Elfchen im Elften: Der dreibeinige Hund

Am Tag vor Allerheiligen hatte ich eine schöne Begegnung mit einem dreibeinigen Hund: Lebhaft, blond gescheckt, drahthaarig, freundlich und beweglich. Obwohl ihm ein Hinterbein fehlte, hatte der Rüde einen ausgezeichneten Gleichgewichtssinn. Leicht fiel es ihm nicht, die richtige Position zum Pinkeln zu finden. Er hüpfte auf der Stelle, doch irgendwann drückte er sich an eine Hecke und hob das nicht mehr vorhandene rechte Bein.

Seine junge Besitzerin war gut gestimmt. Ich dachte an unseren vor einem Jahr im Alter von knapp 13 Jahren verstorbenen Familienhund Freki, der irgendwann zu schwach war, das Bein zu heben, und sich zum Pinkeln nur noch hinhockte. Ich hatte mit dem dreibeinigen Hund kein Mitleid, denn er litt nicht, sondern freute sich des Hundelebens, was wohl auch an seinem heiteren „Frauchen“ lag. Mir kam ein Satz, den ich zu einem traurig wirkenden Menschen nicht gesagt hätte: „Manchmal ist es praktisch, nur noch drei Beine zu haben.“ Zu meiner Erleichterung lachte die junge Frau und sagte: „Manchmal macht er sogar Handstand.“

Wir unterhielten uns noch eine Weile. Der Hund war vor zwei Jahren zu seinem „Frauchen“ gekommen. Er hatte in Portugal auf der Straße gelebt und war bei einem Autounfall schwer verletzt worden. Ein lieber zehnjähriger Hund, dem es auf der Straße gut gegangen sein muss und der das große Glück hatte, nach dem schrecklichen Unfall tierärztlich versorgt, gesundgepflegt und genau an den Menschen vermittelt zu werden, zu dem er gehörte.

Als wir uns verabschiedeten, sagte die Frau: „Sie dürfen den auch streicheln.“ „Gerne“, sagte ich, was nicht ganz stimmte. Ich hatte, obwohl ich dem Hund nur meinen Handrücken zum Beschnüffeln reichte, dem verstorbenen Freki gegenüber ein furchtbar schlechtes Gewissen. Es fühlte (und fühlt!) sich an wie Fremd(Gassi)gehen.

Lieber Freki, ich widme dir mein Elfchen des Monats November. Ich bin einem Hund begegnet, der mich beeindruckt hat, denn er hat nur drei Beine, kann aber immer noch markieren. Wie du hörst, handelt es sich um einen Rüden (pardon!). Und es ist dein ehemaliges Revier, das er markiert. Für mich ist dieser dreibeinige Rüde wie dein Sohn, denn er ist ein echtes Stehaufmännchen bzw. ein Stehaufrüde – wie du.

Hundewunder der unfreiwilligen Dreibeinigkeit:

Dann

und wann

trifft man den

dreibeinigen Rüden im Handstand

an

Zwei Tage später wurde mir von change.org eine Petition zugespielt: Tiermediziner:innen für echten Tierschutz! Schlachthofpraktikum beenden. Vor Jahren hatte es schon einmal eine Petition zu genau dem Thema gegeben, die aber versandet war, weil nur wenige Menschen unterschrieben hatten. Die aktuelle Petition hat mehr Aussicht auf Erfolg, denn sie wurde von einem prominenten Tierarzt gestartet, dem YouTuber und ARD-Tierexperten Karim Montasser („Die Haustierprofis“) .

Der Hintergrund: Wer Tiermedizin studiert, muss ein dreiwöchiges Praktikum in einem Schlachthof absolvieren. Die Petition fordert aber nicht nur die ersatzlose Streichung des verpflichtenden Schlachthofpraktikums, sondern formuliert Alternativen: „Stattdessen sollte es durch Praktika ersetzt werden, die auf den Schutz und die Pflege von Tieren ausgerichtet sind.“

https://www.change.org/p/beenden-sie-das-verpflichtende-schlachthofpraktikum-im-studium-der-veterin%C3%A4rmedizinstudium?signed=true

Ich habe dann die Petition unterschreiben, einen kleinen Obolus entrichtet und einen Kommentar verfasst: Dieses Praktikum ist ein brutaler Kniefall vor der Massentierhaltung und entwürdigt uns alle: Mensch und Tier. Viel sinnvoller wäre z.B. ein Praktikum auf einer Auffangstation für verletzte Wildtiere.

Auf die Auffangstation für Wildtiere bin ich deshalb gekommen, weil wir vor ein paar Jahren einmal eine positive Erfahrung mit der tierärztlichen Versorgung eines Wildtiers gemacht haben. Meine Tochter hatte zusammen mit einer Freundin am Rand der autofreien Siedlung nahe der S-Bahn einen verletzten Igel gefunden, der am Bauch eine infizierte Fleischwunde hatte. Der Igel war nicht mehr in der Lage, sich einzurollen, aber er trank gierig das Wasser, das die beiden ihm vorsetzten. Nachdem sie sich per Internet kundig gemacht hatten, betteten die Freundinnen ihn in einen mit einer Decke ausgekleideten Karton und brachten ihn zu einer Braunsfelder Tierarztpraxis, in der verletzte Wildtiere versorgt und nach erfolgreicher Behandlung wieder ausgesetzt werden. Die Behandlung ist für die Menschen, die ein verletztes Tier vorbeibringen, kostenlos, aber eine Spende ist herzlich willkommen. https://www.vetzentrum-koeln.de/wildtiere/

Während ich auf dem Sofa sitzend die Petition kommentierte, hörte ich in dem Moment, als ich die Wörter „Auffangstation für verletzte Wildtiere“ schrieb, einen dumpfen Knall: Eine Taube war von einer Windbö erfasst und an die Scheibe der Terrassentür geworfen worden. Glücklicherweise blieb das Tier unverletzt, machte nicht einmal eine Verschnaufpause und flog direkt weg. Ein Zufall?

An diesem 2. November war es in Köln stürmisch mit einzelnen Böen bis zu 60 km/h. Ein paar Tage später wollte ich wissen, wie stark es den äußersten Westen der Bretagne getroffen hat, das Département du Finistère, wo ich mit meinen beiden Töchtern im Sommer Urlaub gemacht habe.

Tendenziell schwächte sich der Sturm am 1. und 2. November nach Osten hin ab. Doch selbst in Tregunc, also in einer Entfernung von knapp 80 km zum westlichsten Punkt der Bretagne, der Pointe du Raz, gab es Windböen mit einer Spitzengeschwindigkeit von 142 km/h.

Die Menschen dürften sich in ihren Häusern verschanzt haben, aber wie ist es den Wildtieren ergangen, denen wir im Sommer begegnet sind? Ich hoffe, dass sie alle einen sicheren Unterschlupf gefunden haben.

Küsten-Weg bei Port Manec’h, Bretagne, Ende August 2023. Meeresstille, ein laues Lüftchen und ein schwebender Spatz.
Spatzen sind nicht zähmbar und gelten daher -wie andere Vögel auch- als „Wildtiere“. Doch die Bezeichnung ist ungenau, denn als Kulturfolger leben sie in einer Art Wahlverwandtschaft mit uns Menschen.
Anders als vielfach angenommen leben Spatzen nicht nur im Moment, sondern auch in evolutions- und schöpfungsgeschichtlicher Vergangenheit und Zukunft. Sie paaren sich nicht nur „just for fun“, sondern um ihre Art zu erhalten. Die Aufforderung „Seiet fruchtbar und mehret euch“ würden sie als bevormundend empfinden. Niemand sagt ihnen, dass sie sich fortpflanzen sollen. Sie tun es einfach.
Als wir Anfang September aus der Bretagne zurückkamen, war es in unserem kleinem Garten sehr still. Zwei Wochen lang hatten wir die Vögel nicht füttern können. Es dauerte ein paar Tage, bis die Vögel realisiert hatten, dass die Futterstelle wieder „aktiv“ war. Füttern ist nun mal die beste Möglichkeit zur Kontaktaufnahme. Auch Vögel haben einen Magen, und durch den geht bekannterweise die Liebe.
Nur die Rotkehlchen kamen nicht mehr in die Gärten unserer Häuserreihe. Doch irgendwann -es ging schon auf Ende September zu- haben sie inmitten der Stille höchst melodiös noch einmal zu singen begonnen. Weil es rundum still war, war dieser Wechsel-Gesang von Apfelbaum zu Apfelbaum so klar, so schön, so rein und hoffnungsvoll. Man sagt, dass es die Weibchen sind, die im Herbst singen. Erzählt wird auch, dass die Rotkehlchen dort, wo sie im Herbst singen, im Frühjahr wieder brüten werden. Seid willkommen!

Die Vereinnahmung des Geistes durch die monotheistische Kirche – ein Befreiungsversuch

Als mein Großvater im Jahr 1968 starb, wollte meine Großmutter nicht mehr zur Sonntagsmesse gehen. So fuhr sie irgendwann zum Bischöflichen Generalvikariat in Essen, um sich in der zentralen Verwaltung ein amtliches Schreiben zu holen, das sie vom Kirchgang befreite. Als Grund gab meine Großmutter Gebrechlichkeit an, was höchst erstaunlich war, wo doch die Bus-Fahrt von Bottrop nach Essen (plus Fußweg) eine echte Strapaze war.

Es ist angenehm, dass wir heutzutage zuhause bleiben und uns per Internet einzelne Messen und Predigten angucken können. Selbst den Segen „Urbi et Orbi“, den uns der Papst zweimal im Jahr (Ostern und Weihnachten) spendet, können wir nicht nur über das Fernsehen, sondern längst auch digital empfangen.

Noch vor wenigen Jahren fand ich es erbaulich, per Internet dem „Urbi et orbi“ zu lauschen. Ich muss zugeben, dass ich lange Zeit dachte, der Segen sei eine symbolische Geste, eine Grußbotschaft an alle Menschen dieser Erde – über alle Grenzen hinweg. Erst bei genauerem Hinschauen wurde ich eines Besseren belehrt. „Mit dem Segen Urbi et orbi ist nach katholischer Lehre allen, die ihn hören oder sehen und des guten Willens sind, unter den gewöhnlichen Bedingungen ein vollkommener Ablass ihrer Sündenstrafen gewährt. War früher für diesen Empfang die physische Anwesenheit des Empfängers auf dem Platz bzw. in Sichtweite des Spenders notwendig, so kann nach dem auch vorher schon vorhandenen umfassenden Verständnis (orbi) der Segen seit 1967 auch über Radio, seit 1985 über das Fernsehen und seit 1995 auch über das Internet gültig empfangen werden.https://de.wikipedia.org/wiki/Urbi_et_orbi

Doch was ist ein Segen überhaupt? Laut Definition wird uns durch einen Segen göttliche Kraft oder Gnade zuteil. In aller Regel setzt das voraus, dass wir während der Segnung körperlich anwesend sind, dass sich segnende Person und diejenigen, die gesegnet werden, Raum (auch Außenraum) und Atemluft teilen, etwa beim Segen, mit dem ein Priester am Ende eines Gottesdienstes die Gläubigen entlässt.

Doch kann die „Kraftübertragung“ digital klappen? So praktisch es auch sein mag, wage ich es doch zu bezweifeln, und ist der Segnende (nach katholischer Vorstellung) auch „Stellvertreter Christi auf Erden“. Durch die weltweite Ausstrahlung per Internet und die Segnung der Massen wird „Urbi et Orbi“ meines Erachtens ad absurdum geführt. Der Versuch, die symbolische Geste sakral aufzuplustern, führt zu aberwitzigen Konstruktionen. Zum Beispiel können wir den Segen nur dann empfangen, wenn wir live und nicht zeitversetzt zuschauen.

Man kann „Urbi et orbi“ als einen Wegbereiter der „digitalen Kirche“ sehen. Während der „Pandemie“ hat die Retorten-Kirche noch weiter Auftrieb bekommen, insbesondere durch die Internet-Übertragungen von digitalen Gottesdiensten. https://stellwerk60.com/2020/04/22/gott-to-go-wie-sich-die-amtskirchen-immer-weiter-vor-der-schoepfung-abschotten/ Auch nach der „Pandemie“ zeichnet Domradio, der Radio-Sender des Erzbistums Köln („mit dem guten Draht nach oben„), ausgewählte Gottesdienste auf. Hauptakteur: Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki. Im Kölner Dom hat Woelki Heimvorteil. Nach wie vor scheint es der redegewandte Kardinal zu genießen, gefilmt zu werden. Das ist bemerkenswert, denn Woelki steht im Zusammenhang mit der Vertuschung von sexuellem Missbrauch längst unter Meineids-Verdacht. https://www.sueddeutsche.de/politik/koeln-woelki-1.5853412

Erstaunlich ist, mit welcher Selbstverständlichkeit Kardinal Rainer Maria Woelki in seinen Gottesdiensten das Unschuldslamm mimt. Ich fürchte, dass er sich wirklich unschuldig fühlt, Woelki hat gebeichtet und Aufarbeitung versprochen. Warum sollte er weiter predigen dürfen, wenn er nicht längst von seiner Schuld erlöst wäre? Schließlich steht der Papst hinter ihm und beschützt ihn. Franziskus hat sein Rücktrittsangebot nicht angenommen.

Doch je länger er den Bischof mimt, desto mehr verspielt er das Vertrauen der Menschen. Woelki schadet nicht nur sich selber und der Katholischen Kirche, sondern dem Glauben schlechthin. Denn für die meisten Menschen ist die Kirche so etwas wie der letzte Ort Gottes. Viele Menschen empfinden wie ich, als ich vor knapp vierzig Jahren aus der Katholischen Kirche ausgetreten bin. Traurig und enttäuscht verabschiedete ich mich vom Gott meiner Kindheit und bezeichnete mich als „Atheistin“, ohne das jemals zu sein. Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, dass die Kirche mein spirituelles Vermögen blockiert hatte.

Denn die Kirche hat sich den Geist, den Spiritus zu eigen gemacht. Ich komme noch einmal auf die Predigt zurück, die Woelki zu Pfingsten 2023 im Rahmen des Pontifikalamts im Kölner Dom hielt. Domradio hat die „Predigt KARDINAL WOELKI an PFINGSTEN im Kölner Dom“ gefilmt und ins Internet gestellt. Vgl.: https://stellwerk60.com/2023/10/22/als-ob-nichts-waere-der-kommentar-der-kinder-zu-woelkis-zeitloser-predigt/

Am Ende seiner Predigt, die den Heiligen Geist zum Thema hat, wird er leidenschaftlich:

Der Heilige Geist ist die Flamme des Göttlichen Lebens, die aus dem Inneren Gottes herausschlägt und uns läutert und durchdringt, uns hineinnimmt in die Einheit mit dem Vater und dem Sohn. wo zu dieser Gemeinschaft mit Gott verholfen wird, wo sie gefunden wird, wo wir sie leben, da beginnt neue Schöpfung, da ist der Schöpfer Geist am Werk. Und wir müssen uns deshalb diesem Geist immer und immer und immer wieder neu öffnen und bitten: Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe, sende aus deinen Geist, und du wirst das Angesicht der Erde erneuern…“ (Video, ab Min. 14.34)

Hat Woelki jemals mit Leib und Seele und aus ganzem Herzen empfunden, was er da sagt? Vor dem Hintergrund des sexuellen Missbrauchs in der Katholischen Kirche wage ich es zu bezweifeln, denn ein Mensch, der das „Feuer“ göttlicher Liebe erfahren hat, wäre von der „Liebe zum Leben“ erfüllt. Dieser Mensch würde sich nicht der Verantwortung entziehen, sondern mit der Kraft der Liebe mit seinen misshandelten Schutzbefohlenen empfinden, sich für sie einsetzen und sie vor Gewalt schützen.

Früher hätte ich die Formulierung „Flamme des Göttlichen Lebens“ lächerlich und pathetisch gefunden. Der Heilige Geist, so dachte ich, ist eine Erfindung. Doch es ist schlimmer, denn der „Heilige Geist“ ist keine Erfindung, sondern Ausdruck einer Okkupation. Auch wenn es sich nicht rekonstruieren lässt, glaube ich, dass der Heilige Geist eine Antwort der monotheistischen Kirche auf heidnische Gotteserfahrungen war. Vermutlich haben spirituelle Erfahrungen, die einzelne Menschen gemacht haben, in den polytheistischen Kulten und Riten der Kelten und Germanen eine zentrale Rolle gespielt. Sie waren sinn- und kraftgebend für die Gemeinschaft – und mussten dementsprechend kanalisiert und entkräftet werden.

Das zu schreiben, erlaube ich mir, weil ich vor fast neun Jahren ein „Nahtoderlebnis“ hatte, von dem ich an dieser Stelle schon drei Mal berichtet habe. Der Begriff ist unpräzise, aber er hat sich etabliert, weil vor allem Menschen, die wiederbelebt werden oder auf andere Weise dem Tod nahe sind, mystische Erfahrungen machen. Diese Erfahrungen kann man nicht herbeirufen, sie passieren einfach. https://stellwerk60.com/2021/12/24/wir-sagen-euch-an-im-koelner-dom-wird-an-heiligabend-geimpft-wie-mich-eine-persoenliche-gotteserfahrung-nahtod-gegen-die-staatskirche-immunisiert-hat/

Meiner Erfahrung waren andere Ereignisse vorausgegangen. Ich hatte über Karneval 2015 („Fünfte Jahreszeit“) eine Reise in die Bretagne gemacht. Eigentlich war es nicht meine Reise, sondern die zweier damaliger Freunde, die mich eingeladen hatten. Ich liebe es, mithilfe von Landkarten nachzuvollziehen, wo ich mich befinde, aber ich hatte die Karte zu Hause gelassen und komplett die Orientierung verloren, was ich genossen habe. Wir haben auf einem Friedhof in einem Ort an der Nordküste des Finistère nach einem Grab gesucht. Dieses Grab haben wir nicht gefunden, obwohl wir -wie sich später herausstellen sollte- mehrmals daran vorbeigelaufen sind. Aber ich habe auf dieser Reise etwas anderes entdeckt…

Wenige Wochen später hatte ich dann -mitten in Köln, in vertrauter Umgebung- meine „Nahtoderfahrung“…. Ich habe damals nicht geahnt, dass ausgerechnet Kardinal Woelki die Begegnung mit dem Heiligen Geist so beschreiben würde, wie ich die Begegnung mit dem Göttlichen erlebt habe. Meine Erfahrung hat eine vergleichbare Dramaturgie: Nachdem ich von einer Kraft überwältigt wurde und in einen Zustand extremer Todesangst geriet, folgte eine Phase der Erlösung: „… die Flamme des Göttlichen Lebens, die aus dem Inneren Gottes herausschlägt und uns läutert und durchdringt…“ Allerdings habe ich diese Phase nicht als Erlösung aus irgendeiner Schuld, als Läuterung oder „Reinwaschung“ empfunden, sondern „nur“ als tiefgreifende Befreiung von der Todes-Angst. Die Kraft, die mich überwältigt hatte, wollte mich nicht bestrafen, sondern mir die Augen öffnen, insbesondere für die in der autoritären Gesellschaft allgegenwärtige Erzeugung von Todesangst. Diese Kraft meinte es gut mit mir.

Weiter heißt es bei Woelki: „Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe… “ Tatsächlich war ich nach der Erlösung aus der Angst von Liebe erfüllt. Und nicht nur das: Der ganze Kosmos war von Liebe erfüllt. Die Liebe (nicht Angst und Hass), so empfand ich deutlich, war und ist die treibende Kraft, die uns leben und lieben und die alles entstehen, wachsen und gedeihen lässt. Ich lief wochenlang beschwingt durch die Gegend und sagte: Der Kosmos ist von Liebe durchdrungen, ist das nicht schön? Meine Umgebung hat mich für verrückt gehalten, zumal ich damals schon 56 Jahre alt war.

Allerdings ist eine solche Erfahrung ambivalent und so wenig sanft wie eine Geburt. Tatsächlich sind Nahtod- Erfahrungen intensive, in einem umfassenden Sinn erotische Erlebnisse. Alles genauere Erzählen würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Später einmal mehr.

Doch wie ist es um den Wahrheitsgehalt einer solchen „Gotteserfahrung“ bestellt? Was ich erlebt habe, könnte sich ja in meinen Gehirn abgespielt haben und nicht der realen Welt. Anfangs hatte ich leise Zweifel, aber dann mehrten sich erstaunliche und rätselhafte Synchronizitäts-Erleignisse in der realen Welt.

Nun muss man den Kirchen zugute halten, dass sie -wie auch immer- den Glauben an ein Göttliches, an ein Jenseits und die Unendlichkeit aufrecht erhalten. Was aber die großen christlichen Feste lebendig macht, ist die Verquickung christlicher mit heidnischen Elementen. Ostern feiern wir ja nicht nur die Wiederauferstehung Christi, sondern das Wiedererwachen der Natur, die in ihrer Mannigfaltigkeit kein Gott an wenigen Tagen hätte erschaffen können. Ich glaube an „Gott“, aber nicht an den monotheistischen Vatergott. Diesen begreife ich zwar nicht als „falsch“ oder erfunden, aber als Einengung und Vereinseitigung eines weitaus umfassenderen Göttlichen.

Hier stocke ich, weil das Erlebnis mit der weißen Taube (s.u.) so ungeheuerlich war, dass ich für den Text noch ein bisschen Zeit brauche… Später mehr…

Elfchen im Zehnten: Man muss

Vor vielen Jahren habe ich einmal auf dem Köln-Nippeser Markt ein Gespräch zwischen zwei alten Männern mitbekommen, wobei „Gespräch“ für das, was ich zu hören bekam, ziemlich übertrieben ist.

Der kurze Dialog ist Inhalt meines Elfchens des Monats, das diesmal kein Mini-Gedicht ist, sondern ein kleines Drama:

Zwei

Alte begegnen

sich: „Wie es

et?“ „Ach ja, man

muss.“

Das Gespräch endete hier, die Männer verabschiedeten sich voneinander. Doch der kleine Dialog ist mir seitdem im Ohr. Zwar sind, wenn sich zwei Männer zufällig über den Weg laufen, die Gespräche oft kurz und schroff („Wie geht’s?“ „Kann nicht klagen. Und du?“ „Dito.“), doch in der Antwort „Man muss“ schwingt noch etwas anderes mit, eine gewisse Verbitterung.

Nach Ende der Corona-„Pandemie“ sind freudlose kleine Gespräche allgegenwärtig. Viele Menschen fühlen eine tiefe Ohnmacht. Die was zu sagen hätten, haben nichts zu sagen. Während Internet und Fernsehen die Menschen volllabern, mit Werbung beballern und lautstark alarmieren oder dauerbespaßen, sind wir zum Schweigen verdammt.

Mit der Zurücknahme der entwürdigenden staatlichen Corona-Maßnahmen wurde das Ausmaß der psychischen Verletzungen und Langzeitfolgen sichtbar. Nichts ist wie vorher. Die Maßnahmen waren nicht nur ein Angriff auf unsere Würde, sondern auch auf unsere Selbstachtung und Lebensfreude. Ich selber bin manchmal in einer nie gekannten depressiven Schockstarre – und trauere um die Demokratie.

Während der „Pandemie“ verpflichtete man uns -unter Androhung demütigender Strafen- zu einem bedingungslosen Mitmachen: Ihr müsst gehorchen. Dementsprechend ist das Wort „Müssen“ eine zentrale Vokabel im internen Papier aus dem Bundesinnenministerium zur Eindämmung der Corona-Krise vom 22. März 2020, das eigentlich geheim gehalten werden sollte. Wir erinnern uns: Am 1. April 2020 hatte das gemeinnützige Portal „Frag den Staat“ das vollständige, 17 Seiten lange Papier veröffentlicht. „Indem man uns mit einem “worst case” konfrontierte, den Fachleute aus den Bereichen Medizin, Wirtschaft und Politik prognostiziert hatten, sollte uns ganz bewusst via “Schockwirkung” Todes-Angst eingejagt werden.“ https://stellwerk60.com/2023/09/28/die-digitalisierungsfalle-wie-der-koelner-amtsschimmel-munter-wiehernd-hineintrabt/

Im Papier des Innenministeriums heißt es zur Durchführung der Maßnahmen:

Politik und Bürger müssen dabei als Einheit agieren.
3) Nachvollziehbarkeit: Die Bürger müssen nachvollziehen können, dass folgende Maßnahmen nur mit ihrer Mithilfe zu ihrem Wohl umgesetzt werden (müssen und) können.“
(Fettung und Klammer von mir)

Um dem Geschriebenen Nachdruck zu verleihen und uns die Notwendigkeit der Maßnahmen einzubläuen, wählte man einen autoritären Befehlston und verwendete wiederholt das Wort „müssen“. „Müssen“ ist nicht per se ein Macht-Wort. Manchmal bezeichnet das Wort eine naturgegebene Notwendigkeit, z.B.: „Wir müssen essen, um nicht zu verhungern“… „Wir müssen trinken, um nicht zu verdursten“… „Ich muss mal.“

Hier jedoch geht es um die Demonstration von Macht. Durch die krampfhafte Wiederholung des Wortes „müssen“ kommt es aber dazu, dass der kleine Text aus allen Nähten bzw. Satzzeichen platzt und grammatikalisch entgleist. Der Satz, der mit „Die Bürger“ beginnt, enthält zwei Wörter zu viel, die vermutlich später eingefügt wurden: „… müssen und“. Ich empfehle, den Satz noch einmal genau zu lesen – einmal mit und einmal ohne Klammer.

Alle Menschen in Deutschland waren von den Maßnahmen betroffen, doch besonders hart war es für die Menschen über 60, die unterschiedslos als vulnerabel und bedürftig abgestempelt wurden. Aufmerksame Zeitgenossen mit einem Gespür für die Verletzung elementarer Menschenrechte bemerkten die autoritäre Gleichschaltung schon zu Beginn der „Pandemie“:

„Im April 2020 gab das Deutsche Institut für Menschenrechte eine Stellungnahme mit dem Titel „Menschenrechte Älterer auch in der Corona-Pandemie wirksam schützen“ ab. Das Institut bewertet die These als richtig, dass der Staat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit älterer Menschen auf seinem Staatsgebiet effektiv zu schützen versuchen müsse. Es verurteilt aber die „Fehleinschätzung“, „dass alle älteren Menschen schutzbedürftig sind, weil verkannt wird, dass Ältere keine homogene Gruppe bilden, sondern das Risiko vom individuellen Gesundheitszustand und von der Lebenssituation abhängt…“ https://de.wikipedia.org/wiki/Altersdiskriminierung

Leider wurden kritische und aufmerksame Stellungnahmen wie diese (nicht nur irgendeines, sondern des anerkannten Deutschen Instituts für Menschenrechte!) von den Verantwortlichen ignoriert und missachtet. Das hatte eine mit nichts zu rechtfertigende Respektlosigkeit der Politik gegenüber älteren Menschen zur Folge und führte dazu, dass insbesondere die sehr alten Menschen in den Pflegeheimen der Willkür der „schützenden“ Maßnahmen (Kontaktbeschränkung, Sicherheitsabstand, Maskenpflicht etc.) schutzlos ausgeliefert waren. Weiter zuspitzen sollte sich die Situation mit der Corona-Impfung, als Seniorinnen und Senioren -unabhängig von ihrem individuellen Gesundheitszustand- trotz doppelter Impfung wochen- und manchmal auch monatelang Abstand voneinander halten und in Quarantäne mussten.

Newsletter der Stadt Köln, Frühjahr 2020: „Jung“ wird aufgefordert, den Kontakt zu „Alt“ (Dutt, Hut, Stock) abzubrechen bzw. – „sachlich“ ausgedrückt wie hier- zu „unterlassen“. Allerdings ist die Warnung der Stadt missverständlich. Die Grafik präsentiert ein ausgeh- und selbstverteidigungsbereites älteres Paar, ausgerüstet mit „Stock und Hut“. Und wäre „Köln“ tatsächlich „vorbereitet“ gewesen, wenn „Alt“ sich nicht zu Hause eingeigelt, sondern erhobenen Hauptes mit aufgerichtetem Stock bei „Jung“ auf der Matte gestanden hätte?

Zum Thema Altersdiskriminierung unter dem Deckmantel staatlicher „Wohlfahrt“ vgl.: https://stellwerk60.com/2022/10/31/elfchen-im-zehnten-deine-apotheke-impft/

Die Vokabel „Müssen“ ist auch Erkennungsmerkmal einer neuen bundesdeutschen Kriegsrhetorik. Erst kürzlich hat uns Bundesverteidigungsminister Boris Becker* (pardon: Boris Pistorius) vorgeführt, wie leicht ihm das Macht-Wort über die Lippen geht. In einem Plädoyer für Kampfbereitschaft sagte Pistorius am 29.10. im ZDF: „Wir müssen uns wieder an den Gedanken gewöhnen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte. Und das heißt: Wir müssen kriegstüchtig werden. Wir müssen wehrhaft sein. Und die Bundeswehr und die Gesellschaft dafür aufstellen.“ https://www.zdf.de/nachrichten/politik/boris-pistorius-krieg-europa-kommentar-100.html

– *Bundesverteidigungsminister Boris Becker? Was wie ein sprachlicher Ausrutscher aussieht, ist keiner. Übersetzt heißt „Pistorius“ tatsächlich „Bäcker“, denn der Name leitet sich von lateinisch „pistor“ = „Bäcker“ ab. Unser Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat aber keinen römischen Migrationshintergrund, sondern clevere Vorfahren, die ihren Familiennamen durch eine Latinisierung veredelt haben. Aufhübschungen wie diese waren bis zum Jahr 1876, als man überall im damaligen Reichsgebiet Standesämter einrichtete und Personenstandsregister einführte, möglich und üblich. –

Angeblich hat es Boris Pistorius nicht so gerne, wenn man ihn scherzhaft „Boris Becker“ nennt oder gar „Bobbele“. Das hat weniger mit Boris Beckers Haftstrafe zu tun als mit der Tatsache, dass Becker als junger Wimbledon-Sieger, Steuerflüchtling und Staatsbürger von Monaco vom Wehrdienst befreit war. Ein Artikel aus dem Jahr 1985: https://www.spiegel.de/sport/begeisterung-macht-nicht-blind-a-011577d7-0002-0001-0000-000013516241

Bedenklich und unannehmbar ist, dass Pistorius von wir redet und auf diese Weise uns alle in seine Kriegsvorbereitungen einbezieht und zu Mittätern macht. Ich sage NEIN! Ich will weder kriegstüchtig werden noch wehrhaft sein noch mich „wieder an den Gedanken gewöhnen, dass die Gefahr eines Krieges in Europa drohen könnte.“ Mit dieser verschleiernden und verharmlosenden Aussage macht Pistorius uns allen was vor, denn „die Gefahr eines Krieges in Europa“ droht nicht nur. Dieser Krieg ist längst Wirklichkeit geworden.

Für den Satiriker („Pardon“) und Ex-Kriegsreporter Gerhard Kromschröder geht die Militarisierung der Gesellschaft mit einer Militarisierung des Denkens und Sprechens einher. Im FR-Interview mit Claus-Jürgen Göpfert sagte er im April: „In Deutschland herrscht gegenwärtig eine unsägliche Kriegsrhetorik. Wir scheinen diese Kriegsrhetorik geradezu lustvoll anzunehmen und uns in ihr zu suhlen. Oft führt das zu Realsatire. Ich denke an eine Partei, die einmal als Friedenspartei gegründet wurde und damit Erfolg hatte. Sie gefällt sich heute darin, immer neue Waffenlieferungen zu fordern und wechselnde Kriegsszenarien auszumalen. Das hat viel Komik an sich.“ https://www.fr.de/panorama/gerhard-kromschroeder-in-deutschland-herrscht-unsaegliche-kriegsrhetorik-92221691.html

Dass die GRÜNEN ihr zentrales Wahlversprechen („Keine Waffen und Rüstungsgüter in Kriegsgebiete“, Wahlplakat) gebrochen haben und das Gegenteil von dem veranstalten, weswegen ich sie noch 2021(!) -wenn auch zähneknirschend- gewählt habe, ist allerdings mehr als nur tragikomisch. „Das hat viel Komik an sich“, konstatiert Gerhard Kromschröder. Ja, das hat es, doch ich kann nicht mehr lachen. Denn die Kriegspolitik der Bundesregierung ist keine Satire, sondern real.

Dankbar bin ich Kromschröder für den Hinweis auf eine Lachnummer von Cem Özdemir, Mitglied der „Friedenspartei“ DIE GRÜNEN und Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. Ich wusste nicht, dass die Bundeswehr seit 20 Jahren den Bundesministerinnen und Ministern anbietet, an einer mehrtägigen Wehrübung in den Streitkräften teilzunehmen. So hatte ich auch nicht mitbekommen, dass das Angebot im Frühjahr 2023 angenommen wurde, und zwar von eben jenem Cem Özdemir, der mit wackerem Büttenreden-Humor im Jahr 1997 gesagt hat: „Ich bin zwar gut zu Fuß, aber ich bin nie eingewandert, sondern hier geboren.“ Zitiert nach Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Cem_%C3%96zdemir

Vermutlich hat der Mann was nachzuholen. „Ich habe nie Wehr- oder Zivildienst geleistet“, sagte er im Jahr 2001 in einem Interview mit dem SPIEGEL „Die deutsche Staatsbürgerschaft habe ich 1981 unter anderem deshalb angenommen, um nicht in der Türkei Wehrdienst leisten zu müssen. Auch in Deutschland bin ich nie gemustert worden.https://www.spiegel.de/politik/deutschland/40-jahre-zivildienst-haben-sie-eigentlich-gedient-herr-oezdemir-a-126230.html

In der Bundespolitik kommt es nicht gut an, wenn ein Spitzenpolitiker nicht gedient hat. Doch Özdemir gibt sich Mühe. Man muss ergänzen, dass er bereits im Jahr 2019 ein mehrtägiges Praktikum bei der Bundeswehr absolviert hat, und zwar am Bundeswehrstandort Munster in Niedersachsen. Begleitet wurde Özdemir damals von GRÜNEN-Verteidigungspolitiker Tobias Lindner. Lindner hat, wie es heißt, sogar seine Kriegsdienstverweigerung zurückgenommen, um an der Wehrübung teilnehmen zu können. Aber vielleicht war es ja umgekehrt. Vielleicht hat Tobias Lindner nur an der Wehrübung teilgenommen, um zu zeigen, dass es ein Kinderspiel ist, die Kriegsdienstverweigerung nachträglich zurückzunehmen. https://taz.de/Gruene-und-Bundeswehr/!5601987/

Im Jahr 2023 ist Özdemir wieder dabei, diesmal bei den Feldjägern in Hannover. Schauen wir uns das „Deckblatt“ des Videos an, das der Nachrichtensender der WELT dankenswerterweise ins Netz gestellt hat (s.o.). Der da stolz die Nüstern bläht und dem der Flecktarn prima steht, ist tatsächlich Cem Özdemir.

Dieser Spot macht nicht nur Werbung für den Krieg, sondern auch für die Autoindustrie. Neben Soldaten werden in der Kaserne auch Personenschützer ausgebildet. Bei der viel Sprit vergeudenden Auto-Gaudi „Fahrsicherheitstraining“ kommen ausschließlich Mercedes-Limousinen zum Einsatz. „Als Beifahrer nimmt Cem Özdemir am rasanten Fahrsicherheitstraining teil, Wasserfontänen, Vollbremsungen und waghalsige Wendemanöver inklusive.“ Özdemir zeigt sich beeindruckt: „Das könnte ich nicht, auch nicht nach viel Übung.“ (Video, Min. 1.04 – 1.08)

Übrigens klärt mich die Internet-Seite von Auto Motor und Sport darüber auf, dass sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei Amtsantritt für einen Dienstwagen von Mercedes entschieden hat: das gepanzerte S-Klasse-Modell S 680 Guard.

Dass Özdemir, geblendet von Privilegien und Macht, für Krieg und Mercedes wirbt, aber Süßigkeiten-Werbung einschränken will, ist Ausdruck einer neuen grünen Doppelmoral. Hier hat sich ein Ökospießertum entwickelt, das für mich diese Partei auf Bundesebene unwählbar macht. Kaum waren sie Regierungspartei, sind die Bundes-GRÜNEN zu autoritären Charakteren mutiert. Erinnern wir uns an den bedrohlichen Gesetzentwurf von AMPEL-Abgeordneten für eine Impfpflicht ab 60. Die neuen GRÜNEN haben sich meines Erachtens schuldig gemacht, insbesondere gegenüber den älteren und alten Menschen.

Naiv, wie ich war, habe ich noch 2021 geglaubt, dass Frau Baerbock nicht käuflich ist. Jetzt fühle ich mich für blöd verkauft. Dieses Plakat formuliert ein Versprechen, das gebrochen werden sollte, und ist eine plumpe Anbiederung an potentielle Wählerinnen und Wähler: „Bereit, weil Ihr es seid.“ Hübscher Reim, doch enthält die harmlos daherkommende Parole nicht bereits eine versteckte Botschaft? In den zwei „Ampel“-Jahren waren die GRÜNEN zu allem bereit. Daher lese ich die Parole jetzt anders: „Allzeit kampfbereit, weil ihr es seid.“

„Mein Name ist Woelki, ich weiß von nichts…“ – Der stille Widerstand gelangweilter Kinder gegen Rainer Maria, den Prediger

Im September ist bekannt geworden, dass der 1991 verstorbene Ruhrbischof Franz Hengsbach in den 1950er und 60er Jahren mehrere junge Frauen sexuell missbraucht haben soll.

Franz Hengsbach, der als „Bischof der Bergleute“ einen ausgezeichneten Ruf hatte, war der erste Bischof des 1958 gegründeten Bistums Essen, dem auch „unsere“ Bottroper Kirche St. Elisabeth angehörte, wo mein Großvater Josef, ein überzeugter, aber liberaler Katholik, noch im hohen Alter am Gründonnerstag zur Fußwaschung ging.

Doch Hengsbach soll vor allem dann den Menschen zugewandt gewesen sein, wenn die Öffentlichkeit zuschaute, wenn die Presse dabei war. Hengsbach war fotogen. Hinter den Kulissen war er -wie Zeitzeugen erzählen- nicht nur elitär und dünkelhaft, sondern auch autoritär. Beim WDR5 Stadtgespräch zum Thema „Ist die Kirche noch zu retten?“, einer Veranstaltung im Vorfeld der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (25. bis 28.9.2023 in Wiesbaden) kam Klaus Pfeffer zu Wort, Generalvikar im Bistum Essen. „Er hatte eine Macht-Aura, die war enorm“, berichtet Klaus Pfeffer. Er hat Hengsbach während seines Studiums erlebt und hätte sich damals nicht getraut, etwas gegen ihn zu sagen.https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/wdr5-stadtgespraech-essen-hengsbach-100.html

Ein Lieblingsvetter meiner Mutter, langjähriger ärztlicher Direktor am Essener Elisabeth-Krankenhaus, war eine Zeitlang Hengsbachs Leibarzt. Vor mehr als dreißig Jahren war mein Bruder einmal zufällig vor Ort, als unser Onkel einen Anruf von Hengsbach bekam, seine Stimme leicht verstellte und den Bischof mit „Euer Eminenz“ anredete. Über die kleine Szene mussten wir noch Jahre später herzhaft lachen, was wohl auch am Nachahmungstalent meines Bruders lag.

Dass „Euer Eminenz“ auch „nur“ ein Mann aus Fleisch und Blut war, war uns klar. Zu meiner Verwunderung realisieren das viele Menschen erst jetzt, wo der Missbrauch zu Tage kommt. Tief erschrocken sind die, die Bischof Hengsbach einmal in den Himmel gehoben haben.

Mich entsetzt, dass Hengsbach vermutlich nicht alleine gehandelt hat, sondern gemeinsam (sozusagen in Komplizenschaft) mit seinem jüngeren Bruder. „Im Zuge der jüngsten Nachforschungen sei der Vorwurf noch einmal geprüft und als glaubwürdig bewertet worden, teilte das Erzbistum Paderborn ebenfalls am Dienstag mit. Eine Frau habe angegeben, dass sie 1954 als 16-Jährige von Franz Hengsbach gemeinsam mit dessen Bruder Paul sexuell missbraucht worden sei. Der 2018 verstorbene Bruder, der auch Priester des Erzbistums war, habe die Vorwürfe aber vehement bestritten.“ https://www.domradio.de/artikel/verstorbener-kardinal-hengsbach-unter-missbrauchsverdacht

Zum ersten Mal wurde bekannt, dass ein ranghoher Geistlicher primitiver, vulgärer Täter war, wenn sich auch die bislang bekannten Übergriffe vor seiner Amtszeit als Bischof zugetragen haben. Der 1991 verstorbene Bischof Hengsbach hat nicht nur Täter geschützt, sondern selber „Hand angelegt“, in diesem Fall nicht zum Segen, sondern ziemlich profan. Doch wie verhält sich ein Amtskollege der Jetztzeit, der Kölner Erzbischof Kardinal Woelki? Hat Woelki zu Hengsbach Stellung genommen? Auf taz.de finde ich einen Hinweis. Im Eröffnungsgottesdienst zur Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz fiel, so lese ich, der Name Hengsbach nicht, doch immerhin machte der Limburger Bischof Georg Bätzing in seiner Predigt die Aufarbeitung des Missbrauchs zum Thema. Anders Woelki. „Wenig überraschend blieb das Thema in der Predigt von Kardinal Rainer Maria Woelki gänzlich unerwähnt.“ https://taz.de/Vorwuerfe-gegen-Franz-Kardinal-Hengsbach/!5959782/

Es ist aufschlussreich, sich die Predigt, die Woelki auf der Herbst-Vollversammlung hielt, einmal genauer anzusehen. Man kann sich den Vortrag im Internet anschauen oder auch den Text lesen. https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/herbst-vollversammlung-der-deutschen-bischofskonferenz-in-wiesbaden-naurod-predigt-von-kardinal-rainer-maria-woelki-in-der-eucharistiefeier

Woelkis Predigt ist ein Kommentar zu einer kurzen, aber zentralen Passage in Kapitel 8 des Lukas-Evangeliums (Lk8, 19-21). Die Passage erzählt davon, wie Jesus auf seiner Wanderschaft Besuch von seiner Familie bekommt. Doch da Jesus von einer großen Gruppe Menschen umringt wird, gibt es für die Verwandten kein Durchkommen.

Woelki stellt sich in seiner Predigt hinter das Evangelium. Zu Beginn der Predigt sagt er:

Liebe Schwestern, liebe Brüder,
wir sind heute Morgen Zeugen einer neuen Familiengründung geworden, nämlich die der Familie Jesu.... Als man Jesus über die Anwesenheit seiner Verwandten informiert, antwortet er geradezu schroff ablehnend. Seine Familie, seine eigentliche, seine wahre Familie – so Jesus – bestehe nur aus jenen, die „drinnen“ sind, die ihn umringen und ihm zuhören. Wer „draußen“ bleibe, gehöre nicht zu seiner Familie, selbst wenn er ein leiblicher Verwandter sei…

Erzbischof Woelki heißt Jesu Verhalten gut. Dabei wird uns hier ein autoritärer, erschreckend liebloser Jesus vorgeführt. Er liebt seine Brüder und sogar seine „leibliche“ Mutter nicht ihrer selbst willen, sondern nur unter der Bedingung, dass sie ihm gehorchen. Die Herkunftsfamilie hat sich demnach der neu gestifteten Familie Jesu (der Gemeinschaft der Gläubigen) unterzuordnen. Erwartet wird absoluter Gehorsam.

Woelki hält an diesem überkommenen Bild fest. Hier predigt ein Mann, der aufgrund seines Amtes keine Familie gründen, keine Nachkommen zeugen darf. Aber auch ein Mann, der wider besseres Wissen den Missbrauch im Erzbistum Köln lange verschwiegen und nicht die jungen Schutzbefohlenen, sondern die Täter geschützt hat. Ich empfinde die Predigt nicht nur als Affront gegen die betroffenen Kinder, sondern gegen die Familien, gegen die Eltern, die ihre Kinder den Vertretern der Kirche anvertraut haben, irdischen „Vätern“ der „Familie Jesu“. Kardinal Woelki ist einer dieser „Väter“. Irgendwann einmal wird sich der verbitterte Bischof bei allen betroffenen Kindern und Jugendlichen sowie ihren Familien persönlich entschuldigen müssen.

Wie aber predigt Woelki, der sich scheinbar durch nichts und niemanden berühren lässt, wenn sein Thema die schillerndste, lebendigste Figur der heiligen Dreifaltigkeit ist, der Heilige Geist? Auf domradio.de kann man sich eine Predigt anschauen, die Woelki während des Pontifikalamts im KÖLNER DOM an Pfingsten 2023 gehalten hat.

LIebe Schwestern, liebe Brüder. Wir feiern Pfingsten, das Fest des heiligen Geistes. Wer ist das eigentlich, der Heilige Geist. Was ist er? Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Allein beim Fragen danach haben wir schon Schwierigkeiten. Geist, das ist ja auch der Vater…

Spätestens an dieser Stelle dürfte ein Großteil des Publikums abgeschaltet haben, auch die Menschen, die vor der Predigt vielleicht noch wach waren. Den Kameraleuten von domradio.de ist das natürlich nicht entgangen. Ihnen haben wir schöne Stimmungsbilder zu verdanken. Unten stehender Screenshot fängt einen Kamera-Schwenk aus Video-Minute 4.58 ein.

Für Woelki ist dieses Publikum eine Provokation. Als geschulter Prediger spürt und sieht er, dass die Menschen ihm nicht mehr zuhören. Er merkt natürlich, dass die Kinder sich langweilen, dass sie unruhig werden oder einschlafen. Dass Priester, die eine Messe halten, sehr schnell böse werden können, wenn sie sich nicht ernst genommen fühlen, weiß ich aus eigener Erfahrung. „Während einer Schulmesse “empfing” ich selber einmal zusammen mit der Hostie einen priesterlichen Backenstreich, weil ich mit meiner Freundin gequasselt und (leise!) gelacht hatte.https://stellwerk60.com/2020/04/28/comeback-der-knueppelkuh/

In meiner Kindheit luden die harten Kirchenbänke nicht zum Einschlafen ein. Heute ist das glücklicherweise anders. Die Kinder, die im Jahr 2023 das Pontifikalamt besuchen, haben ihre Eltern dabei, dürfen auf dem warmen Schoß von Mutter, Vater oder eines anderen nahen Menschen einschlafen und können sich sicher sein, dass man ihnen kein Leid zufügt.

In den letzten Jahren hat Woelki schon mehrmals die bittere Erfahrung machen müssen, dass sich gerade junge Menschen mehr und mehr von ihm abwenden. In Aachen sollte der Kardinal eine große Open-Air-Messe leiten, die am 18.6.2023 im Rahmen der sogenannten Heiligtumsfahrt stattfand. „Doch im Mädchenchor des Aachener Doms gab es im Vorfeld heftige Diskussionen. Mehr als die Hälfte der 120 Sängerinnen weigerten sich, mit Woelki, der die Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der Katholischen Kirche weiterhin verschleppt, zusammen auf der Bühne zu stehen. Der Protest führte dazu, dass Woelki der Messe fernblieb – und der Mädchenchor geschlossen auftrat.https://stellwerk60.com/2023/06/26/im-namen-der-bundesrepublik-der-evangelischen-kirche-der-katholischen-kirche-ich-bitte-sie-um-vergebung-und-entschuldigung-eine-kleine-sternstunde-im-oeffentlich-rechtlichen-rundfunk/

Aus Protest gegen die Vertuschung des sexuellen Missbrauchs in der Katholischen Kirche sind während einer Messe, die Woelki am 3.10.2022 in Rom hielt, über hundert Ministrantinnen und Ministranten, die im Rahmen einer Wallfahrt vor Ort waren, von ihren Plätzen aufgestanden und haben dem Kardinal den Rücken zugedreht.

Nach der Predigt in Rom hatte Woelki von einigen Anwesenden Applaus bekommen, ‚als er die Predigt mit den Worten beendete, Jesus sei den Leuten immer offen gegenüber getreten und habe „eigentlich nie einem Menschen den Rücken zugedreht‚“. https://www.kirche-und-leben.de/artikel/protestierender-messdiener-kardinal-woelki-dreht-uns-den-ruecken-zu

Diese Rechtfertigung des Kardinals blieb nicht ohne Widerspruch. So sagte der Theologiestudent Yannik Gran, einer der kritischen Messdiener, der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“: „Woelki dreht uns gerade den Rücken zu. Er ist doch der, der sich versteckt. Er ist für uns nicht greifbar und hat unser Vertrauen verloren.“

Dem kann ich nur zustimmen. Hinzu kommt, dass Woelkis Behauptung, Jesus habe nie einem Menschen den Rücken zugedreht, auch laut Bibel nicht der Wahrheit entspricht. Wie wir oben gesehen haben und im Lukas-Evangelium nachlesen können, hat Jesus ausgerechnet dem Menschen (drohend!) den Rücken zugedreht, dem er seine irdische Existenz zu verdanken hat: Der eigenen Mutter.

Man kann übrigens den Heiligen Geist ganz einfach erklären. Ich empfehle, ein kurzes Video auf katholisch.de anzuschauen. Da wird unter der Überschrift „Katholisch für Anfänger“ in knapp 2 Minuten der „Heilige Geist“ erklärt, und zwar mit einer schönen, leisen Selbstironie, die Woelki fehlt.

Elfchen im Neunten: Liegende Nattern-Acht

Was ich mir zum Geburtstag wünsche, fragten mich meine beiden Töchter, mit denen ich zwei Urlaubs-Wochen in der Bretagne verbrachte. Ich wünsche mir nichts, was ich nach Köln mitschleppen muss, antwortete ich, eine Flasche Rotwein wäre nicht schlecht, denn die kann ich austrinken. Aber am meisten freue ich mich über etwas, das ihr am Strand findet, eine Feder wiegt ja nicht viel. Wenn es etwas ist, das man nicht mitnehmen sollte, ein schöner Stein vielleicht, der dort hingehört, wo ihr ihn entdeckt, dann fotografiert ihn für mich.

Als meine Töchter eines vormittags aufgeregt vom Joggen zurückkamen, kurz vor meinem Geburtstag, hatten sie mit ihren Smartphones Fotos gemacht. In dem Moment wusste ich, was ich mir gewünscht hatte.

Weit

und breit

keine Anakonda, nur

eine sich wärmende satte

Natter

Sonnenbad einer furchtlosen Barrenringelnatter… Ort: Sandweg oberhalb des „unbewachten“ Plage de Trez Cao, Finistère, Bretagne, 25.8.2023

Zwei Tage zuvor (23.8.2023) waren meine jüngere Tochter und ich auf dem Wanderweg zwischen dem Plage de Trez Cao und dem Dorf St Philibert der Doppelgängerin bzw. Doppelkriecherin der Kreuzotter begegnet, einer Schlingnatter. Der angenehm schattige Weg verläuft oberhalb eines nur wenige Kilometer langen namenlosen Bachs, der sich auf der Westseite des Plage Trez Cao an die Felsen drückt und ins Meer mündet.

Die kleine Würge-Schlange, die sich wie eine Blindschleiche bewegte, erkannte, dass wir keine Fressfeindinnen sind, ignorierte die auch in Frankreich geltende Vorfahrtregel rechts vor links, überquerte direkt vor uns langsam, sehr langsam den Weg und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

Suchbild mit verschwindender Schlingnatter:

Die Digitalisierungsfalle: Wie der Kölner Amtsschimmel munter wiehernd hineintrabt

Im Jahr 2022 wurde das auf fünf Jahre angelegte Projekt #wirfürdiestadt beendet, Teil einer umfassenden Kölner „Verwaltungsreform“. „Wir haben viel geschafft“, so das Resümee der Oberbürgermeisterin Henriette Reker nach fünf Jahren. „Aber zur Ehrlichkeit gehört auch, dass wir auch noch viel vor uns haben.https://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/presse/mitteilungen/24696/index.html

Was heißt das, was sollen wir mit dieser Aussage anfangen? Weiter sagt OB Reker: „Ich habe immer gesagt, diese Reform macht uns zur modernsten Verwaltung Deutschlands. Heute muss ich feststellen, dass wir uns noch nicht so nennen können. Aber diese Reform war der notwendige und erfolgreiche Anstoß auf unserem Weg zur modernsten Verwaltung Deutschlands!“ (s.o.)

Eine hübsche Idee, doch war das vorrangige (auch bundespolitische) Ziel nicht der Abbau der Bürokratie? Die Kölner Stadtverwaltung hat sich trotz Modernisierung in den letzten Jahren noch einmal deutlich ausgedehnt. Im Personalbericht 2021 der Stadt Köln heißt es: „Die Kölner Stadtverwaltung ist im Jahr 2021 erneut gewachsen: 21.623 Mitarbeitende zählt das Stammpersonal der Gesamtverwaltung (Stichtag: 31. Dezember 2021) – 465 Personen mehr als im Vorjahr. Das erklärt sich zu einem großen Teil durch die Bewältigung der Corona-Pandemie.“

Gestern wurde auf web.de Klaus-Heiner Röhl zitiert, Forscher am Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Er erklärt, warum der Bürokratieabbau nicht zustande kommt: „Es kommen zwei Dinge zusammen. Zum einen der politische Gestaltungswille, der zu immer neuen Gesetzen führt. Und zum anderen die Tendenz von Verwaltungen, sich selbst auszudehnen, also immer mehr Verwaltung zu schaffen.“

Nun dehnt sich eine Stadtverwaltung ebenso wenig von alleine aus, wie sich ein Luftballon selber aufpumpt. Aus Sicht von uns Bürgerinnen und Bürgern agiert die Stadt-Verwaltung nach der „Pandemie“ schwerfälliger denn je, auch wenn neue Bezeichnungen eine gewisse Dynamik vormachen. Dass die Stadt Köln eine hochmoderne Innovations-Plattform vorweisen kann https://www.innovative-stadt.koeln/, dürfte jedoch den meisten von uns entgangen sein.

Selbst wenn man Innovation und Aufhübschung der Institutionen gutheißt: Was haben wir von der modernsten Verwaltung Deutschlands, wenn die Stadt immer mehr verkommt? Nicht nur die Kölner Straßen und öffentlichen Gebäude sind in einem erbärmlichen Zustand.

Würden Sie diesem Briefkasten einen Liebesbrief anvertrauen?

Ganz lässt er sich trotz immer weiter fortschreitender Digitalisierung nicht abschaffen: Der Briefkasten. Der Transport von Schriftstücken via Post ist ein alter Kommunikationsweg, der (immer noch) erstaunlich gut funktioniert. Tatsächlich gehen nur wenige Briefe verloren. Dabei sehen die Briefkästen aus wie Abfalleimer. Während die Stadtverwaltung modernisiert und mit dem neuesten Equipment ausgestattet wird, sind die wenigen noch übrig gebliebenen Kölner Briefkästen in einem beklagenswerten Zustand. Dass man diesen Briefkasten (Agnesviertel Köln, Krefelder Straße, Sommer 2023) verrotten lässt, ist Ausdruck von Ignoranz und Geringschätzung. Zwar ist für die Pflege vermutlich die Deutsche Post zuständig, aber die Stadt Köln („die Oberbürgermeisterin“) sollte sich dafür verantwortlich fühlen, dass die Stadt nicht völlig vergammelt.

Henriette Reker, die bei Amtsantritt vor acht Jahren schon knapp 60 Jahre alt war, tut alles dafür, nicht als die wahrgenommen zu werden, die sie ist: Eine Bürokratin. Bevor sie Oberbürgermeisterin wurde, hat sie 15 Jahre lang in leitender Position in den Stadtverwaltungen von Gelsenkirchen und Köln gearbeitet. Das permanente Atmen der muffigen Amtsstuben-Luft hat sie empfänglich gemacht für die Modernisierungs- Versprechen der PR- Berater.

Im Prozess der von Frau Reker angestrebten Modernisierung (insbesondere durch Digitalisierung) kam und kommt dem jungen, optisch attraktiven Alexander Vogel (FDP, Politikwissenschaftler der Nintendo-Generation), den die OB bei öffentlichen Auftritten gerne an ihrer Seite hat, eine zentrale Aufgabe zu (vgl. den vorherigen Blog-Beitrag). Um Modernität und Innovationsfreude zu unterstreichen, nennen die Vertreter der PR- Branche Vogel nicht „Pressesprecher“, sondern „Kommunikator“ (was wohl ähnlich kraftvoll rüberkommen soll wie etwa „Terminator“).

In der glatten, mit Anglizismen aufgemotzten Sprache der PR- und Kommunikationsprofis klingt das so: „Der Kommunikator sollte in seiner neuen Funktion die Strukturen des Amtes auf den Prüfstand stellen. Das war 2018. Was darauf folgte, war ein Change-Prozess. Heute, fast vier Jahre später, ist das Team von 35 auf 52 Personen gewachsen. Ein Newsroom wurde etabliert, ein neues Corporate Design gelauncht und die sozialen Kanäle wurden aus dem Dornröschenschlaf geholt. Das Newsroom-Konzept verwandelte die kanalgesteuerte in eine themenfokussierte Kommunikation, so dass im vergangenen Jahr rund 156.000 Menschen durch die sozialen Kanäle auf der Homepage der Stadt landeten. Im Jahr 2022 hatte die Seite insgesamt etwas mehr als 16 Millionen Visits mit knapp über 37 Millionen Seitenansichten.https://www.kom.de/organisiert-im-newsroom/

Es ist äußerst bedenklich, dass man den Erfolg des „Change-Prozesses“ an einer Art „Einschaltquote“ misst. Die blendenden Ergebnisse (16 Millionen Visits mit knapp über 37 Millionen Seitenansichten) sind irreführend. Denn die hohen Zahlen sind kein Beleg für einen lebendigen Austausch zwischen Verwaltung und Bürger, sondern -im Gegenteil- Ausdruck einer völlig verfilzten, gestörten Kommunikation. Die vielbeschworene „digitale Erneuerung“ hat den telefonischen Warteschleifen unzählige Kreisverkehre mit verstopfter Ausfahrt, Holperpisten und Sackgassen hinzugefügt, kafkaesk anmutende digitale Wegenetze. Ich selber musste im Jahr 2021 unzählige Amtsangelegenheiten erledigen und bin -was die „Visits“ betrifft- gefühlt tausendmal auf der Homepage der Stadt Köln gelandet.

Was aber, wenn sich die Stadt Köln direkt an uns Bürgerinnen und Bürgern wendet? Um zu erfahren, was die Stadt Köln uns mitzuteilen hat, habe ich vor ein paar Jahren den Newsletter der Stadt Köln abonniert, ein kostenloses digitales Info-Blatt, das einmal im Monat herauskommt.

Während der „Pandemie“ ist der Newsletter zum Sprachrohr der staatlichen Corona-Politik mutiert. Am 16. April 2021 hat dann die Stadt Köln anlässlich der Ausgangssperre sogar einen die Notwendigkeit der Maßnahme unterstreichenden Sonder-Newsletter herausgegeben.

An dieser Stelle soll nicht thematisiert werden, dass die Ausgangssperre einen massiven Eingriff in die bürgerlichen Grundrechte darstellte. Ebensowenig soll hier diskutiert werden, ob nicht die Kölner Ausgangssperre -vergleichbar mit der Ausgangssperre in ganz Bayern im Frühjahr 2020- unverhältnismäßig war.

Vielmehr interessiert mich der zentrale Text des Newsletters, die Ansprache der Stadt Köln an die „Liebe(n) Leser*innen“ und der Appell der Oberbürgermeisterin Henriette Reker „an alle Kölner*innen„.

Verantwortlich für den Newsletter ist die Stadt Köln (Die Oberbürgermeisterin). Verantwortliche Redaktion: Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Leitung: Alexander Vogel

Argumentation und sprachlicher Duktus der Ansprache erinnern an einen ganz anderen Text, ein internes Papier aus dem Bundesinnenministerium zur Eindämmung der Corona-Krise vom 22. März 2020. Der Titel eines Artikels auf focus.online brachte damals den Skandal (der keiner sein durfte) auf den Punkt: Internes Papier aus Innenministerium empfahl, den Deutschen Corona-Angst zu machen https://www.focus.de/politik/deutschland/aus-dem-innenministerium-wie-sag-ichs-den-leuten-internes-papier-empfiehlt-den-deutschen-angst-zu-machen_id_11851227.html

Das Papier, an dem Expertinnen und Experten aus dem Bereich Wirtschaft und Gesundheitspolitik, aber vermutlich auch aus den Bereichen Kommunikation und Werbepsychologie mitgearbeitet haben, dürfte den Öffentlichkeitsabteilungen aller deutschen Kommunen vorgelegen haben.

Dieses Papier, dessen Herausgabe das Innenministerium letztendlich nicht verhindern konnte, ist ein Armutszeugnis für die Politik unserer Bundesregierung, denn es entwirft eine knallharte Kommunikationsstrategie: Indem man uns mit einem „worst case“ konfrontierte, den Fachleute aus den Bereichen Medizin, Wirtschaft und Politik prognostiziert hatten, sollte uns ganz bewusst via „Schockwirkung“ Todes-Angst eingejagt werden. Die in diesem „internen“ Papier formulierten Vorschläge für Maßnahmen und gezielte Werbestrategien fungierten während der „Pandemie“ als eine Art Gebrauchsanweisung, die in den darauf folgenden Jahren, obwohl der „worst case“ zwar immer wieder heraufbeschworen wurde, aber nie eintrat, fast 1:1 umgesetzt wurde.

Das Papier ist moralisch verwerflich, denn es legitimiert die Verbreitung von Halbwahrheiten und fordert die politischen Entscheidungsträger dazu auf, die emotional aufgeladene Sprache der Werbung zu benutzen. Dass wir dort, wo es um unser Leben und unsere Gesundheit geht, nach den Spielregeln der Werbepsychologie manipuliert und geködert werden, entwürdigt uns Menschen.

Ich zitiere die vielleicht ungeheuerlichste Passage des Papiers, die zeigt, wie katastrophal es um eine bundesdeutsche Gesundheitspolitik bestellt ist, die sich uns Bürgerinnen und Bürgern gegenüber nicht nur zunehmend bevormundend, sondern (werbe-)taktisch verhält:

„Um die gewünschte Schockwirkung zu erzielen, müssen die konkreten Auswirkungen einer Durchseuchung auf die menschliche Gesellschaft verdeutlicht werden:
1) Viele Schwerkranke werden von ihren Angehörigen ins Krankenhaus gebracht, aber abgewiesen, und sterben qualvoll um Luft ringend zu Hause. Das Ersticken oder nicht genug Luft kriegen ist für jeden Menschen eine Urangst. Die Situation, in der man nichts tun kann, um in Lebensgefahr schwebenden Angehörigen zu helfen, ebenfalls. Die Bilder aus Italien sind verstörend.
2) „Kinder werden kaum unter der Epidemie leiden“: Falsch. Kinder werden sich leicht anstecken, selbst bei Ausgangsbeschränkungen, z.B. bei den Nachbarskindern. Wenn sie dann ihre Eltern anstecken, und einer davon qualvoll zu Hause stirbt und sie das Gefühl haben, Schuld daran zu sein, weil sie z.B. vergessen haben, sich nach dem Spielen die Hände zu waschen, ist es das Schrecklichste, was ein Kind je erleben kann.
https://fragdenstaat.de/dokumente/4123-wie-wir-covid-19-unter-kontrolle-bekommen/

Dass wir Bürgerinnen und Bürger, die wir in politische Entscheidungsprozesse nicht eingeweiht sind, überhaupt Einblick in dieses „vertrauliche“ Papier haben, ist der Aufmerksamkeit des am offenen demokratischen Dialog interessierten gemeinnützigen Portals „Frag den Staat“ zu verdanken, das am 1. April (!) des Jahres 2020 das vollständige, 17 Seiten lange Papier veröffentlicht hat, kommentiert von Arne Semsrott.

Die Veröffentlichung des heiklen Schriftstücks zeigt, wie politische Aufklärung vonstatten gehen kann. Schließlich war die Herausgabe mit einem gewissen Risiko verbunden, denn das „Innenministerium hatte sich geweigert, das Papier auf Grundlage des Presserechts und des Informationsfreiheitsgesetzes für andere Medien verfügbar zu machen: Das Dokument sei „Verschlusssache“ und „nur für den Dienstgebrauch“ (focus.de, s.o.). Obwohl uns Arne Semsrott mit der Herausgabe einen großen demokratischen Dienst erwiesen hat, hat er sich damit gewiss nicht für das Bundesverdienstkreuz empfohlen.

Das Bundesverdienstkreuz wurde während und nach der „Pandemie“ mit Vorliebe denjenigen Journalistinnen und Journalisten verliehen, die ihre Medienpräsenz dafür nutzten, für die Corona-Politik der Bundesregierung zu werben. Ich denke da an die Chemikerin, Wissenschaftsjournalistin und Fernsehmoderatorin Mai Thi Nguyen-Kim oder -ganz aktuell- an den Physiker und Wissenschaftsjournalisten Harald Lesch, der am 9.10.2023 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt werden wird.

Ende 2019 wurde der Verdienstorden sogar einer Kunstfigur verliehen. Am 4.12.2019, als der Wissenschaftsjournalist Ralph Caspers mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, heftete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Schloss Bellevue der beliebten und berühmten WDR-MAUS den „Maus-Verdienstorden“ ins Fell. https://stellwerk60.com/2021/09/27/wie-man-kindern-halbwahrheiten-einimpft-die-fragwuerdigen-werbeauftritte-der-oeffentlich-rechtlichen-maus/

Auffällig ist, dass die als integer geltende brave WDR-Werbe-MAUS gerade noch rechtzeitig vor der „Pandemie“ den Orden verliehen bekam. Vier Monate später hätte die spaßige Vorstellung gegen erste Corona-Verhaltens-Regeln verstoßen. Mit dem Maus-Verdienstorden“ ausgezeichnet, machte DIE MAUS -ähnlich wie Elmo und Bibo aus der „Sesamstraße“- während der „Pandemie“ gerade bei den Kindern und Eltern gute Stimmung für Zwangsmaßnahmen und Impfung.

Zurück zum Sonder-Newsletter der Stadt Köln. Das in Henriette Rekers Ansprache an die liebe(n) Leserinnen benutzte Wort „Menschleben“ (vorletzte Zeile) gibt es nicht. Im DUDEN wird es nicht genannt, aber auch im Deutsche(n) Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm (Erste Teilveröffentlichung 1854) ist ein Wort, das „Menschleben“ lautet, nicht zu finden.

„Menschleben“ ist die tragikomische Verhunzung des bedeutsamen deutschen Wortes „Menschenleben“. Der DUDEN definiert das Wort „Menschenleben“ folgendermaßen:

1. Lebenszeit (eines Menschen) BEISPIEL: ein ganzes Menschenleben lang; 2. lebendiger Mensch BEISPIEL: der Unfall forderte vier Menschenleben.

Im Wort „Menschenleben“ schwingt mit, dass das Leben jedes einzelnen Menschen Teil des Lebens aller Menschen, Teil der Menschheitsgeschichte, aber immer auch ein besonderes ist. Seinen Ursprung dürfte es in der „Sprache der Dichter und Denker“ haben.

„Deutsches Wörterbuch“ von Jacob und Wilhelm Grimm. Anhand literarischer Texte belegen die Geisteswissenschaftler (bzw. ihre Nachfolger) die Verwendung des Begriffs „Menschenleben“.

Ich denke nicht, dass es die Absicht der Oberbürgermeisterin bzw. ihres Stellvertreters war, das Wort „Menschenleben“ zu veralbern und zu verhunzen. Der Gebrauch des Nicht-Wortes „Menschleben“ ist vielmehr Ausdruck einer gewissen Lässigkeit im Umgang mit der deutschen Sprache und einer in der Politik immer mehr um sich greifenden Alles-egal-Haltung.

Zwar muss die Oberbürgermeisterin tagtäglich unzählige Vorlagen unterschreiben, aber ihr Appell im Rahmen der nächtlichen Ausgangssperre ist so heikel und anfechtbar, dass sie den Text vor der Veröffentlichung noch einmal gewissenhaft hätte überprüfen müssen. Vielleicht hat sie das ja auch gemacht, dabei aber allzu sehr auf die Platzierung der Gender-Sternchen geachtet. Und tatsächlich sind alle Sternchen korrekt gesetzt. Alle Achtung!

Man kann übrigens zwar nicht mehr den kompletten Sonder-Newsletter, wohl aber die Ansprache der Stadt Köln noch im Internet finden. https://login.mailingwork.de/-viewonline2/20384/227/9195/nh6yjJAz/3iy4wkEXKr/1 Bis heute (28.9.2023) ist niemand auf die Idee gekommen, den Text, wenn man ihn schon nicht aus dem Netz nimmt, einmal gründlich gegenzulesen bzw. gegenlesen zu lassen. Das ist unglaublich, denn immerhin zählt das Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit mittlerweile über 50 (!) gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Verunglückt ist auch der letzte Satz: „Und daher gehen wir in Köln ab Mitternacht entschlossen voran.“ Dass wir entschlossen vorangehen sollen, ist natürlich nur im übertragenen Sinne gemeint und bedeutet keine Einladung zu einer Nachtwanderung mit Frau Reker, aber dennoch ist das Bild im Zusammenhang mit einer tiefgreifenden Corona-Maßnahme unfreiwillig komisch. Wie, so frage ich, können wir ab Mitternacht -wenn auch metaphorisch- entschlossen vorangehen, wo doch Ausgangssperre ist, und wohin?

Elfchen im Achten: Der Name ist Wahl-Programm

Wie hält eine Oberbürgermeisterin Bürgerinnen und Bürger auf Abstand, ohne sie zu verstimmen? Indem sie die Menschen in den großen Saal eines öffentlichen Gebäudes einlädt und mit kostenlosen Getränken und Häppchen bewirtet, ein paar Publikums-Fragen beantwortet, dann aber im Hintergrund verschwindet… Indem sie Mediatorinnen und Mediatoren ausschickt, die mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen, ihnen Stifte in die Hand drücken und sie lächelnd dazu ermuntern, Verbesserungsvorschläge und Kritik nicht für sich zu behalten, sondern -thematisch geordnet- eigens vorbereiteten, an Stellwände gehefteten Plakaten anzuvertrauen…

So geschehen (und von mir persönlich miterlebt) beim Siebten Stadtgespräch im Bezirksrathaus Köln-Nippes am 16. Februar 2017.

In einem Interview mit dem Kölner Express hat die „parteilose“ Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker kurz vor der Wahl 2015 (und nur zwei Tage vor der brutalen Messerattacke auf einem Kölner Wochenmarkt, bei der sie lebensgefährlich verletzt wurde) folgendes gesagt: „Ich habe immer betont, dass ich mit allen demokratischen Fraktionen im Rat zusammenarbeiten will – auch mit der SPD. Es geht mir um die beste Idee und nicht um die Frage, von wem sie kommt.https://www.express.de/koeln/henriette-rekers-mann-ehemann-perry-somers-ueber-ihre-deutsch-australische-liebesgeschichte-61388

Aber ist Henriette Reker wirklich so „parteilos“, wie sie sich gibt?

Als Oberbürgermeisterin steht sie im permanenten Kontakt und gedanklichen Austausch mit dem Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Köln. Dieses Amt, dessen Mitarbeiterzahl sich auf 52 erhöht hat (Stand: Frühjahr 2023), ist zuständig für Bürgeranfragen, Bürgerberatung und Bürgerinformation, vor allem aber für den Kontakt zu den Medien, also für die Öffentlichkeitsarbeit.

Leiter des Amts ist seit Anfang 2018 ein gebürtiger Kölner namens Alexander Vogel (aktuell 39). Alexander Vogel ist nicht nur Amtsleiter, sondern zugleich Sprecher der Stadt und persönlicher Pressesprecher von Henriette Reker. Bevor er im Jahr 2017 zurück nach Köln kam, leitete Vogel, enger Vertrauter und zeitweiliger Persönlicher Assistent des im Jahr 2016 verstorbenen ehemaligen Außenministers Guido Westerwelle (FDP), als Generalsekretär die von Westerwelle gegründete Stiftung für internationale Verständigung. Wir ahnen: Alexander Vogel ist alles andere als parteilos. Ein Blick ins Internet verrät, dass Vogel FDP-Politiker ist. Bereits bei der Bundestagswahl 2009 kandidierte Vogel (damals 25) im Wahlkreis KÖLN I für die FDP.

Für Henriette Reker, die Vogel im Jahr 2017 nach Köln holte, war der FDP-Mann von Anfang an mehr als ein Pressesprecher. Der Kölner Express schrieb damals: „Offiziell trägt die neue Stelle den Titel „Redenschreiber“ in Rekers Büro. Tatsächlich gehen Vogels Aufgaben weit darüber hinaus. Sie beinhalten laut Stellenausschreibung etwa auch ausdrücklich den Zusatz Projektleitung „Konzeption und Umsetzung einer Kommunikationsstrategie“… Dahinter dürfte ein Ansinnen Rekers stecken, ihr Image langfristig aufzupolieren, und sich gegebenenfalls für eine erneute OB-Kandidatur 2020 zu wappnen.https://www.express.de/koeln/koelns-ob-reker-holt-westerwelle-vertrauten-alexander-vogel-in-ihr-team-30280 Erhellender, unbedingt lesenswerter Artikel!

Frau Reker, die als ein wenig spröde gilt, schmückt sich gerne mit dem smarten jungen Mann, der aus seiner Homosexualität keinen Hehl macht. Als Alexander Vogel am 11.12. 2021 seinen Lebensgefährten heiratete, den Juristen Dr. Patrick Esser, mittags im Standesamt und nur eine Stunde später in der direkt an der Einkaufsstraße Schildergasse gelegenen evangelischen Antoniterkirche, war auch Henriette Reker geladen. Bei der anschließenden Feier im Hotel Wasserturm gehörte sie zu den „handverlesenen“ Gästen, deren Zahl Corona-bedingt auf nur fünfzig beschränkt war. Für den, der wissen will, welche Kölner Kommunalpolitikerinnen und wer von der Landes-FDP dabei war: https://www.express.de/koeln/koeln-ob-sprecher-alexander-vogel-heiratet-lebensgefaehrten-82446

Nun hat sich Henriette Reker durch die ungewöhnlich enge Zusammenarbeit mit dem FDP-Nachwuchspolitiker Vogel meines Erachtens parteipolitisch klar positioniert. Das ist schon deshalb ein wenig „pikant“, da die FDP im Rat der Stadt keine große Rolle spielt. Hinzu kommt, dass die FDP bei der Oberbürgermeisterwahl im Jahr 2020 anders als noch 2015 Frau Reker nicht unterstützt hat und bei der OB-Wahl 2025 sogar einen eigenen Kandidaten aufstellen will.

Von daher wäre es fair, wenn auf der Internetseite der Stadt die (aktive) Parteizugehörigkeit des Amtsleiters zumindest kurz erwähnt würde. Nebenbei gesagt, empfinde ich als Kölner Bürgerin den Internet-Auftritt der Stadt als Affront. Die Kommunikationsabteilung präsentiert sich als geschlossene Gesellschaft. Die Allgemeinheit bleibt außen vor. Zwar werden die Ansprechpartnerinnen und -Partner im Amt für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kurz (und oberflächlich) vorgestellt, aber die Seite wendet sich ausschließlich an die Medien. https://www.stadt-koeln.de/politik-und-verwaltung/presse/team/index.html Für uns Bürgerinnen und Bürger gibt es bei der Stadt keine Ansprechpartner, sondern Kontaktformulare.

Erschrocken war ich, als ich sah, dass Henriette Reker als eine der Erstunterzeichnerinnen ihren Namen (nicht als Privatperson, sondern in ihrer Rolle bzw. „Funktion“ als OB!) unter das sogenannte „Manifest für Freiheit“ hat setzen lassen, eine Stellungnahme, mit der zwei ehrgeizige Jungpolitiker, Franziska Brandmann, Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen (FDP-Jugendorganisation), und Johannes Winkel, Bundesvorsitzender der Jungen Union (CDU-Jugend), am 24.2.2023 eine Petition gestartet haben. Diese Petition ist eine Gefälligkeitspetition für die Bundespolitik und die plumpe Antwort auf einen Text, der jetzt schon als historisch bedeutsam einzustufen ist, das „Manifest für Frieden“ vom 10. Februar 2023, eine Petition von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer.

Wagenknecht/Schwarzer, die ein sofortiges Ende der Waffenlieferungen fordern, glauben nicht an einen Sieg der Ukraine: „Die Ukraine kann zwar – unterstützt durch den Westen – einzelne Schlachten gewinnen. Aber sie kann gegen die größte Atommacht der Welt keinen Krieg gewinnen.“ Weiter heißt es klar und unmissverständlich: „Wir fordern den Bundeskanzler auf, die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen. Jetzt! Er sollte sich auf deutscher wie europäischer Ebene an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen setzen. Jetzt! Denn jeder verlorene Tag kostet bis zu 1.000 weitere Menschenleben – und bringt uns einem 3. Weltkrieg näher.“

Das „Manifest für Freiheit“ hingegen glaubt an einen Sieg der Ukraine. Gleichzeitig wird die reale Bedrohung ignoriert und eine mögliche Eskalation verdrängt. Die Tatsache, dass Russland und die USA Atommächte sind, kommt nicht zur Sprache. Ich weiß nicht, ob Henriette Reker das FDP/CDU-initiierte Manifest aus eigener Überzeugung und/oder in Absprache mit ihrem Sprecher Alexander Vogel unterzeichnet hat. So oder so ist es unverzeihlich. Seit der heimtückischen Messer-Attacke kurz vor der OB-Wahl 2015, bei der sie von einem psychisch schwer gestörten Mann lebensgefährlich am Hals verletzt wurde, weiß Henriette Reker, wie gefährlich Waffen sind. Sie hat am eigenen Leib die Erfahrung gemacht, dass aufgestaute Aggressivität urplötzlich eskalieren und in rohe, mörderische Gewalt münden kann, vor allem dann, wenn Waffen im Spiel sind, die den Tätern das Gefühl von Stärke und Sicherheit geben.

Vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden Machtkampfs der Atommächte Russland und den USA ist das „Manifest für Freiheit“ verharmlosend und naiv. Hier heißt es: „Dass die Ukraine ein Jahr nach Beginn des Angriffskrieges weiter kämpfen kann, liegt auch daran, dass viele Demokratien dieser Welt das Land unterstützen, etwa mit Hilfsgütern, finanziellen Mitteln, Waffen und Munition.

Waffen, so der dahinter liegende Gedanke, sind gut, wenn sie nur in die richtigen Hände geraten. Doch „die richtigen Hände“ gibt es nicht und hat es -was den Krieg betrifft- nie gegeben. Mit dem Zweiten Weltkrieg und den Angriffen auf die Zivilbevölkerung, auf Frauen und Kinder, sind letzte Hemmschwellen gefallen. Die feigen und hinterhältigen Abwürfe der US-Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki waren das Ausleben einer größenwahnwitzigen Männer-Phantasie: Die Auslöschung von hunderttausenden Menschenleben auf einen Streich, mit einer einzigen Bombe.

Nippes, Neusser Straße, 25.12.2020. Die rigiden, staatlich verordneten Corona-Maßnahmen werden in Köln -wie überall in Deutschland- mit aller Härte umgesetzt. Dennoch fand ich dieses kleine „Maskenattentat „-insbesondere vor dem Hintergrund des brutalen Angriffs auf Frau Reker im Jahr 2015- weder klug noch komisch.

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Jahreswechsel 2022/23, Bushaltestelle Zonser Straße: Wo ist unsere Oberbürgermeisterin? Vielleicht wollte die Stadt Köln Geld sparen, vielleicht wollte man sich angesichts des Krieges in der Ukraine bescheiden geben. Dass uns die Oberbürgermeisterin einmal im Jahr ihr Gesicht zeigt, ist eine schöne kommunikative Geste. Dieses Plakat, bei dem auf ein Foto der Oberbürgermeisterin verzichtet wurde, kam in Nippes -soweit ich es beurteilen kann- nicht gut an.

Es ist schon rätselhaft: Oft charakterisiert der Familienname den Namensträger. Die beiden Kölner Weihbischöfe, die im Zusammenhang mit der Kölner Missbrauchsaffäre wegen Pflichtverletzungen (Verschweigen) beurlaubt worden waren, hören auf die Namen Puff und Schwaderlapp. Auch der Name Reker offenbart, wenn man ihn sich genauer anschaut, Erstaunliches.

Ist Frau Reker eine Wendehälsin? Man kann den Namen der Oberbürgermeisterin von links nach rechts, aber auch von rechts nach links lesen. Wie man den Namen auch dreht, wie man ihn auch wendet, der Name RekeR fängt an, wie er endet. Nach sprachwissenschaftlicher Definition handelt es sich hier um ein Palindrom. Oder, auf kölsch gesagt:

Vun

links noh

rechs gelesen ov

verkeht eröm: Reker bliev

rekeR

Eine Reise mit Coronatestfußfessel – Ein abendliches Treffen mit der Frau Keuner

„Hömma Lisa, du kannst ja braten“, sacht meine Nachbarin, die Frau Keuner, und stopft sich eine halbe Bulette ins Maul. „Aber wat isst du so langsam?“

„Ich will einfach nicht mehr so viel Fleisch essen.“

„Dann lass dir Zeit“, sagt die Frau Keuner. „Ich mach dat schon.“

Abends ist die Frau Keuner mit paar Flaschen Kölsch vorbeigekommen, und ich hab auf ihren Wunsch Buletten gebraten. Viele, weil ich damit gerechnet hab, dass die Frau Keuner viel essen kann. Die Frau Keuner spießt eine weitere Bulette auf. „Ich wollte dir den Appetit nicht völlig verderben, Lisa, aber die Wahrheit sagen. In dieser Bulette ist nicht nur das Fleisch von einem Rind und einem Schwein, sondern zerkleinertes Fleisch von unzähligen Rindern und Schweinen, denn das wird in riesigen Bottichen zermanscht. Aber sach, willst du nich mehr?“

Ich kann mich erinnern, dass mein großer Bruder vor gefühlt 55 Jahren einmal aus Futterneid vor den Augen seiner hungrigen, entsetzten Schwestern in eine Schüssel mit köstlichem Essen gespuckt hat, und zwar ausgiebig, aber was die Frau Keuner hier macht, das ist schlimmer, das ist Psycho-Spucken.

„Das Fleisch ist bio“, sage ich leise.

„Dann is dat eben Hackfleisch von unzähligen artgerecht gehaltenen Bio-Schweinen und Bio-Rindern. Deine Buletten sind echt lecker, aber noch verbesserungsfähig. Die Zwiebeln könnten feiner geschnitten sein. Ich komm jetzt einmal die Woche vorbei und kontrolliere deine Fortschritte. Das nächste Mal bitte mit Salat.“

„Kartoffelsalat?“

„Jau“, sagt die Frau Keuner. „Buletten mit Kartoffelsalat können wir noch essen, wenn wir überhaupt keine Zähne mehr haben. Aber jetzt pack mir bitte die restlichen Buletten in einen Tuppertopf. Die ess ich morgen in aller Ruhe, und zwar alleine, du störst ja nur.“ Ich räume den Tisch ab und geh mit feuchtem Lappen und anschließend mit trockenem Geschirrtuch über die Platte, denn die Frau Keuner braucht fettfreien Platz für die Computerausdrucke.

Die Frau Keuner pickt ein paar übersehene Fleischkrümel vom Tisch und breitet die Ausdrucke aus. „Lisa, du musst mal langsam lernen, dich zu wehren. Du bist viel zu freundlich, aber die Gesellschaft ist das schon lange nicht mehr. Freundliche Menschen werden nicht ernst genommen. Die Demokratie ist nur noch Alibi. Die Politiker wollen deine Stimme, aber nach den Wahlen wollen sie dich ganz schnell wieder loswerden. Die sind an unserer Arbeit und an unserem Geld interessiert, aber nicht an unserer Meinung, denn das bringt nur Ärger. Wir sind denen lästig. Vielleicht erinnerst du dich: Vor zwei Jahren hast du gesagt, mit dem Jens Spahn würdest du gerne mal ein Gespräch unter vier Augen führen. Nur leider redet der Jens Spahn nicht mit dir. Aber das ist gut so, sonst wäre das Gesagte unter euch geblieben. Wozu hast du deinen Blog? Da kannst du aufschreiben, was du ihm gerne persönlich gesagt hättest. Schreib, was passiert ist, schreib über Jens Spahn. Der Mann hat uns viel angetan“.

„Das kann man doch so nicht sagen“, sage ich leise und räume die Teller in die Spülmaschine. „Der Jens Spahn hat im Jahr 2020 einen FDP-Vorschlag abgelehnt und sich klar gegen die Leihmutterschaft ausgesprochen, und das rechne ich ihm hoch an.“

„Du musst den Spahn jetzt nicht noch in Schutz nehmen“, sagt die Frau Keuner. „Im selben Jahr hat der Jens Spahn die Widerspruchslösung für “Organspenden” vorgeschlagen, so, wie es die schon in der DDR gab. Damit ist er ja zum Glück nicht durchgekommen. Der Jens Spahn ist ein Karriererist, der ist schon mit 15 in die Junge Union eingetreten. Dann war er ausgemustert und hat eine Banklehre gemacht. Der Jens Spahn ist schon früh auf die schiefe Geldbahn geraten. Eigentumswohnung mit Anfang 20, zwei fette Kredite. Die mussten natürlich abbezahlt werden. Und was macht man, wenn man Geld braucht? Geschäfte. So empfiehlt man sich heutzutage für die Politik. Was in der Steinzeit die fette Beute war, sind heute die dicken Geschäfte… Aber wir reden ja jetzt über Corona. Corona hat gezeigt, wie autoritär unsere Politiker ticken, wie groß ihre Angst ist, Macht und Privilegien zu verlieren. Gehen wir mal zwei Jahre zurück. Also… Bundesgesundheitsminister Spahn muss beweisen, dass er alles im Griff hat. Denn in Deutschland regt sich Widerstand, Impf-Widerstand.“

Ich setze mich wieder zu der Frau Keuner, die mir einen Zettel mit Zitat zuschiebt mit der Bitte, laut vorzulesen: „‚Innerhalb der EU wird das Reisen voraussichtlich nicht von der Impfung abhängig sein‘, sagte Spahn der ‚Rheinischen Post‘ in der Samstagsausgabe (08.05.2021). `Auch mit den Testungen wird man sich europaweit gut bewegen können‘, ergänzte er. Spahn selbst werde seinen Urlaub in Deutschland verbringen. ‚In dieser hoffentlich letzten Phase der Pandemie würde ich keine großen Fernreisen planen, Nordsee statt Südsee quasi‘, sagte der CDU-Politiker.https://www.fr.de/politik/jens-spahn-urlaub-bundesrat-lockerungen-geimpfte-genesene-entscheidung-gesetz-deutschland-sommerferien-zr-90497261.html

„Das ist sowas von autoritär“, sagt die Frau Keuner. „Und wieder einmal wird das schöne Wort „Hoffnung“ missbraucht. Hör dir das an: „Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) macht Hoffnung auf den Sommerurlaub in EU-Staaten.“ Da stilisiert sich der Spahn auch noch zum Überbringer der Frohen Botschaft. Das ist gönnerhaft. Doch mittlerweile wissen wir, dass nicht nur beim Maskenkauf einige Milliarden Euro Steuergelder verschwendet wurden, sondern auch bei der Beschaffung von Tests. Das war nur zu unserem Schutz, wie die behauptet haben, das ist nicht mal nachgeprüft worden.“ https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/pcr-tests-111.html

Die Frau Keuner öffnet sich die frische Flasche Kölsch, die ich ihr aus dem Kühlschrank geholt hab. „Die unbrauchbaren Tests müssen jetzt auch alle vernichtet werden, genauso wie die abgelaufenen Impfstoffe und die unbrauchbar gewordenen Masken. Aber der Olaf Scholz wird sich, sobald der angepasste Corona-Impfstoff da ist, trotzdem ein fünftes Mal impfen lassen. Aus Treue zur Pharmaindustrie und aus Rechthaberei.“ Die Frau Keuner trinkt einen Schluck. „Der Scholz wird noch mal so richtig auf die Schnauze fallen… Sach mal, Lisa, heulst du?“ Sie reicht mir die Serviette, mit der sie sich vorhin den Mund abgewischt hat.

„Brauch ich nicht“, sage ich leise. „Ich habe nur immer die Bilder im Kopf. Ende August 2021 sind wir nach Frankreich gefahren. Wir mussten uns per Internet anmelden. Und dann brauchten meine jüngere Tochter und ich noch einen negativen Anti-Gen-Test, also waren wir am Tag vor der Abreise in der Test-Station gegenüber vom alten Schlachthof. Ich konnte mich nicht auf den Urlaub freuen. Wie soll man sich in die Vorfreude fallen lassen, wenn man nicht weiß, ob man nicht auf den letzten Drücker doch noch positiv ist. Vor mir war eine ungeimpfte Frau, ein paar Jahre älter als ich. Wenn man älter ist, zeigt man ja nicht mehr so gerne die Zähne, und man reißt man nicht gerne den Mund auf, vor allem nicht in einer Test-Baracke gegenüber vom alten Schlachthof. Die Frau hat geschrien und gelacht. Krampfhaft. Aber irgendwann hat sie dann doch den Mund aufgemacht.“

„Du hast doch den Spahn gehört“, sagt die Frau Keuner und grinst. „Du konntest froh und dankbar sein, als Ungeimpfte überhaupt ins Ausland zu dürfen. Ich war schon lange nicht mehr verreist. Welche Rentnerin kann sich das denn noch leisten? Den Leuten mit der kleinen Rente bringt die Rentenerhöhung nicht viel. Was sind 5% Rentenerhöhung, wenn du nur 600 Euro Rente kriegst? Aber komm jetzt nicht auf die Idee, mich beim nächsten Mal einzuladen. Wie du Urlaub machst, das ist mir einfach zu spießig. Du machst das, was du auch in Köln machst, du mietest für dich und deine Töchter eine bezahlbare Ferienwohnung und bestückst die mit euren Kölner Plörren. In Paimpol angekommen, gehst du nicht direkt zum Hafen, sondern in den Intermarché. Aber auch nur deshalb, weil es da keinen REWE gibt. Am nächsten Tag fahrt ihr drei zum Plage de Behec, aber der Strandtag fühlt sich an wie ein Tag in der Riehler Rheinaue.“

„2021 hat es sich wirklich so angefühlt“, sage ich leise. „Aller Zauber war weg.“

„Ich verschick übrigens Urlaubsfotos“, sagt die Frau Keuner. „Wenn du mir sagst, ich soll dir welche schicken, dann setz ich mich vor meine Fototapete und mach Selfies.“

„Was ist das denn für eine Fototapete?“

„Raufaser“, sagt die Frau Keuner. „Weiß, leicht vergilbt. Aber ich sag dir was. Du hast noch Glück gehabt. Andere Ungeimpfte mussten zu Hause bleiben, nur weil der Test positiv war. Aber negativ war auch nicht viel besser. Hör dir Spahns Satz noch mal genau an. Auch mit den Testungen wird man sich europaweit gut bewegen können – Das ist nicht nur gönnerhaft, sondern richtig böse. Und jetzt setz die Wörter „auch die Ungeimpften“ ein, denn die sind ja gemeint. Also… Mit den Testungen werden sich auch die Ungeimpften europaweit gut bewegen können. Woran erinnert dich das?“

Ich ahne, worauf die Frau Keuner hinauswill. „An die elektronische Fußfessel?“

„Genau“, sagt die Frau Keuner. „Und dabei legt man die elektronische Fußfessel nur entlassenen Schwerverbrechern an, vor allem Sexualstraftätern. Das ist durchaus logisch. Aus Sicht der Bundesregierung waren ja alle Ungeimpften Straftäter. Aber sach, hast du die Coronatestfußfessel für einen Moment vergessen?“

„Nein, die Coronatestfußfessel war zwar unsichtbar, aber die hing mir wie ein Klotz am Bein.“ Doch jetzt gibt es kein Halten mehr, es bricht aus mir heraus: „Warum haben die mich und meine jüngere Tochter gezwungen, uns testen zu lassen? Wir war doch beide nachweislich immun. Meine ältere Tochter hatte Delta, hohe Virenlast, und wir beide haben mit aller Kraft versucht, uns bei ihr anzustecken, aber es hat nicht geklappt. In der Nachbarschaft ist ein junger Mann krank geworden, obwohl er geimpft war. Der hat die ganze Familie angesteckt, obwohl oder weil die auch alle geimpft waren. Die haben es richtig heftig bekommen. Warum gab es kein großes I für immun. Wozu soll ich mich testen lassen, wenn ich immun bin? Ich konnte und kann alles bezeugen. Und in Frankreich durften wir ohne aktuellen negativen Test nicht einmal ins Café. Und das, obwohl wir immun waren. Ich hatte sogar das positive Testergebnis meiner älteren Tochter und unsere negativen dabei und den Beleg für die zweiwöchige Quarantäne.“

Die Frau Keuner lacht: „Was sollen denn die Franzosen mit Kölner Beweismaterial? Außerdem war General Macron doch genauso rigide. Die Franzosen haben mit der Testung von Touristen richtig viel Knete gemacht. Lisa, du bist ein Störfall.“

„Das weiß ich doch“, sage ich. „Aber etwas in mir hat darauf gehofft, dass der Dr. Nießen vom Kölner Gesundheitsamt auf mich zukommt und mich beglückwünscht, dass er mich fragt, wie ich als Frau über 60 es geschafft habe, mich nicht mit der gefährlichen Delta-Variante zu infizieren.“

„Hömma, Lisa, du bist dermaßen naiv. Du stellst die Zwangsmaßnahmen in Frage und erwartest auch noch Beifall. Aber jetzt mach ich einen Test mit dir. Wessen Haaransatz ist das?“

„Spahn? Beide Male?“

„Und jetzt vergleich mal die beiden Urlaubsbilder von Spahn und Ehemann aus den Jahren 2021 und 2023 miteinander. Im Sommer 2021 war der Spahn noch so doof, ein Selfie zu veröffentlichen. Beide tragen keine Sonnenbrille, auch der Spahn nicht, dabei ist der Spahn Bundesgesundheitsminister. Und jetzt kommt’s. Sein Ministerium hat im Frühjahr des selben Jahres ein Heft seiner kostenlosen Werbebroschüre „Im Dialog“ herausgegeben. In Heft 6/April 2021 geht es fast nur um die Impfung, aber auf der Kinderseite (S.34) wird ausdrücklich vor zu viel Sonne gewarnt. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Ministerium/Broschueren/BMG_Dialog_1-2021_bf.pdf

Der Jens Spahn hat für die Broschüre sogar das Vorwort geschrieben. Doch warum hat er die Warnungen seines eigenen Ministeriums nicht ernst genommen? Guck dir noch einmal das Selfie an. Gesundheitsminister Jens Spahn hat Sonnenbrand, knallrote Stirn, knallroter Hals und knallrote Nase. Dat geht doch gar nicht. Wahrscheinlich wollten Spahn und Mann den Beleg dafür liefern, dass es auch in Bayern schön sonnig sein kann, aber doch bitte nicht so. Das sind Top-Fotos für den Pschyrembel.“

„Ein Sonnenbrand kann doch jedem passieren“, sage ich leise.

„Ja, aber doch nicht dem Bundesgesundheitsminister. Der Mann ist doch ein Vorbild, was eine gesunde Lebensweise angeht.“

„Ich kann das so aber nicht in meinen Blog setzen.“

„Zu Zwecken der Aufklärung“, sagt die Frau Keuner. „Als Diashow. Jetzt guck dir bitte das Foto von 2023 an. Das haben Profis gemacht. Mittlerweile hat der Spahn kapiert, dass man als Spitzenpolitiker nicht einfach ein Selfie schicken kann, nicht mit Sonnenbrand und schon gar nicht, wenn der Bundesrechnungshof auf der Matte steht. Das ist jetzt zwei Jahre her, niemand erinnert sich mehr. Sind ja zu viele verstrickt.“ Die Frau Keuner trinkt noch einen großen Schluck Bier.

„Ich vermute, dass der Jens Spahn für das Selfie damals einen richtigen Anschiss gekriegt hat. Deshalb musste sich der Spahn einer Styling-Beratung unterziehen. Die Profis haben das Bild aus dem Jahr 2021 genau analysiert. Der Fotograf hat Spahn und Funke aus der prallen Sonne geholt und in den Halbschatten gestellt. Beide Männer tragen jetzt Sonnenbrillen. Das Bild ist auch nicht während einer Wanderung aufgenommen worden, sondern danach. Im Jahr 2023 haben sich die Jungs den Schweiß abgewaschen. Die Klamotten sind nicht mehr schweißgetränkt, sondern sauber. Man sieht, wie die Männer duften. Und da ist noch was.“

„Das Büschel auf Spahns Stirn? So kommt er seriöser rüber.“

„Das auch“, sagt die Frau Keuner. „Aber guck mal auf Spahns Hals. Genau da, wo der Spahn im Jahr 2021 Sonnenbrand hatte, ist zwei Jahre später der Hemdkragen hochgeklappt. Ganz schön schlau.“

„Jau.“

„Strammer Max für Markus“ ODER „Aus Schnee von Vorgestern kann man keine g’führige Piste mehr bauen“ – Eine Begegnung mit der Frau Keuner

„Tach“, sacht meine Nachbarin, die Frau Keuner. Ich bin gerade im Vor-Gärtchen, um Unkraut zu zupfen, da steht die da, hält sich am Gehwagen fest und grinst.

„Tach auch“, sach ich. „Aber ich hab unangekündigten Besuch nicht so gerne.“

„Da solltest du dich in deinem Alter aber langsam drauf einstellen“, sagt die Frau Keuner. „Watt kütt, dat kütt, und zwar oft ohne Anmeldung. Ich sach dir, die Marianne vom Bahnwärterweg, die hatte einen Infarkt. Wie die reanimiert wurde, da hat die sich gesacht: Ich kann noch nich gehen, wie sieht denn die Bude aus? Da is weder aufgeräumt noch geputzt, ich brauch noch wat Zeit. Und jetzt ist die gesund, hat aber einen Putzfimmel. Im Nachhinein sacht die sich: Der Tod hat nur angeklopft, um zu sagen: Marianne, lass deine Bude nich so vergammeln.“

„Welche Marianne vom Bahnwärterweg?“

Die Frau Keuner zuckt die Achseln. „Wurde mir so erzählt. Ich kenn die nicht persönlich. Könntest du mir bitte mal einen Sitzplatz anbieten? Sach mal, hast du die Stühlchen etwa schon für den Winter parat gemacht? Hömma, Lisa, du hast wohl Angst, dass sich eine Gruppe Öko-Touristen in die autofreie Siedlung verirrt und bei dir vorm Haus picknickt. Ich sach dir, die lassen sich nicht davon abhalten, auch wenn die Stühlchen zusammengeklappt sind.“

„Quatsch“, sage ich und klappe der Frau Keuner ein Stühlchen auf.

„Alles Männer, früher lief sowat unter Kegelverein.“ Die Frau Keuner setzt sich leicht ächzend. „Da kannst du noch froh sein, dass es Öko-Touristen aus Baden-Württemberg sind, die nehmen ihre Abfälle wieder mit. Alles kann man natürlich nicht wieder mitnehmen. Irgendwann schellt einer aus der Gruppe an und fragt, ob er mal bei dir aufs Klo kann. Und du traust dich nicht, nein zu sagen. Leider hast du das Klo seit drei Wochen nicht mehr geputzt. Du kannst dem Öko-Touristen ja sagen, dass du nicht geputzt hast, weil du Wasser sparen wolltest. Da hat der Verständnis für. Und wat macht der Ökotourist? Zieht nicht ab. Könnte ja noch ein anderer aus der Gruppe aufs Klo wollen.“ Kurze Redepause, sehr kurz.

„Und dann passiert ein Malheur“, sagt die Frau Keuner. „Einer aus der Gruppe hat Durchfall und schafft es gerade noch so aufs Klo. Und du, du bist so freundlich, dem anzubieten, bei dir zu duschen. Du hättest sogar ein sauberes Handtuch für ihn. Doch leider hört der Mann nicht auf dich, sondern nur auf den Kretschmann. Du kennst doch den Winfried Kretschmann?“

„Natürlich kenn ich den. Der Winfried Kretschmann ist Ministerpräsident von Baden-Württemberg. Der hat mit dem Markus Söder zusammen schon im November 2021 für die allgemeine Corona-Impfpflicht plädiert. Und das zu genau dem Zeitpunkt, als allmählich klar wurde, dass es eine neue, harmlosere Corona-Variante gibt, gegen die in keinem Fall massengeimpft werden dürfte. Die standen mit dem Rücken zur Wand und haben mächtig auf die Tube gedrückt, was die Impfung angeht. Seitdem weiß ich, wie gut CDU/CSU und GRÜNE zusammenpassen. Wenn der Kretschmann redet, hör ich nicht mehr hin.“

„Nicht hinhören ist ein Fehler“, sagt die Frau Keuner. „Für die jüngeren GRÜNEN ist der Kretschmann ein Öko-Vorbild, auch für den Habeck. Ich sage dir, wenn du gelesen hättest, was der Kretschmann zum Energiesparen gesagt hat, wärest du gewarnt gewesen. Der Kretschmann hat ein Elektroauto und auf seinem Dach eine riesige Fotovoltaikanlage. Seit die Kinder aus dem Haus sind, heizen die Kretschmanns in der Regel nur noch ein Zimmer. Duschen tun die auch nicht so oft.“

„Das ist doch nicht unvernünftig“, wende ich ein.

Die Frau Keuner rümpft die Nase. „Und weißt du, was der Kretschmann wörtlich gesagt hat? … ‚Auch der Waschlappen ist eine brauchbare Erfindung.‘ Klingt schlau. Das Problem ist nur, dass ein gebrauchter Waschlappen gründlich gewaschen werden muss. Im Waschlappen bleibt hängen, was beim Duschen im Abfluss verschwindet. Lisa, du wirst doch irgendwo noch einen Waschlappen haben.“

„Für den Ökotouristen?“, frage ich leise.

„Der hat eigene dabei“, sagt die Frau Keuner. „Das Problem ist nur, dass der Ökotourist die Waschlappen nicht feucht in den Rucksack packen kann. Also lässt er sie da, und zwar für deine nächste 60°-Wäsche. Seine olle Unterbuxe kommt auch noch dazu, denn er hat frische Wechselwäsche dabei. Kann eine Weile dauern, bis die Maschine voll ist, aber der Öko-Tourist ist ein alleinstehender Rentner mit Senioren-Bahncard und 49-Euro-Ticket. Der kommt wieder. Ich sach dir, sich näher kommen ist ziemlich unromantisch, wenn man über 60 is.“

„Auch das noch“, sage ich leise, klappe einen zweiten Stuhl auf und setze mich..

„Lisa,“ fängt die Freu Keuner wieder an, „sei froh, dass du keine wichtige Person bist und nur ein ömmeliges Reihenhaus hast. Als der Jens Spahn noch in seiner Dahlemer Villa gewohnt hat, standen ständig die Gaffer vorm Haus. Ich meine, wie konnte der Mann so naiv sein zu meinen, dass die Leute Beifall klatschen, wenn sich der Bundesgesundheitsminister im Sommer 2020 eine Fünf-Millionen-Euro-Villa für den Luxus-Lockdown kauft, während sich die Menschen in ihren kleinen Wohnungen auf der Pelle hängen. Und wie kann der Jens Spahn so doof sein, ein Paket anzunehmen, wo kein Absender draufsteht. Da kann doch nur Kacke drin sein.“

„Bah!“

„Genau“, sagt die Frau Keuner. „Aber im Wahlkampf machen die Politiker dann auf Piep, piep, piep – Wir haben uns alle lieb. Wie der Jens Spahn vor zwei Jahren. Da hat er mitten im Bundestags-Wahlkampf auf Instagram ein Urlaubs-Selfie gepostet, und zwar vom Tegernsee. Guck es dir im Internet an, im Vordergrund sieht man Jens Spahn und Mann und im Hintergrund eine Berglandschaft. Die Schlagzeile auf rtl.de war, Moment… “ Die Frau Keuner kramt einen Zettel aus der Jackentasche. „Also, die Schlagzeile war: Jens Spahn (CDU) schickt Grüße aus dem Liebesurlaub in den Bergen. Ist das nicht primitiv? Ich sach dir, im Anschluss an die Nachricht vom Liebesurlaub in den Bergen hat der Spahn noch mehr Pakete ohne Absender gekriegt. Ich schick dir den Link, denn den brauchst du noch.“ https://www.rtl.de/cms/jens-spahn-sendet-urlaubsgruesse-gesundheitsminister-mit-ehemann-am-tegernsee-4809772.html

„Wieso brauch ich den Link?“

„Für den Blog-Beitrag, den du schreibst“, sagt die Frau Keuner. „Ich bin übrigens für die gleichgeschlechtliche Ehe. Das Problem ist nur, dass die gleichgeschlechtlichen Promi-Ehepaare in aller Regel genauso spießig sind wie die heterosexuellen. Vor allem die von der CDU. Ich sehe da eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Pärchen Jens und Daniel und dem Pärchen Hannelore und Helmut. Die Kohls sind ja auch immer in die Berge gefahren. An den Wolfgang-See in Österreich, und der Helmut Kohl wollte nie mit der Familie alleine sein, der wollte die Presse immer dabei haben… Hömma, Lisa, wat sitzt du da die ganze Zeit so doof rum? Hast du wohl mal bitte ein Kissen für mich?“

Ich gehe ins Haus und hole ihr eins. „Für die Hannelore Kohl muss das entsetzlich gewesen sein“, sagt die Frau Keuner. „Wo sie doch unter einer Lichtallergie litt. Licht ist aggressiv, wenn es zu viel wird, vor allem das Licht der Öffentlichkeit… Aber da will ich gar nicht dran denken.“ Die Frau Keuner seufzt, aber dann lächelt sie und singt: „Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein…“ Summt, guckt selig. Das Summen geht in ein Brummen über und dann in ein leises Schnarchen.

„Frau Keuner?“

„Schon gut“, sagt die Frau Keuner und gähnt. „Wo war ich noch. Also… Erinnerst du dich noch an die weltweite Reisewarnung vom Auswärtigen Amt, als sie wegen Corona die Grenzen dichtgemacht haben? Das war im Frühjahr 2020. Da hatte der Markus Söder Angst, dass der bayrische Tourismus zusammenbricht. Der Söder hat damals einen kernigen Satz gesagt, der auch noch lustig sein sollte, von oben herab, der Söder kennt ja nur die eine Richtung… Moment, ich muss den noch zusammenkriegen… Also: „Wer Österreich genießen will, der kann das auch in Bayern tun.“ Wäre ich eine österreichische Hotelkraft, wäre ich schwer bedient gewesen, aber die Österreicher haben sich angeblich geschmeichelt gefühlt. Is ja klar, jedes Land will heute Genießerland sein. Is ja auch lecker da. Kennst du Frittatensuppe?“ Ich schüttele den Kopf.

„Du kannst in Bayern keinen Österreich-Urlaub machen“, fährt die Frau Keuner fort. „Doch bei der Frittatensuppe geht das, die kannst du auch in Bayern kochen, sogar vegetarisch. Aber einer wie der Söder wird unruhig, wenn er kein Fleisch kriegt. Der braucht ein ordentliches Stück Fleisch im Bauch. Das sättigt nicht nur, das macht stark. Fleisch ist angeblich auch gut für die Wehrkraft. Deshalb hat der Markus Söder im Frühjahr 2022 ein großes Weißwurst-Frühstück für US-amerikanische Soldaten veranstaltet. Moment, ich kann den Twitter-Text nicht auswendig.“

Die Frau Keuner holt einen weiteren Spick-Zettel aus der Jackentasche und faltet ihn auseinander: „Ich muss mich jetzt zusammenreißen, denn ich esse dermaßen gerne Weißwürste. Wenn ich beim Reden kurz pausiere, liegt das daran, dass mir das Wasser im Mund zusammenläuft.“ Die Frau Keuner stockt, schluckt und redet dann weiter. „Aber die Weißwürste, die man in Köln kaufen kann, haben keine richtige Pelle mehr. Dat beißt sich nicht nur wie Bockwurst, dat bricht sich auch wie Bockwurst.“ Die Freu Keuner seufzt. „Die Pelle von der echten Weißwurst ist so derb, dass man die Wurst nur biegen kannst.“

Die Frau Keuner stockt, schluckt und redet dann weiter. „Also, auf dem offiziellen Twitter-Account vom Markus Söder steht am 11. März 2022: ‚Größtes Weißwurst-Frühstück in Bayern: US-Soldaten verteidigen unsere Demokratie auf der ganzen Welt. Dafür danken wir herzlich mit bayerischen Spezialitäten auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Wir sind verlässliche Partner und stehen vereint zusammen für Frieden und Freiheit.` Das war nur wenige Wochen nach Beginn des Kriegs in der Ukraine, die USA hatten schon mächtig viel Geld in den Irrsinn gepumpt.“

„In der Weißwurst, die man hier kaufen kann, ist kaum noch Kalb drin“, sage ich leise.

„Als wenn du das rausschmecken würdest“, sagt die Frau Keuner. „Das hast du auf der Verpackung gelesen. Auf Twitter kannst du dir übrigens die Fotos vom Weißwurst-Frühstück angucken. Da steht der Söder für Weißwürste an, natürlich an vorderster Front. Und er trägt eine FFP2-Maske, was in dem Zusammenhang schon ein bisschen unpassend ist. Ich versteh aber schon, dass der Söder maskiert war.“

„Warum?“

„Ich würde auch eine Maske tragen, wenn ich Politiker wäre und meine Ehefrau wäre nicht nur seit Ende 2020 Schirmherrin über die berittenen Einheiten der Bayerischen Polizei, sondern auch eine erfolgreiche bayrische Unternehmens-Erbin und Unternehmerin, die versucht hat, mit Corona-Masken zu handeln. Die Frau Baumüller-Söder hat ja angeblich beste China-Kontakte. Da gab es einen erhellenden Artikel im Merkur. Moment… Ich geb dir den Link. Aber die Karin Baumüller-Söder hat immer betont, dass sie mit der Masken-Beschaffung keine Geschäfte machen wollte, sondern nur helfen. Is dat nich lieb?“ Ich nicke. https://www.merkur.de/bayern/nuernberg/ehefrau-karin-baumueller-corona-masken-deals-ffp2-csu-bayern-soeder-91483544.html

Die Frau Keuner lacht. „Lisa, lies bitte die Kommentare, die unter dem Artikel stehen. Manche sind ja kritisch, aber andere… Verstehst du die Sprache? Weißt du, was eine g’führige Piste ist? Was sagst du zu diesem Kommentar? Aus Schnee von Vorgestern kann man keine g’führige Piste mehr bauen…“

„Was das Skifahren angeht, bin ich leider unsportlich“, antworte ich.

„Nicht nur, was das Skifahren angeht“, sagt die Frau Keuner. „Ich hab dich kürzlich an der Tischtennis-Platte gesehen. Schon mal wat von Rückhand gehört?“

„Aber das war ich nicht! Ich spiele schon seit Jahren kein Tischtennis mehr.“

„Dann war das eben deine Doppelgängerin“, sagt die Frau Keuner. „Je älter man wird, desto mehr Doppelgängerinnen hat man. Aber du solltest wirklich an deinem Outfit feilen. Guck dir den Söder an, der sieht immer gut aus, nicht nur wegen der Landtagswahl im Oktober. Und er hat einen gesunden Appetit. Kennst du den Hashtag #Söderisst?“ Ich schüttele den Kopf.

„Söders Lieblingsgerichte sind Nürnberger Rostbratwürste und Kalbskopf mit Kartoffelsalat“, sagt die Frau Keuner. „Den Kalbskopf hat die Mutter Söder immer für den Markus gekocht. Für den Hashtag macht er die Fotos selber, auch die vom Kalbskopf, aber an die eigene Visage lässt er nur Profis ran. Da gab es jetzt diesen Skandal. Der Söder ist ja wirklich fotogen, volle Haare, gute Figur, stattliche Erscheinung, markante Züge, grimmiger Blick. Dass der Bayrische Ministerpräsident fotografiert wird, ist ja normal, aber während seiner Amtszeit haben sich die Ausgaben für Fotos vervielfacht. Hömma, dat sind Steuergelder, geht gar nicht.“ https://www.welt.de/politik/deutschland/article246678732/Markus-Soeder-Fotos-von-Bayerns-Ministerpraesident-kosten-Steuerzahler-220-000-Euro.html

„Lisa, magst du Strammer Max?“

„Ja“, sage ich. „Wenn der nicht ganz so stramm ist, ohne Schinken, mein ich.“

„Ohne Fleischteil ist dat aber nach Meinung von Markus Söder kein Strammer Max mehr“, sagt die Frau Keuner. „Ende April 2022 war auf #Söderisst ein kompletter Strammer Max abgebildet, mit Käse und Schinken. Und wie nennt der Söder das Tellergericht, das er serviert kriegt? Strammer Max für Markus. Kannst du so in die Suchmaschine eingeben. Da redet ein Ministerpräsident von sich selber in der dritten Person. Ist das nicht peinlich? Die Food-Fotos hat der Söder alle selber geknipst. Aber guck dir mal Strammer Max für Markus an: Ich sage dir, die Spiegeleier waren definitiv zu lange in der Pfanne, das Eiweiß ist porös und leicht angebacken, das Häutchen über dem Eigelb ist schon ledrig, der Schinken ist billiger Pressschinken und der Käse abgepackter Allgäuer Emmentaler, und dann steht im Hashtag nicht einmal, wo der Söder das fotografiert hat.“ Die Frau Keuner hält mir ihr Smartphone hin.

„Viel sehe ich ohne Lesebrille nicht“, sage ich. „Aber dieser Stramme Max für Markus sieht kaltgeworden aus. Geht schnell bei Ei.“

„Sach, Lisa, du bist doch Germanistin. Woher kommt der Ausdruck Strammer Max?“ Ich zucke die Achseln, aber die Frau Keuner gibt Strammer Max bei Wikipedia ein, fängt an zu lachen, prustet, grunzt. „Dat darf doch nicht wahr sein.“

„Was steht denn da?“, will ich wissen, geh ins Haus und schnapp mir die Lesebrille. „Kann ich wohl mal gucken?“

Die Frau Keuner reicht mir ihr Smartphone: „… Der Ausdruck Strammer Max wurde um 1920 im Sächsischen mit der Bedeutung „erigierter Penis“ gebildet und anschließend auf das Gericht übertragen, wohl weil es ein besonders „kräftigendes“ belegtes Brot ist…“ https://de.wikipedia.org/wiki/Strammer_Max

„Jetzt tut mir der Markus Söder fast schon wieder leid“, sage ich.

„Der muss dir nicht leid tun“, sagt die Frau Keuner.

„Aber das darf doch nicht passieren. Warum sagt ihm das denn keiner? Der Markus Söder muss Strammer Max für Markus sofort von seinem Hashtag #Söderisst runternehmen. Der macht sich doch lächerlich.“

„Soll er“, sagt die Frau Keuner. „Der Markus Söder soll sich so zeigen, wie er ist und frisst, denn so geht das nicht weiter. Was bildet sich der Mann eigentlich ein. Wer Österreich genießen will, der kann das auch in Bayern tun... Das erinnert mich an die DDR-Staatsführung. Weißt du, was die damals zu den DDR-Bürgern gesagt haben? ‚Wenn es euch auch nach Italia zieht, dann seid ihr mit Eforie Nord doch viel besser bedient.‘ Die SED-Elite war ja eine geschlossene Gesellschaft. Die Bonzen waren damals schon so schlau, den Massentourismus zu meiden. Und dann haben sie auf der Ostsee-Insel Vilm Nobel-Urlaub gemacht. Da waren sie unbeobachtet. Das Volk ist währenddessen zum Schwarzen Meer gefahren und hat in den Trabis geschlafen. Gardinen vorm Autofenster. Die Hotels waren für die Westdeutschen reserviert. Die hatten ja West-Mark. Wenn ich DDRlerin gewesen wäre, hätte ich die Wessis dermaßen gehasst.“

„Ich hätte uns nicht gehasst, aber fürchterlich gefunden“, sage ich.

„Die haben uns damals schon gegeneinander ausgespielt“, sagt die Frau Keuner. „Und wie gehen die Politiker mit unserem Geld um? Als der Jens Spahn im Jahr 2021 seinen Liebesurlaub gemacht hat, stand der schon sehr unter Druck. Der hatte ja ohne Ende auf dicke Hose gemacht und vom Bundesrechnungshof einen Anschiss gekriegt. Die haben dem Gesundheitsministerium Geldverschwendung vorgeworfen, du erinnerst dich vielleicht, da ging es um die Beschaffung von Schutzmasken. Spahns Ministerium hatte viel zu viele Masken bestellt und dann nicht bezahlt. Das ist so primitiv, dass da keiner drauf kommt.“

Die Frau Keuner macht eine kurze Pause und redet dann weiter. „Schon im Frühjahr 2021 hatte der Unternehmer Walter Kohl, CDU, Sohn vom Helmut Kohl, CDU, das Bundesgesundheitsministerium verklagt. Der Skandal ist ja nicht nur, dass die Masken nicht bezahlt wurden, sondern dass ausgerechnet der Sohn vom Kohl den Großauftrag hatte. Und jetzt gib bitte bei Google „Maskendeals“ ein. Dann siehst du, wer da alle beteiligt war. Eine einzige Vettern- und Ehegattenwirtschaft. Die meisten aus dem Umkreis von CDU/CSU. Alfred Sauter und Georg Nüßlein, Andrea Tandler, Tochter vom ehemaligen CSU-Generalsekretär Gerold Tandler u.u.u. Die Burda GmbH hat mehr als eine halbe Million FFP2-Masken an das Bundesgesundheitsministerium verkauft. Und wer leitet die Burda-Repräsentanz in Berlin? Daniel Funke, der Ehemann von Jens Spahn.“

„Ich hab noch paar Masken übrig“, sage ich. „Rosa“.

„Kannst du wegschmeißen“, sagt die Frau Keuner. „Angeblich taugen die alle nicht mehr. Im Juni habe ich gelesen, dass 755 Millionen Schutzmasken vernichtet werden müssen. Dabei haben sie von Anfang an versucht, den Maskenkonsum ankurbeln, um die teuer bezahlten Dinger irgendwie loszukloppen. Das war dermaßen primitiv. Und wie sie die älteren Menschen veräppelt haben. Weißt du noch, da haben alle gesetzlich Krankenversicherten über 60 einen Brief von der Bundesregierung gekriegt, im Januar 2021. Vielleicht erinnerst du dich, dieses Schreiben, wo stand, dass alle über 60 ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Die Bundesregierung hat behauptet, dass sie uns schützen will. Und dann hat da gestanden, dass man bis zum 6. Januar drei Masken mit hoher Schutzwirkung kostenlos kriegt. Der Brief war undatiert, und da stand nicht einmal ein Neujahrsglückwunsch drunter. Das hat mich stutzig gemacht. Das Schreiben war halbseiden und primitiv, die Absende-Adresse war München-Flughafen.“

Ich nicke: “ Die selbe Absende-Adresse wie beim Brief von Karl Lauterbach.“

„All die Verbrechen haben keine Konsequenzen“, sagt die Frau Keuner. „Die Masken-Deals gelten als Kavaliersdelikte. Sauter und Nüsslein dürfen sogar ihre fetten Provisionen behalten. Die sahnen ab, aber für uns gibt es nicht einmal den versprochenen Trostpreis. Knausrig waren die auch noch. Der Brief von der Bundesregierung ist erst Mitte Januar angekommen, da waren die kostenlosen FFP2-Masken längst weg. Wenn es die je gegeben hat. So lockt man die älteren Menschen in die Apotheke. Leider war ich so wütend, dass ich den Brief weggeschmissen hab.“

„Ich hab den Brief auch erst Mitte Januar gekriegt“, sage ich. „Das war auch zu spät fürs Lockangebot. Aber ich hab den Brief aufbewahrt. Für meinen Blog.“

„Hui“, macht die Frau Keuner. „Ich bin jetzt mal kurz weg. Aber heute Abend komm ich wieder. Und du hast bis dahin Kölsch besorgt und kalt gestellt. Und brat mir bitte paar Buletten. Dass du das Beweismaterial noch hast, dieses unseriöse Schreiben von der Bundesregierung.“

Ich wusste nicht, dass sie dazu in der Lage ist, aber die Frau Keuner lächelt. „Lisa, ich liebe dich.“

Elfchen im Siebten: Was machst du mit dem Knie, lieber Jens?

In dIesem Jahr ist der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn nicht in die deutschen Berge gefahren, sondern nach Südtirol. In einem Artikel auf rtl.de lautet die Schlagzeile: Sonnige Grüße mit Lederhosen: Jens Spahn teilt privaten Urlaubsschnappschuss

Abgebildet ist ein Foto, das Spahn auf Instagram gepostet hat. Jens Spahn und Ehemann Daniel Funke zeigen sich -wie schon beim Oktoberfest im Jahr 2018- in feschen Lederhosen. Ein Bild-Ausschnitt:

Die Jungs, mit denen ich Ostern 1965 eingeschult wurde, spielten immer dasselbe Spiel. In den Pausen näherten sie sich uns Mädchen von hinten, hoben uns den Rock hoch und riefen laut (damit alle es mitkriegten): „Deckel hoch, der Kaffee kocht.“ Anders als die altklug-coolen Mädchen von heute fanden wir die Jungs nicht sexistisch oder frauenfeindlich, sondern einfach nur nervig.
Wir Mädchen guckten uns die Jungs natürlich auch an, aber weniger plump. Da sie im Sommer alle in kurzen Lederhosen (die man weder waschen musste noch konnte) rumliefen, bekamen wir ihre drahtigen Beine zu sehen. Den Rest konnten wir uns denken. Da wir zu den geburtenstarken Jahrgängen gehörten, hatten die meisten von uns Brüder und kannten sich aus.
Ich finde Männer-Knie nach wie vor erotisch. Diese hier sprechen meine Betrachtungsfreude an. Vor allem die Knie links im Bild haben es mir angetan. Doch who is who? Welche Knie gehören zu wem, können wir Jens Spahn an seinen Knien erkennen? Wer die Lösung wissen und das ganze Foto sehen will, möge folgenden Link anklicken: https://www.rtl.de/cms/jens-spahn-urlaub-in-lederhosen-politiker-teilt-privaten-schnappschuss-mit-seinem-mann-5052702.html

Während ich die Knie betrachte, kommt mir ein bekanntes Lied in den Sinn. Den Refrain kennen die älteren unter uns auswendig. Was machst du mit dem Knie, lieber Hans, mit dem Knie, lieber Hans, beim Tanz… Gleich kommt mir die Idee für ein Elfchen. Der Tanz wird zum Tänzchen, Hans zum Hänschen, das reimt sich auf JensCHEN.

Was machst du mit….

… dem

Knie, lieber

Jens, mit dem

Knie, lieber Jens, beim

Dance…

Das Lied, dessen Refrain ich hier nur leicht variiere, ist fast hundert Jahre alt: Was machst du mit dem Knie, lieber Hans, beim Tanz (1925) …. Aus der Perspektive der Geliebten erzählt das Lied mit leisem Spott von Hans, der beim Tanzen eine große Leidenschaft entwickelt, sich aber, wenn sie mit ihm alleine ist, als langweilig entpuppt. Hans will gesehen werden, er braucht Publikum.

So porträtiert Autor Fritz Löhner-Beda (Bedřich Löwy) den eitlen Gockel, der sich permanent zur Schau stellen muss: Man sieht mich, also bin ich (lebendig). Im VIP-Zeitalter hat sich die Lage zugespitzt. Heutzutage ist die politische und mediale Bühne bevölkert von egozentrischen Sebstdarstellern. Jens Spahn ist einer von ihnen.

Abgedruckt ist das Lied unter anderem im Internet- Volksliederarchiv des Bremer Verlags Müller-Lüdenscheidt. https://www.volksliederarchiv.de/schlager/was-machst-du-mit-dem-knie-lieber-hans/ Dieses Archiv (eine Fundgrube!) stellt die Lieder nicht nur vor, sondern liefert Hintergrundinformationen. Eine zentrale Frage ist die nach Ursprung und Urheberschaft: Wo und wann ist das Lied entstanden, wer hat das Lied getextet bzw. komponiert?

Genauigkeit ist schon deshalb wichtig, weil das Internet -gerade was die Urheberschaft betrifft- zahlreiche Fehlinformationen enthält. So wird als Schöpferin des Lied Was machst du… gerne Brigitte Mira genannt, die das Lied allerdings nur interpretiert hat, schön, aber ein bisschen zu schön. Aber warum kommt mir das Lied in Brigitte Miras Interpretation glatt und gefällig vor?

Ich höre mir die Mira-Version auf verschiedenen You-Tube-Kanälen an und bekomme die Antwort. Brigitte Miras Vortrag endet bereits mit der sechsten Strophe:

Warum wippst du mit den Schultern so sehr?
Und was hüpfst du wie ein Floh hin und her?
Und was machst, ja was machst du
mit dem Knie, lieber Hans, beim Tanz?

Dass Brigitte Mira das Lied verkürzt, ist ärgerlich, denn in den letzten vier Strophen, die sie ausspart, entfaltet das Lied seinen tiefgründigen Humor.

Hans hat Angst, mit der Geliebten alleine zu sein, und flieht ins Büro:

Sind wir allein einmal beim Wein
in unserm Zimmer
dann musst du immer
gleich ins Büro

Doch in Gesellschaft bin ich dir
ganz unersetzlich
da zwickst du plötzlich
mich a propos.
(Strophen 7 und 8)

Schade, aber es gibt die Gelegenheit, sich das großartige Lied in ungekürzter Fassung anzuhören. Ich persönlich empfehle trotz angekratzter Tonqualität die Interpretation von Franzi Ressel aus dem Jahr 1925. Mit ihrem schnellen Gesang und den leichten Kieksern in der sich immer wieder überschlagenden Stimme bringt Franzi Ressel die spöttische Gereiztheit der Geliebten ganz wunderbar zum Ausdruck. https://www.youtube.com/watch?v=Emt_JKm2RFk

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Zur Lebensgeschichte der Juden Bedřich Löwy (Autor) und Richard Fall (Komponist):

Bedřich Löwy wurde am 24. Juni 1883 in Wildenschwert, Böhmen geboren. Der Wiener Librettist, Schlagertexter und Schriftsteller gehörte zu den populärsten deutschsprachigen Lieddichtern seiner Zeit. Er veröffentlichte dabei meist unter dem Namen „Beda“ bzw. Fritz Löhner-Beda. Zu seinen größten Erfolgen gehören Operetten-Libretti wie „Land des Lächelns“ oder „Ball im Savoy“ und natürlich Lieder wie „Ausgerechnet Bananen“, „In der Bar zum Krokodil“, „Du schwarzer Zigeuner“,  „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“, „Rosa wir fahrn nach Lodz“ und „Dein ist mein ganzes Herz“. Aus seiner Feder stammt ebenfalls das „Buchenwaldlied“. Am 4. Dezember 1942 wurde er im KZ Auschwitz III Monowitz ermordet.https://www.volksliederarchiv.de/lexikon/loehner-beda/ Die Seite zitiert auch einen Brief an den Spiegel aus dem Jahr 1974, der beschreibt, auf welch grauenvolle Weise Bedřich Löwy ermordet wurde.

Richard Fall, Komponist des Liedes, geboren am 3. April 1882 in GewitschÖsterreich-Ungarn, wurde, nachdem er im Jahr 1938 nach Frankreich geflohen war, „am 20. November 1943 vom Sammellager Drancy aus in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert,[1] wo er Anfang 1945, vor der Befreiung des KZ, ermordet wurde.“ https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Fall