte, aber die Impfung vertuscht die Wahrheit. Deshalb musste alles so schnell gehen, deshalb die Panikmache. Die Corona-Impfung ist der größte medizinische Skandal in der Menschheitsgeschichte.”

“Das kann man doch so nicht sagen”, sage ich.

“So kann man das auch nicht sagen”, sagt die Frau Keuner. “Skandal ist untertrieben. Die Corona-Massenimpfung ist eine Katastrophe. Und dabei dürften die meisten Schulkinder längst immun sein. Es ist verwerflich, die Kinder zu impfen.”

“Ich will das große G“, jammere ich. “Für mich und meine kleine Tochter.”

“Stark bleiben, NEIN sagen”, verabschiedet sich die Frau Keuner. “Im Namen des Lebens.”

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Meine Tochter gilt als “genesen”. Doch leider freut sich die Gesundheitspolitik nicht über eine selbsterworbene Immunität. Im Gegenteil: Nach sechs Monaten ist von Amts wegen Schluss mit “genesen”. Offiziell ist die Impfspritze schon gezückt. Impfjuristisch ist der “Genesenen”-Status der Erstimpfung gleichgestellt. 

Elfchen im Achten: Warum haben Rosen Dornen?

Am 14. Juli 2021, dem französischen Nationalfeiertag, blieb es in Paris trocken. So fiel die Selbstfeier der Grande Nation nicht ins Wasser. An genau diesem Tag jedoch ereignete sich in knapp 400 Kilometern Entfernung im Nachbarland Deutschland eine Hochwasser- Katastrophe mit verheerenden Folgen. Insbesondere Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen waren (und sind) betroffen.

Während Orte im Kölner Umland zum Teil schwer überflutet wurden (Erfstadt-Blessem), ist das Gebiet der Stadt Köln weitgehend verschont geblieben. (Kleine Ergänzung 19.8.: “Weitgehend verschont” ist relativ. Gestern war ein Installateur hier, der den Wasseranschluss im Garten repariert hat. Im Keller seines Einfamilienhauses in Köln-Pesch stand das Wasser (u.a. Toiletten-Abwasser!) 85 cm hoch. Jetzt wird er sich eine Fäkalien-Rückstauklappe einbauen. Kein Einzelfall, wie er mir erzählte.)

Auch ich bekam am 14.7. eine Ahnung davon, was es heißt, von Wassermassen eingeschlossen zu werden und nicht weglaufen zu können. Hier in Nippes hat es so stark und so andauernd geregnet, wie ich es noch nie erlebt habe. Normalerweise sind Wolkenbrüche zwar heftig, aber kurz. Doch dieser Wolkenbruch hielt stundenlang an.

In unserem Keller tropfte für kurze Zeit ein Wasserrohr, und mein Versuch, ein paar Kochtöpfe zu spülen, misslang, weil das Wasser im Spülbecken stand und nicht abfließen konnte. Um mich zu entspannen, machte ich mir lächerliche Gedanken wie: Wann kann ich die Spülmaschine wieder anstellen? In manchen Momenten schäme ich mich dafür, Glück gehabt zu haben.

https://www1.wdr.de/nachrichten/unwetter-nrw-starkregen102.html

In Paris war längst durchgesickert, dass sich im Nachbarland Deutschland eine Unwetter-Katastrophe ereignet hatte. Das hielt die Veranstalter nicht davon ab, die Nation und die militärische Präsenz und Potenz der Atommacht Frankreich aufwändig zu feiern, insbesondere mit der in Paris üblichen Militärparade. Und als am Abend das Ausmaß der Hochwasser-Katastrophe sichtbar wurde, fand im nur wenige hundert Kilometer von der Ahr entfernten Paris das große traditionelle Feuerwerk statt.

Ich stelle mir vor, der französische Staatspräsident Emmanuel Macron hätte eine seiner Fernseh-Ansprachen gehalten und gesagt: Der Sturm auf die Bastille gehört zu unserer Geschichte, aber für heute ist er Geschichte, denn wir müssen versuchen, die Welt zu retten. Das Wohlleben der Bürgerinnen und Bürger, aber insbesondere mein persönliches Wohlleben hat unverantwortliche Dimensionen angenommen. Die Katastrophe hat mir die Augen geöffnet. Ja, Ich schäme mich. Es sieht so aus, als hätten viele Menschen ihr Leben verloren. In Solidarität mit den Menschen im Nachbarland Deutschland, die alles verloren haben, habe ich beschlossen, Ressourcen und Kräfte zu schonen. Daher sage ich das Feuerwerk ab.

Leider ist die große solidarische Geste ausgeblieben. Vermutlich hat Macron in der Nacht gut geschlafen, weil alles reibungslos geklappt hat -exakt bemessene vier Stunden, wie schon Napoleon empfahl: “Trump kommt nach eigenen Angaben mit vier Stunden Schlaf aus. Auch sein Amtskollege, der französische Staatspräsident Emmanuel Macron, benötigt lediglich vier Stunden Schlaf. Von Napoleon Bonaparte stammt das Bonmot: «Vier Stunden schläft der Mann, fünf die Frau, sechs ein Idiot.» https://www.tagblatt.ch/leben/die-schlaflose-elite-ld.1042629

***

Das Frühjahr 2021 war hier ziemlich verregnet, und bereits im Juni hat es im Kölner Umland Starkregen gegeben. Ich erinnere mich an den Abend des 4.Juni, als in Pulheim Straßen überflutet wurden und zahlreiche Keller vollliefen. Die Ironie der Katastrophe: Dem Boden hat der viele Regen gut getan. Die Amseln finden Regenwürmer – und brüten noch einmal.

15. Juli: Das Wasser ist abgeflossen. Luft und Wiesen sind feucht (und sollten es noch wochenlang bleiben). Beim morgendlichen Spaziergang mit Hund Freki hole ich mir nasse Füße. Nachmittags entdecke ich in unserem kleinen Garten eine Libelle, die auf einem alten Ast der Rose einen Platz gefunden hat. Sie bleibt dort stundenlang sitzen. Erst als ich Fotos mache, fällt mir auf, dass sie sich mit den Vorderbeinen an einer Dorne festhält, nicht krampfhaft, sondern libellenleicht.

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Libellenleicht: Sogar die größten Libellen wiegen kaum mehr als ein Gramm.

Die Libelle beantwortet mir eine Frage, die ich ihr gar nicht gestellt habe:

Warum haben Rosen Dornen?

Eine

leise Antwort

der Libelle: Nur

für dieses eine Mal…

Augenblicksglück

Mir kommt das Wort Augenblicksglück einfach so, es fliegt mir sozusagen zu. Ich habe es noch nie gehört und will wissen, wer es in die Welt gesetzt hat.

Als ich das Wort Augenblicksglück in die Suchmaschine eingebe, entdecke ich einen klugen, ganz wunderbaren Text der Schweizer Theologin und Publizistin Doris Strahm. https://www.doris-strahm.ch/Strahm_015.pdf Augenblicksglück ist, so erfahre ich, ein Begriff der jüdischen Dichterin Rose(!) Ausländer (1901-1988) In ihrem Gedicht “Glanz” lässt sie ein lyrisches Du “baden” in einer Welle Glanz, die herangeschwemmt wird mit einer Muschel: “Augenblicksglück dieser Uferminute aus feinen Farben”

Wenn ich sage, dass ich “erschüttert” war, als ich die Zeile las, die nicht nur die Welle, sondern “meine” Libelle meint, ist das nicht übertrieben.

Doch was meint Augenblicksglück? “Philosophisch”, so Doris Strahm, “könnte man eine solche Erfahrung auch als Selbsttranszendenz des Lebens beschreiben: Für einen Augenblick bricht eine Dimension in die Alltagswirklichkeit ein, die für einen Moment die Begrenztheit der Endlichkeit durchbricht, ein Aufleuchten des Unendlichen im Endlichen. Im Augenblicksglück begegnet uns ein Überschuss an Wirklichkeit, ein Mehrwert des Lebens, fühlen wir uns geborgen in einem grösseren Ganzen.”

Übrigens hat die Rose, wie die Botanik sagt, keine Dornen, sondern Stacheln. Das weiß auch die beliebte WDR-Werbe-Maus, die die Kinder wissenschaftlich “aufklärt”.

” … Die Maus sagt:

Rosen haben gar keine Dornen. Und ein Kaktus keine Stacheln. In der Botanik ist das nämlich so: Dornen wachsen auf dem Körper der Pflanze. Das ist so etwas wie ein Organ. Ein Dorn lässt sich schwer entfernen. Ein Kaktus hat Dornen, das ist ein umgewandeltes Blatt. Und Stacheln sind keine Organe, sondern wie Warzen. Sie lassen sich leicht entfernen. Wie bei einer Rose…” https://www1.wdr.de/radio/wdr2/themen/frag-doch-mal-die-maus/warum-haben-rosen-dornen-102.html (Bis zum 26.8.2021 mit Film)

Nun ist das zwar naturwissenschaftlich korrekt, aber geisteswissenschaftlich beschränkt. In Sagen, Legenden, Gedichten, Geschichten und Märchen haben die Dornen der Rose eine große, auch symbolische Bedeutung. Und wer sich ein bisschen mit Rosen auskennt, weiß, dass sich ihre zarten, abstreifbaren Stacheln mit der Zeit in kräftige Dornen verwandeln, denn die Stacheln alter Äste, die keine Blätter mehr tragen, verwachsen mit der Pflanze und lassen sich nicht mehr entfernen.

Blühende Rosen sind alt und jung zugleich. Die Blüte der Rose kann nur deshalb ihre besondere Schönheit entfalten, weil die Pflanze nicht nur zarte Blätter, sondern auch kräftige alte Dornen hat. Das interessiert die WDR-Maus nicht, aber das wissen die Dichter. Sie wissen auch, wie nah Jugend und Alter, Licht und Schatten und Schönheit und Schmerz beieinander liegen. Im 35. Sonett von William Shakespeare haben wir eine flüchtige Begegnung mit der Dorne der Rose.

Roses have thorns, and silver fountains mud.” Da ich die (zweite) Zeile aus dem Sonett herausreiße, erlaube ich mir, sie sehr frei und überdeutlich zu übersetzen: Selbst Rosen haben Dornen, und die Freudenfeuerwerksfontänen hinterlassen schnöde Schlacke. (s. Paris, Nationalfeiertag 14.Juli)

Im Märchen “Dornröschen” muss der Prinz, um zu Dornröschen zu gelangen, eine (hundert Jahre) alte Dornenhecke überwinden. Viele Kandidaten verfangen sich in den Dornen und sterben, doch es gibt den Einen, der unverletzlich (immun!) ist. Als der Prinz kommt, der für Dornröschen bestimmt ist, öffnet sich nicht nur die Dornenhecke.

Von alten Dornen, die neues Leben hervorbringen, erzählt -naturwissenschaftlich nicht korrekt- ein deutsches Advents-Volkslied aus dem 19. Jahrhundert: Maria durch ein Dornwald ging

Ein Bild der Hoffnung: Als das Kindlein durch den Wald getragen,
da haben die Dornen Rosen getragen.

Neue MÄNNERPHANTASIEN – Die Renaissance des Sonnenkönigs

Wir haben in Deutschland einen Gesundheitsminister, der zum Gesundheits-Verteidigungsminister mutiert ist. Jens Spahn, der seinerzeit bei der Bundeswehr ausgemustert wurde (ob seine Homosexualität der Grund war, ist nicht bekannt), hat dem Virus den Krieg erklärt und bietet schwerstes Geschütz auf: Die Massenimpfung. Von uns Bürgerinnen und Bürgern wird soldatische Treue erwartet: Wir sind das Impfvolk.

Anfang August hielt sich unser Gesundheitsminister zwar nicht in Berlin auf, war aber selbst im “Liebesurlaub” am Tegernsee in Gedanken stets bei uns. So titelte rtl.de: “Jens Spahn (CDU) schickt Grüße aus dem Liebesurlaub in den Bergen” https://www.rtl.de/cms/mit-ehemann-am-tegernsee-gesundheitsminister-jens-spahn-sendet-gruesse-aus-dem-urlaub-4809772.html

In einem Interview mit dem Merkur sagte Spahn einen Satz, der so noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre: “Impfen ist ein patriotischer Akt.” Der Satz ist Teil einer Antwort auf die Interview-Frage Was sagen Sie Bürgern, die sich bisher nicht impfen lassen wollen? Spahn: “Es geht nicht nur darum, sich selbst zu schützen, sondern auch uns als Gesellschaft. Impfen ist ein patriotischer Akt. Ich halte nichts von einer Impfpflicht gegen COVID-19. Aber ein Gebot, sich impfen zu lassen – das gibt es schon. Ja, das Impfen ist eine persönliche Entscheidung. Aber es ist auch eine mit Auswirkungen für uns alle. Jeder Einzelne entscheidet mit darüber, wie schwer Herbst und Winter für uns alle werden…https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/interviews/interviews/muenchner-merkur-050821.html

Weil Spahns Formulierung “Patriotischer Akt” für einen deutschen Politiker untypisch ist und mich eher an die hymnisch-sentimentalen Töne der amerikanischen Polit-Propaganda erinnert (MAKE AMERICA GREAT AGAIN), werfe ich einen Blick in Richtung USA. Und siehe da: Kopiert hat Jens Spahn (bzw. haben seine PR-Berater) den amerikanischen Präsidenten Joe Biden, der den diesjährigen amerikanischen Unabhängigkeitstag (4.Juli) zu einer Werbeveranstaltung für die Corona-Impfung umfunktioniert hat.

“… US-Präsident Joe Biden hat die Amerikaner am Nationalfeiertag mit Nachdruck zur Impfung aufgefordert, um gemeinsam die “Unabhängigkeit” vom Coronavirus zu erreichen. Sich impfen zu lassen sei das “Patriotischste”, was die Bürger jetzt tun könnten, sagte er am Unabhängigkeitstag. “Falls Sie noch nicht geimpft sind, tun Sie es! Tun Sie es jetzt – für sich selbst, für Ihre Lieben, für Ihre Gemeinde, für Ihr Land!” Dank der Impfkampagne seien die USA “näher dran als je zuvor, ihre Unabhängigkeit von dem tödlichen Virus zu erklären”, betonte Biden…” https://www.tagesschau.de/ausland/unabhaengigkeitstag-usa-103.html

Biden’s Impfziel von 70% Vollgeimpften wurde nur knapp verpasst. Daher wurde im Jahr 2021 nicht nur die historische Unabhängigkeit von Großbritanien (1776) gefeiert, sondern eine neue Unabhängigkeitserklärung in Aussicht gestellt, die vom “tödlichen” Virus. Beim Grillfest mit 1000 geladenen Gästen gab sich Joe Biden bescheiden. Der mächtigste Mann der Welt schlüpfte in den Schafspelz der Sanftmut. Sein pastorales Credo: Ich bin so sterblich und verletzlich wie ihr alle, ich bin einer von euch. Lasset uns eins sein im Kreis der Geimpften.

Amtsvorgänger und Impfbefürworter Donald Trump hätte, so denke ich, auch die zum Greifen nahe “Unabhängigkeit von dem tödlichen Virus” gefeiert, aber mit einer Militärschau nach französischem Vorbild – wie im Jahr 2019.

Weil am 14. Juli 2017 auch an den Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg erinnert wurde, hatte der französische Staatspräsident Emmanuel Macron den US-Präsidenten samt Gattin Melania zur Militärparade eingeladen, bei der auch rund 200 US-amerikanische Soldaten aufmarschierten – Zum Entzücken von Donald Trump, der direkt Ähnliches wollte: HABEN, HABEN, HABEN…

Trump bekam. Der Tagesspiegel schrieb 2019: “Und Donald Trump bekommt endlich seine lang ersehnte Militärschau, die er seit dem Tag in seine Hauptstadt holen wollte, als er den französischen Nationalfeiertag im Herzen von Paris miterlebt hat. Das ist zwei Jahre her. Es hat ein bisschen gedauert, da seine Pläne auf großen Widerstand gestoßen sind, unter anderem bei der Stadtverwaltung von Washington. Und die Schau fällt auch deutlich bescheidener als ihr Vorbild aus Frankreich aus. Aber Trump ist zufrieden. https://www.tagesspiegel.de/politik/hubschrauber-und-kampfflieger-ueber-washington-donald-trumps-martialischer-4-juli/24527824.html

Und wie wurde in Frankreich der 14. Juli 2021 gefeiert, nachdem die Parade 2020 wegen Corona ausgefallen war? Magnifique! Mit militärischem Prunk und Pomp – zum Schutz des Präsidenten vor dem Volk unter Einhaltung der Corona-Sicherheitsmaßnahmen:

“Zum Auftakt fuhr Staatschef Emmanuel Macron in einem offenen Militärwagen über die Prachtstraße. Eröffnet wurde die Parade von der Kunstflugstaffel Patrouille de France, die die Farben der französischen Flagge in den Pariser Himmel zeichnete. Rund 5000 Militärs und Angehörige des Sicherheitsapparats nahmen an der Parade teil. Besonders geehrt wurde in diesem Jahr die internationale Truppe «Takuba», die in der Sahelregion gegen islamistischen Terrorismus aktiv ist.” https://www.zeit.de/news/2021-07/14/frankreich-begeht-nationalfeiertag-mit-grosser-militaerparade?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

Am 12. Juli, nur zwei Tage vor dem Nationalfeiertag, kündigte Emmanuel Macron, Sohn einer Kinderärztin und eines Neurologen sowie Bruder eines Arztes und einer Ärztin, in einer abendlichen Fernseh-Ansprache eine Impfpflicht für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitssektors an. Vor dem Hintergrund der drastischen Verschärfungen der staatlichen Corona-Maßnahmen war die Parade am 14. Juli vor allem eines: Die triumphale Feier der staatsmännischen Autorität.

Wenige Tage später begab sich Macron auf eine Dienst-Weltreise, deren vorrangiger Zweck die Selbstdarstellung gewesen sein dürfte. Auf der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am 23.7. zeigte sich Macron in Tokio einem Welt-Publikum. “… „Wir müssen standhalten, wir müssen diese Spiele austragen“, sagte Macron, der am Freitagabend (Ortszeit) die Eröffnungsfeier besuchte, im französischen Fernsehen. „Das ist wichtig, weil der Olympische Geist ein Geist des Zusammenhalts ist. Das brauchen wir in diesen Zeiten.“...” https://www.sport1.de/news/olympia/2021/07/macron-lobt-japan-wir-mussen-diese-spiele-austragen

Mens vaccinata in corpore vaccinato – Austragungsort der nächsten Sommer-Olympiade soll im Jahr 2024 Frankreich sein. Schon jetzt träumt Macron von einer Eröffnungsfeier mitten in Paris: “… Im Ziel soll eine Eröffnungsfeier stehen, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat. Sie zieht aus dem Stadion ins Zentrum, sie werde “einmalig und revolutionär” schwärmt Staatspräsident Emanuel Macron bereits. Noch fehlen viele Details für die Zeremonie am 26. Juli 2024, bekannt ist, dass eine Party auf Lastkähnen auf der Seine geplant ist mit Hunderttausenden Schaulustigen am Ufer.https://www.eurosport.de/olympia/olympia-tokio-2020/2020/olympia-2021-frankreichs-traumt-von-bunten-und-lebendigen-spielen-2024-in-paris-macron-schwarmt-von-_sto8483885/story.shtml

Und mag auch der Olympische Geist überleben – Ich fürchte um des Präsidenten Geisteszustand.

Anschließend reiste Macron nach Französisch-Polynesien weiter. In Teahupoo im Süden von Tahiti sollen 2024 die Surf-Wettbewerbe der Olympischen Spiele stattfinden, knapp 16.000 km weit weg von Paris. Dieses Vorhaben ist nicht nur, was den Klimaschutz angeht, unverantwortlich. Es ist schamlos angesichts der Tatsache, dass Frankreich 30 Jahre lang die Atolle Mururoa und Fangataufa für (insgesamt 193!) Atombombentests missbraucht hat – mit katastrophalen Folgen für Mensch und Natur.

Schamlos ist auch, dass Macron in Tahiti als Corona-Heilsbringer auftrat und auch hier für die Impfung geworden hat. Denn die Impfquote in Französisch-Polynesien ist bislang niedrig (weniger als 30% der Bewohner sind bislang doppelt geimpft). Das jedoch könnte Macrons saubere Olympische Spiele gefährden.

Unten stehendes Video wurde in einem Krankenhaus in Papeete/Französisch-Polynesien an eben dem Tag gedreht, als im fernen Frankreich das Gesetz verabschiedet wurde. Wir sehen den Präsidenten auf einer Station des Krankenhauses. Was seinen Kleidungs-Beratern nicht hätte passieren dürfen: Macron ist gekleidet, als ginge er zu einer Beerdigung. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, schwarze Krawatte. Nur die OP-Maske ist hellblau. Es ist nur zu hoffen, dass kein Covid19- Patient ihn so sehen bekam.

Macron kommt in der Station an, er begrüßt das medizinische Personal. Das letzte, zentrale Bild des Videos zeigt Macron in Großaufnahme, der Präsident, der die linke Bildschirmhälfte fast komplett ausfüllt, nimmt sich eine Person vor, die wir nicht zu Gesicht bekommen. Vermutlich ist es eine Pflegekraft, die sich nicht impfen lassen will. Es kann aber auch sein, dass dort nur ein Pappkamerad aufgestellt ist. Hinter Macron stehen weitere Personen, die ihm stumm den Rücken stärken. Alle tragen hellblaue Masken mit weißem Rand und weißen Bändchen. Macron, ein attraktiver Mann mit angenehmer Stimme, ist im Bildvordergrund so platziert, dass wir ihm beim Reden ins Gesicht gucken können. Was er sagt, hat er vermutlich auswendig gelernt.

Was Macron zu dieser Pflegekraft bzw. ihrer Attrappe sagt, sagt er gleichzeitig zu allen impfskeptischen Menschen. Auszugsweise wird der Text in der Süddeutschen Zeitung zitiert: “Der Präsident griff am Sonntag, von seiner Polynesien-Reise aus, diejenigen Franzosen, die sich nicht impfen lassen wollen, scharf an. Wer jemand anderen anstecke, weil er nicht geimpft sei, mache andere zu “Opfern seiner Freiheit”. Wenn Nicht-Geimpfte als Covid-19-Patienten im Krankenhaus behandelt werden müssten und deshalb “andere Operationen abgesagt werden müssen”, dann “nennt sich das nicht Freiheit, sondern Verantwortungslosigkeit und Egoismus”, so Macron.” https://www.sueddeutsche.de/politik/frankreich-corona-gesundheitspass-1.5363799

Monsieur Macron, könnte es nicht sein, dass der eigentliche Egoist ein ganz anderer ist?

Die Welt zitierte noch einen anderen Satz aus Macrons Rede: “… „Was ist eure Freiheit wert, wenn ihr mir sagt, ‚Ich will nicht geimpft werden‘, ihr aber morgen euren Vater, eure Mutter oder mich infiziert?“…” https://www.welt.de/politik/ausland/article232726325/Frankreich-Macron-kritisiert-Demonstranten-Ich-moechte-zur-Einigkeit-aufrufen.html

Ihr kontaminiert euren Vater, eure Mutter oder sogar mich…. “moi-même!”… Monsieur Macron, ich kann Sie beruhigen. Sie müssen keine Angst vor uns Ungeimpften haben, denn ich glaube nicht, dass irgend jemand von uns vorhat, Sie zu umarmen.

Am Schluss seiner fünftägigen Reise hielt Macron noch eine Rede in der Hauptstadt Papeete. “Die Nation hat eine Schuld gegenüber Französisch-Polynesien”, sagte er. Aber Macron bat – anders als von Opfer-Verbänden gefordert – nicht um Vergebung. Er versprach lediglich “Aufklärung” sowie eine bessere Entschädigung der Opfer. “… Das Wort “Entschuldigung” nahm Macron in seiner Rede nicht in den Mund. Tatsächlich verteidigte er grundsätzlich die Entscheidung seiner Amtsvorgänger ausgehend von Charles De Gaulle, Frankreich zu einer Atommacht zu machen. Dies habe auch dem Schutz von Französisch-Polynesien gedient, sagte Macron in Papeete. Opfer-Vertreter Uebe-Carlson übte scharfe Kritik: “Es gibt keinerlei Fortschritt in dieser Rede, nur Demagogie.” Der französische Staat verbreite weiterhin Lügen...” https://www.tagesschau.de/ausland/europa/atomversuche-suedpazifik-macron-101.html

Die Opfer lediglich mit Geld abzuspeisen, ist blanker Hohn. Der Gipfel der Scham- und Respektlosigkeit ist allerdings die selbstgerechte, menschenverachtende Behauptung, dass die atomare Bewaffnung Frankreichs “dem Schutz von Französisch-Polynesien gedient” habe.

In seiner Egomanie und Geltungssucht erinnert mich der französische Präsident zunehmend an den absolutistischen “Sonnenkönig” Ludwig den 14.

Wohlgemerkt: Anders als der Sonnenkönig hat Macron keinen üblen Körpergeruch. Im Gegenteil: Macron riecht gut, er duftet. Und wenn Emmanuel einmal nicht daheim ist, benutzt Brigitte sein Parfum. “Elle adore porter son parfum quand il n’est pas là.” Zu deutsch: Sie liebt es, sein Parfüm zu tragen, wenn er nicht da ist. (Übersetzung: deepL) Der ganze Dior-Werbeartikel: https://www.femmeactuelle.fr/beaute/news-beaute/brigitte-macron-porte-le-parfum-de-son-mari-quand-il-nest-pas-la-decouvrez-lequel-2075065

Eine Kostbarkeit ist ein fast 50 Jahre alter WDRZeitzeichen-Beitrag des aus der Schweiz stammenden Journalisten Hans-Conrad Zander. “Der König stinkt” ist voller geschliffen scharfer Sätze wie diesem: “Denn es kennzeichnet den allgemeinen Gestank einer Epoche, dass ihn die Zeitgenossen selbst nicht wahrnehmen.”

“Spritztour” und “Bratwurstimpfen” – Wie man versucht, uns die Corona-Impfung schmackhaft zu machen

Als das Kölner Großbordell PASCHA noch geöffnet war, begegnete ich einmal auf dem Bahnsteig des nahe gelegenen Nippeser S-Bahnhofs einer Gruppe junger Männer, die einen Junggesellenabschied feierten und mit der Bahn angereist waren.

“Wat kuckst du so, wir sind auf Spritztour”, rief einer der Männer. “Abspritztour”, ergänzte grinsend ein anderer, sammelte Speichel und spuckte direkt vor mir auf den Boden. Wie bei den Junggesellenabschieden im PASCHA üblich, gingen die Männer vermutlich nicht ins PASCHA-Laufhaus, sondern “nur” in den PASCHANightclub, wo “nur” mit Champagner gespritzt wurde, was schäbig genug ist. Die Tarife im Nightclub waren: “Gratiszugang für „Senioren“ ab 66, für Geburtstagskinder und Bräutigame auf Junggesellenabschied (für die aber nur freitags). Alle anderen müssen unter der Woche 30, am Wochenende 35 Euro Eintritt für den ­Pascha Nightclub zahlen. Inklusive Alkohol, Stripshow und allem Pipapo.” Unbedingte Leseempfehlung: https://www.emma.de/artikel/eine-emma-reporterin-im-pascha-bordell-266177

Das Wort “Spritztour” wird, so denke ich, auch für Internet-Pornos benutzt. Zur Überprüfung setze ich mich an den Rechner. Als ich in die Suchmaschine “Spritztour Porno?” eingebe, komme ich auf die Seite “Superscharfe Spritztour mit Milena”. Die Bilder, die ich zu sehen bekomme, erspare ich mir zu beschreiben. Ich kotze fast.

Umso erstaunlicher ist es, dass sich der Begriff “Spritztour” in einer Werbung für eine Corona-Impf-Kampagne der KV (Kassenärztliche Vereinigung) Nordrhein wiederfindet.

“Spritztour” klingt, als handele es sich bei der Massenimpfung um ein Volksvergnügen. Schamlos ist, eine umstrittene medizinische Maßnahme als Event zu verkaufen. Darüberhinaus ist “Spritztour” in dem Zusammenhang ein euphemistischer, verschleiernder Begriff, denn…

“Eine Impfung erfüllt aus juristischer Sicht – wie jede andere eingreifende ärztliche Maßnahme auch – zunächst einmal den Tatbestand einer Körperverletzung… Diese Körperverletzung ist nur dann nicht rechtswidrig, wenn ein Rechtfertigungsgrund im juristischen Sinne, bei ärztlichen Eingriffen in der Regel in Form der Einwilligung seitens des Patienten vorliegt.https://www.impf-info.de/component/content/article.html?id=89:impfaufklng-juristisches

Auch aus ethisch-moralischer Sicht ist die Verabreichung einer Spritze eine massive Grenzüberschreitung, denn Medizinerinnen und Mediziner dringen -wenn auch mit steriler Nadel- in einen fremden Organismus ein und verletzen Haut und Gewebe. Manchmal ist diese Verletzung/Selbstverletzung medizinisch unumgänglich, etwa bei der Insulin-Behandlung von Menschen mit Diabetes. Doch sollte man insbesondere gegenüber Kindern, was den Einsatz von medizinischen Nadeln betrifft, zurückhaltend sein. Ich denke da vor allem auch an Blutabnahmen, die man nur im Notfall durchführen sollte.

Injektionsspritzen gibt es übrigens erst seit dem 19. Jahrhundert. Bei wikipedia lese ich folgendes: “In der Antike und im Mittelalter wurden Substanzen zwar „gespritzt“, jedoch nicht in das Gewebe oder in Gefäße, sondern in frei zugängliche Körperöffnungen.” Das heißt: Oral, anal, vaginal – und vermutlich auch in die Nasenlöcher und in die Ohren.

Die Impfkampagne “Spritztour” zu nennen, ist nicht nur harmlos biederwitzig. Unter der verklemmten Vokabel schimmert meines Erachtens etwas durch, das man eine klammheimliche Freude nennen könnte: Ihr kommt alle dran. Und haben nicht vielleicht auch einzelne (natürlich nur einige wenige!) Ärztinnen und Ärzte eine gestörte Lust dabei, Menschen mit medizinischen Instrumenten zu verletzen, sie zu stechen, ihnen etwas zu verabreichen oder in sie hinein zu spritzen? Ungestraft darf auf der Internet-Seite von Thieme, “marktführender Anbieter von Informationen und Services, die dazu beitragen, Gesundheit und Gesundheitsversorgung zu verbessern” (thieme.de), seit 2014 folgender Text stehen, der heiter daherkommt, aber meines Erachtens verächtlich ist:

Blut abnehmen kann richtig Spaß machen. Das merkt man spätestens im Innere-Tertial im Praktischen Jahr. Dort wird man bei 20 bis 30 Blutabnahmen täglich rasch zum versierten Blutsauger. Die meisten PJler beginnen mit einer eher niedrigen „Trefferquote“, die sich dann bis zum Ende gewaltig hochschraubt. Dann ist selbst die adipöse Asthmatikerin mit quasi inexistenten Unterarmvenen kein Problem mehr: Kanüle rein, Stempel raus – und schon fließt das Blut angenehm rieselnd ins Röhrchen.” (“Dr. med. Gross, Anästhesist in Berlin”) https://www.thieme.de/viamedici/klinik-medical-skills-praxisanleitungen-1551/a/praxisanleitung-blutabnahme-23698.htm

Auch die “Spritztour” macht den Ärztinnen und Ärzten richtig Spaß, schon deshalb, weil sie ihnen einen guten Zuverdienst sichert. Die Idee, die Kampagne “Spritztour” zu nennen, hatten dabei wohl kaum die abgebildeten Mediziner, sondern die Mitarbeiter der KV-Presseabteilung. “Spritztour” kommt so lustig und heiter daher wie “der kleine Pieks”. “Spritztour” banalisiert, was meines Erachtens unverantwortlich ist.

Denn Impfungen haben unter Umständen katastrophale Folgen für die Geimpften. Was zur Zeit nicht oder nur rudimentär stattfindet, ist eine tatsächliche Aufklärung der Menschen über mögliche Langzeitschäden einer Impfung. Ich komme einmal mehr auf die Schweinegrippe-Impfung, weil wir ihre katastrophalen Folgen als deutliche Warnung verstehen sollten. Die Schweinegrippe-Impfung “wurde bundesweit empfohlen, aber von den Bürgern kaum angenommen. Gott sei Dank, denn die Impfung hatte und hat erhebliche Nebenwirkungen. Bis heute sind alleine in Deutschland mehr als hundert meist junge Menschen an Narkolepsie erkrankt (viele von ihnen erst nach Jahren!). Die Pandemie ist jedoch ausgeblieben, Pandemrix-Dosen im Wert von 20 Millionen Euro mussten vernichtet werden. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben damals eine unrühmliche Rolle gespielt, indem sie in Sondersendungen für die Impfung geworben haben.” https://stellwerk60.com/2020/03/27/zweites-corona-elfchen-coronoia/

Hauptleidtragende waren und sind Kinder und Jugendliche, die deutlich häufiger erkrankten als Erwachsene. Das Schreckliche an der Krankheit: Sie setzt den uns innewohnenden, in frühester Kindheit mühsam erworbenen Tag/Nacht-Rhythmus außer Kraft, der es uns ermöglicht, dass wir uns in Raum und Zeit orientieren und nicht “aus der Welt fallen”.

Die Schweinegrippe-Impfung hat zudem gezeigt, dass eine Impfung nach Jahren noch eine schwere Krankheit auslösen kann. Was die “späten Fälle” betrifft, wird gerne behauptet, die Krankheit wäre bereits kurze Zeit nach der Impfung ausgebrochen, aber erst später aufgefallen. Das ist aber nicht der Fall. Die durch die Schweinegrippe-Impfung verursachte Narkolepsie ist tatsächlich in vielen Fällen erst nach Jahren ausgebrochen. Warum das so ist und überhaupt sein kann, erklärt ein informativer Artikel im Ärzteblatt, den auch medizinische Laien verstehen: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/63356/Grippeimpfung-Wie-Pandemrix-eine-Narkolepsie-ausloest

Die Schweinegrippe war für Kinder und Jugendliche deutlich gefährlicher als Corona. Insofern war es damals gerechtfertigt, die Impfung für Kinder und Jugendliche anzubieten. Bei Covid 19, einer Krankheit, die Kindern kaum etwas anhaben kann, sieht das ganz anders aus. Kinder dürften (vielleicht bis auf wenige Ausnahmen) nicht gegen Corona geimpft werden! Die Impfung ist unverhältnismäßig, denn der “Nutzen”, den Kinder von der Impfung haben, steht in keinem Verhältnis zu den Risiken.

Ich kann verstehen, dass Menschen sich impfen lassen, um nicht weiter gemobbt und denunziert zu werden, wie es impfskeptischen Menschen zunehmend passiert. Ich kann verstehen, dass Menschen sich impfen lassen, um Freiheiten zurück zu bekommen. Doch diese Freiheit hat einen schalen Beigeschmack, denn auch und gerade die “Befreiten” sind an der langen Leine einer Gesundheitspolitik, die sich zunehmend als autoritär und freiheitsberaubend entpuppt.

Ich kenne Menschen, die sich impfen lassen, weil sie völlig überzogene Krankenkassenbeiträge bezahlen und endlich etwas vermeintlich Wertvolles, als das uns die Impfung verkauft wird, zurückhaben wollen. Auch das verstehe ich. Was ich nicht verstehen kann, ist, dass man sich mit einer Portion Heimatgefühl und einer Thüringer Rostbratwurst ködern lässt, so gerne ich die ab und an esse, aber nur mit viel Senf.

Keine Satire:

“… Eine Bratwurst als Belohnung hat der Impfstelle im südthüringischen Sonneberg am Freitag einen regelrechten Ansturm auf COVID-19-Impftermine beschert. Bis zum Nachmittag kamen nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) 250 Menschen, um sich neben der Spritze in den Oberarm auch noch die kulinarische Spezialität abzuholen.” u.a.: https://www.tagesschau.de/ausland/corona-liveblog-freitag-101.html#Bahn-Gewerkschaft-Zug-Personal-kein-Impfpass-Kontrolleur

Übrigens werden auch im Kölner REWE Thüringer Spezialitäten angeboten:

P1050153

Heichelheimer Kartoffelpuffer: Dass sich Produkte aus dem deutschen Osten im deutschen Westen gut verkaufen, ist gewiss auch unserer Bundeskanzlerin zu verdanken.  Mit frischen Kölner Rievkooche können die Frost-Puffer allerdings nicht konkurrieren. Angela Merkel stammt übrigens nicht aus Thüringen, sondern aus Brandenburg. Und eine Heichlerin ist sie auch nicht.

Kleine Ergänzung:

Fundstück. Hannover, 13.11.21